Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 745
30. Juli 1779, Freitag, Weimar

d. 30 Dessen Brief an Schnaus wegen Burgsdorf und seine Entlassung. Auch dies hat uns das Schicksaal schön eingeleitet durch seine lezte Abwesenheit sind wir geprüft und er fällt ab wie ein überreifer Apfel.

Neue1 Condouite fürs künftige. Vorsicht mit dem Herzog. Von einem gewissen Gang nicht abzuweichen, und im Anfang nichts zu rühren.

War2 wieder Streit mit und s. Fr. die leidige Undanckbaarkeit3 drückt ihn sehr,4 und dass man ihn so scheuslig verkennt. D. abzuhalten dass er nur nichts für sich thut, denn er ist noch sehr unerfahren besonders mit Fremden,5 und hat wenig Gefühl6 zu anfangs wie neue Menschen mit ihm stehen.7

Projeckt zur Reise nach Frf. überlegt.

  1. R → Neue  ↑
  2. Was → War  ↑
  3. Undanckbaarket > Undanckbaarkeit  ↑
  4. dem > sehr,  ↑
  5. Fremden. → Fremden,  ↑
  6. gefühl → Gefühl  ↑
  7. danach Rest des Blattes, ca zwei Zeilen, leer ↑

H: GSA 27/5


Das Tagebuch ist von Goethe eigenhändig geschrieben. (Zusätze von fremder Hand siehe unten.) Die Eintragungen befinden sich auf Durchschußblättern (165/170 × 200/210 mm) und auf einem eingelegten, zweifach gefalteten Doppelblatt (185 × 280 mm) in einem vorgedruckten Kalender mit dem Titel: »Verbesserter / Calender 〈…〉 Auf das Jahr Christi / 1779. 〈…〉 Leipzig, / 〈…〉

Gotthelf Albrecht Friedrich Löper.« Vgl zu 1778.

Druckseiten des Kalenders: 62 (unpaginiert)

Durchschuß- und Einlageblätter insgesamt: 32

Beschriebene Blätter: 20


Der Kalender (175 × 210 mm) am Rücken eingebunden, der Rückeneinband (25 × 210 mm) aus gemustertem zinnoberrotem Kartonpapier. Auf dem Titelblatt achteckiges Titelschild mit der Aufschrift 1779 von Goethes Hand. Vorder- und Rückseite (Titelblatt und letzte Druckseite) stark vergilbt, tintenfleckig, stark abgegriffen. Die bedruckten Kalenderseiten aus holzhaltigem Druckpapier, die Durchschuß- und Einlageblätter zumeist aus stark vergilbtem Schreibpapier, die Ränder unbeschnitten, gewellt. Bl 17–20, 23–24 aus festem, leicht vergilbtem Schreibpapier, die Ränder beschnitten. Fadenheftung.


Zum Inhalt des »Calenders« 1779 siehe zu 1778.


Schreibmaterial und Zusätze von fremder Hand:

Schwarze, zum Teil ins Bräunliche verblaßte Tinte.

Einzeichnung runder Klammern, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

2. Januar: (Volgst. bis hoher Mond.)

13. Januar: Klammer nach die heilsamste Diät.

30. Januar: (Clauer bis bewundern.) (Die Geschichte bis vergessen.)

14. Februar: (Mit Friz bis gessen)

1.–9. März: (1. bis N. Robling Einfügungszeichen)

9.–11. März: (besehen bis allein)

12. März: (gedacht bis Saukram.)

13. März: (Glauers Arb. bis hübsch.)

14. März: (14. bis Gessen.)

14. Juli: (Machte bis nach Hause) spitze Klammer nach Kr. Casse

18.–20. Juli: (18) bis närrisch.)

25. Juli: (Meine Idee bis schmerzen mich.)

26. Juli: (Der Herzog bis von Erfurt.)

30.–31. Juli: (Projeckt bis imitirt.)

22. August: Klammer vor Zeichnete

26. August: (Er erzählte bis mit Knebeln.)

28.–30. August: (d. 28 bis und Nacht.)

3. September: (d. 3 bis im Garten,)

Korrekturen und Ergänzungen, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

5. Januar: nach und nach Punkt ergänzt; nach korr zu »Nach«; im Leerraum nach auf weniges eingefügt: »vom 6.–10.«

10. Januar: nach Verhältnisse, sind und benuzen Komma ergänzt; Endets korr zu »Endet’s«

13. Januar: Gotter korr zu »Götter«

30. Januar: nach 30 Punkt ergänzt

1. Februar: nach Fr. senkrechter Strich ergänzt

Auf den beschriebenen Durchschußblättern Bleistiftpaginierung von unbekannter Hand jeweils Vs rechts bzw Rs links oben.

Bleistiftvermerke: auf dem Titelblatt rechts oben »26 Bl.« (»26« korrigiert aus »20«), rechts unten der Signaturvermerk »5«, auf Bl 5 Vs rechts unten »(Tagebuch 1779, März)«, auf Bl 6 Vs rechts oben »a«.


Zählung und Anordnung der Handschrift:

Bl 1–2 (zwischen Ks 6 und 7):

Tgb-Eintr Januar

Bl 3–4 (zwischen Ks 8 und 9)

Bl 3 und 4 Rs:

Tgb-Eintr Februar

Bl 4 Vs leer

Bl 5–6 (zwischen Ks 10 und Bl 7 eingelegtes Doppelbl)

Bl 5 leer

Bl 6 Vs:

Tgb-Eintr März: Dornb. 79

Bl 6 Rs:

Tgb-Eintr März: Apolda.

Bl 7–8 (zwischen Ks 10 und 11)

Bl 7 Vs–8 Vs:

Tgb-Eintr März

Bl 8 Rs leer

Bl 9–10 (zwischen Ks 12 und 13)

Bl 9 Vs und 10 Vs:

Tgb-Eintr April

Bl 9 Rs und 10 Rs leer

Bl 11–12 (zwischen Ks 14 und 15)

Bl 11:

Tgb-Eintr Mai

Bl 12 leer

Bl 13–14 (zwischen Ks 16 und 17)

Bl 13:

Tgb-Eintr Juni

Bl 14 leer

Bl 15–20 (zwischen Ks 18 und 19)

Bl 15 Vs–18 Vs:

Tgb-Eintr Juli

Bl 18 Rs–20 leer

Bl 21–24 (zwischen Ks 20 und 21)

Bl 21 Vs–24 Vs:

Tgb-Eintr August

Bl 24 Rs leer

Bl 25–26 (zwischen Ks 22 und 23)

Bl 25:

Tgb-Eintr September

Bl 26 leer

Bl 27–28 (zwischen Ks 24 und 25) leer

Bl 29–30 (zwischen Ks 26 und 27) leer

Bl 31–32 (zwischen Ks 28 und 29) leer


D:

Friedrich Wilhelm Riemer: Mitteilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841. S. 79–100 passim (Auszüge) Carl August Hugo Burkhardt: Goethe’s Tagebuch 1779. In: Die Grenzboten 33 (1874), 2. Semester, 3. Bd, Nr 27. S. 18–26 (Auszüge)

Robert Keil: Goethe’s Tagebuch aus den Jahren 1776–1782. Leipzig 1875. S. 175–203 WA III 1, 76–98, udT: 1779.

Dessen Brief an Schnaus] Der Brief Jacob Friedrich von Fritschs an Christian Friedrich Schnauß nicht ermittelt.

Burgsdorf] Gemeint ist vielleicht ein Verwandter des 1776 gestorbenen sachsen-weimarischen Generalmajors Georg Heinrich von Burgsdorf, vielleicht auch die Ortschaft nordöstlich von Eisleben.

Entlassung] Wohl Rücktrittsgesuch Jacob Friedrich von Fritschs.

seine lezte Abwesenheit] Jacob Friedrich von Fritsch hatte laut Sessionskalender (AS 1, S. LXXIII) vom 15. Mai bis 10. August 1779 Urlaub.

Condouite] Verhalten, Betragen.

Vorsicht mit dem Herzog] Im Unterschied zu Goethe war Carl August offenbar daran interessiert, den Rücktritt Jacob Friedrich von Fritschs zu verhindern.

War wieder Streit] Wohl Auseinandersetzung zwischen Goethe und Carl August über Jacob Friedrich von Fritsch.

s. Fr.] Vermutlich gemeint: seinen Fritsch.

die leidige Undanckbaarkeit] Wohl der von Jacob Friedrich von Fritsch gegenüber Carl August vorgebrachte Vorwurf der Undankbarkeit, der mangelnden Würdigung seiner Amtstätigkeit.

Projeckt bis überlegt] Die von Goethe geplante und vorbereitete Reise begann am 11./12. September 1779; siehe die Erläuterung zum 11. September und die erste Erläuterung zum 12. September 1779. Am 9. August 1779 teilte Goethe nach Frankfurt mit, daß die Ankunft der Reisegesellschaft im September zu erwarten sei und daß die Reise in die Rheingegend führe; siehe Brief an Catharina Elisabeth Goethe, 9. August 1779 (WA IV 4, 49–53). Quartier in Goethes Elternhaus am Hirschgraben: 18.–22. September 1779, 24. Dezember 1779 – 10. Januar 1780 (mit Unterbrechungen). Inwieweit Goethe bereits zu diesem Zeitpunkt die Schweiz als Reiseziel bestimmt hatte, ist unsicher. Siehe Brief an Charlotte von Stein, 10. September 1779 (WA IV 4, 60): Nach Franckfurt gehen wir 〈…〉. Siehe Carl August an Anna Amalia, 21. September und 16. Oktober 1779 (BG 2, 140).

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 30.7.1779 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_0745.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 84–85 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. 483–484 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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