Goethes Briefe: GB 2, Nr. 235
An Henriette von Knebel

Frankfurt a. M. , 3. Mai 1775. Mittwoch → Nürnberg


Hier gnädge Frℓ. ein Brief von ihrem Hℓ. Bruder, den ich so alleine nicht lauffen lassen kann. Er hat mir auch einen langen lieben Brief geschrieben, ob ich's gleich gar nicht um ihn verdient habe. Auch danck ich Ihnen für den​1 Ihrigen, spät aber herzlich. Ich habe die sehr angenehme Bekanntschafft der Fr. v. Altenstein und und ihrer Frℓ. Töchter gemacht, und hoffe sie bald wieder zu sehen. Ich lebe wie immer in Strudeley, und Unmäsigkeit des Vergnügens​2 u. Schmerzens. Dencken Sie manchmal im Guten an mich. Frfurt. dℓ. 3 May. 1775.

Goethe.

  1. dem​n​ ↑
  2. Vergnu​ügens​ ↑

H: GSA Weimar, Sign.: 29/271,I. – Doppelblatt 18,6(–18,8) × 22,8 cm, ⅔ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 Adresse: An Fräulein / Henriette ​von Knebel / nach / ​Nürnberg / ​franck; darunter rotes Initialsiegel: „G“; Bl. 1 am äußeren Rand in der Mitte beschädigt durch Öffnen des Siegels, weitere Beschädigungen an den Kanten der Kuvertfaltung.

E: Einundvierzig Briefe von Goethe nebst 2 Briefen der Frau Rath und 1 Brief von K. Ph. Moritz. Mitgetheilt von W. Arndt u. a. In: GJb II (1881), 238 (Gustav von Loeper).

WA IV 2 (1887), 261, Nr 328 (Hinweis auf H in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 212).

Brief von Carl Ludwig von Knebel an seine Schwester Henriette (vgl. 188,15).

Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Henriette von Knebels (vgl. 188,18). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.

Postsendungen: 4. Mai 1775 (AB, 8).

Brief von ihrem Hℓ. Bruder] Möglicherweise Knebels Brief an seine Schwester Henriette vom 14. März 1775 (Karl Ludwig von Knebel's literarischer Nachlaß und Briefwechsel. Hrsg. von K〈arl〉 A〈ugust〉 Varnhagen von Ense und Th〈eodor〉 Mundt. Bd 2. Leipzig 1835, S. 187–192).

einen langen lieben Brief] Nicht überliefert; es dürfte sich um die Antwort auf Nr 229 handeln.

den Ihrigen] Nicht überliefert; Henriette von Knebel hatte offenbar ihre anfängliche Scheu, Briefe an Goethe zu richten, überwunden (vgl. zu 152,23).

Fr. v. Altenstein und und ihrer Frℓ. Töchter] Die Identität der Frau von Altenstein ist nicht sicher geklärt. Bisher wurde angenommen, es handle sich um Juliana Philippina Wilhelmina von Stein zum Altenstein geb. Freiin von Adelsheim, Mutter des Freiherrn Karl Sigmund Franz von Stein zum Altenstein, des ersten preußischen Kultusministers. Sie hatte aber im Mai 1775 nur eine einzige Tochter, die außerdem erst ein halbes Jahr alt oder bereits gestorben war (Wilhelmine Luise Mariana, geboren am 1. Dezember 1774). In Frage käme vielleicht Constantia Elisabetha Sophia von Stein zum Altenstein geb. Schenck von Schweinsberg, seit 1746 Ehefrau von Gottlob von Stein zum Altenstein (aus der Linie Altenstein-Ditterswind). Ihr Vater Carl Ludwig Schenck von Schweinsberg war hessen-darmstädtischer Rat und Erbschenk. Sie hatte also Verwandte in Hessen und könnte in Frankfurt zu Besuch gewesen sein. Schweinsberg liegt 15 km östlich von Marburg. Constantia von Stein zum Altenstein hatte mindestens zwei Töchter: Karoline Elisabetha und Juliane Wilhelmine. (Nach freundlichen Mitteilungen von Siglinde Buchner, Gesellschaft für Familienforschung in Franken, Weißenburg, und Helmut Klingelhöfer, Hessisches Staatsarchiv Marburg.)

und und] Goethe schrieb am Zeilenwechsel versehentlich zweimal und.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 235 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR235_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 188–189, Nr 235 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 481–482, Nr 235 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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