Editionsgrundsätze

Die Edition von Goethes Tagebüchern umfasst sämtliche überlieferten Tagebuchaufzeichnungen und Reisetagebücher Goethes, eingeschlossen alle in seinen Tagebuchbänden oder -heften enthaltenen sonstigen Eintragungen. Texte mit Werkcharakter (z. B. »Aus einer Reise in die Schweiz, bearbeitet von Eckermann«) werden nicht aufgenommen. Vorstufen, Notizen, Entwürfe oder ähnliches zu den Tagebüchern werden nach abgeschlossener Durchsicht des gesamten Goethe-Bestandes im GSA und in anderen Archiven als Supplemente ediert.

Text

Textgrundlage und Textgestaltung

Der Text wird nach den Handschriften buchstaben- und zeichengetreu wiedergegeben. Groß- und Kleinschreibung sowie Getrennt- und Zusammenschreibung werden ebenfalls buchstabengetreu reproduziert, sofern der graphische Befund dies zulässt. Sind Groß- und Kleinbuchstabe graphisch identisch (mitunter bei B-b, D-d, F-f, T-t), wird der Kontext bei der Entscheidung mit herangezogen. Als Entscheidungskriterien dienen auch – sofern man sie zweifelsfrei als solche erkennen kann – autorspezifische Schreibgewohnheiten. Erlauben aber auch sie kein verlässliches Urteil, so wird nach dem gegenwärtigen Schreibgebrauch entschieden.

Der Geminationsstrich über n und m wird zur Doppelschreibung nn und mm aufgelöst, der zeitübliche doppelte Binde- und Trennstrich einheitlich als einfacher wiedergegeben. Das Trema über y entfällt. Hör-, Lese- oder Schreibfehler werden im edierten Text beibehalten und im Apparat berichtigt (durchgesthn; gemeint durchgesehn). Nicht eindeutig zu entziffernde Stellen oder Buchstaben werden unterpunktiert, unleserliche Stellen durch große bzw. kleine liegende Kreuze (✕ , × ) markiert. Textlücken im laufenden Text werden durch Spatien bis zu vier Geviert Umfang wiedergegeben.

Abkürzungen im Text der Tagebücher sind beibehalten. Selten vorkommende oder nicht eindeutig zu verstehende Abkürzungen finden sich im »Verzeichnis der Abkürzungen, astronomischer und anderer Zeichen Goethes«. Weniger als fünfmal vorkommende Abkürzungen werden in den Erläuterungen aufgelöst, Abkürzungen von Orts- und Personennamen innerhalb des Registers, das zugleich als Abkürzungsverzeichnis dient.

Abbrechungszeichen werden nicht wiedergegeben, Verschleifungen am Wortende ausgeschrieben. Hervorhebungen werden einheitlich durch Sperrung gekennzeichnet. Auf die Unterstreichung eines einzelnen Buchstabens oder einer einzelnen Zahl wird im Apparat hingewiesen.

Anordnung und Gliederung der Tagebuchtexte

Der edierte Text steht linksbündig. Linksbündig ist auch – soweit handschriftlich oder durch ein Kalendarium vorgegeben – die Datumszeile ausgerichtet. Absätze im Original werden durch Absätze im Text kenntlich gemacht.

Bei stichwortartigen Eintragungen wird die räumliche Anordnung reproduziert. Besonderheiten der Textdarbietung und -anordnung (z. B. Leerräume zwischen den Zeilen, Veränderungen der Schreibrichtung und des Schreibmaterials, Unsicherheiten in der Textabfolge, Unterpunktierungen von Textstellen) werden im Apparat beschrieben.

Fehlende kalendarische Angaben in Goethes eigenhändigen Tagebuchaufzeichnungen werden nicht ergänzt. Sie ergeben sich aus dem jedem Tagebucheintrag zugeordneten Normdatum.

Textkritischer Apparat

Der Apparat besteht aus Mitteilungen zur Handschrift und aus dem Variantenverzeichnis. Vom edierten Text wird der Apparat durch einen Zwischenraum und einen Strich getrennt. Verzeichnet werden alle Varianten der Handschrift, wobei nicht der Vorgang, sondern das Ergebnis der Änderung dargestellt wird.

Die Korrekturen werden durch spezielle Zeichen (siehe »Verzeichnis der Siglen, Zeichen und Abkürzungen in Text, Apparat und Kommentar«) wiedergegeben. Darauf folgt die Angabe der Schreiber. Die Angabe zu den Schreibern entfällt, wenn es sich durchgehend um eigenhändige Niederschrift Goethes handelt.

Durch Zeilenangabe eingegrenzt und im Einzelnen beschrieben werden Unsicherheiten der Zuordnung sowie Besonderheiten in der räumlichen Anordnung der Handschrift.

Steht getilgter varianter Text zwischen den Textzeilen, so erfolgt die Positionsangabe »danach«, bezogen auf die letzte vorangehende Textzeile. Mehrere Mitteilungen zu einer Textzeile werden jeweils durch einen senkrechten, in der Mitte unterbrochenen Strich (¦) voneinander getrennt.

Innerhalb des varianten Textes im Apparat werden Verse, unvollständige Zeilen und Absätze durch einfachen Schrägstrich gekennzeichnet.

Kommentar

Überlieferung

Die Angaben zur Überlieferung erfolgen für jede einzelne Überlieferungseinheit, wie sie archivalisch aufbewahrt und mit eigener Signatur versehen ist. Innerhalb dieser Einheiten werden gegebenenfalls Hefte oder sonstige Subteile voneinander unterschieden. Generell erfolgen nur die zur Identifizierung nötigen Angaben.

Zunächst werden, unter der Sigle H, Aufbewahrungsort und Signatur der Handschrift vermerkt. Daran schließt sich die Beschreibung der Handschrift an mit Angaben zu:

– Art der Überlieferungseinheit: Bezeichnung (Schreibkalender, Pappband etc.); Titel; Umfang und/oder Anzahl der Teile; Format (in mm, Breite vor Höhe; bei Bildern Höhe vor Breite); gegebenenfalls Hinweis auf Durchschussblätter, Randbeschneidungen, Beschädigungen und ähnliches.

– Einband oder Umschlag der Überlieferungseinheit und der Subteile: Art, Stärke und (derzeitige) Farbe des Papiers oder der Pappe; Aufdrucke, Aufklebungen, Aufschriften; Beschaffenheit der Innenseiten des Einbands.

– Einband oder Umschlag der Überlieferungseinheit und der Subteile: Art, Stärke und (derzeitige) Farbe des Papiers oder der Pappe; Aufdrucke, Aufklebungen, Aufschriften; Beschaffenheit der Innenseiten des Einbands.

– Zählung und Aufgedrucktes: Paginierung der Kalender, gegebenenfalls der Durchschussblätter bzw. Teile usw.; Übersicht zum Inhalt und Aufbau des Kalenders; Übernahme vorgedruckter Monats- und Tagesangaben in den edierten Tagebuchtext.

– Schreibmaterial und Schreiber: Summarische Angaben, da Wechsel von Schreiber und Goethes eigenhändigen Eintragungen im Apparat des Textbandes verzeichnet ist.

– Zeichnungen innerhalb der Tagebuchtexte: Abmessungen (in mm, Höhe vor Breite), Zeichenmaterial und Beschriftung.

– Beschreibung zugehöriger separater Zeichnungen: Aufbewahrungsort und Inventarnummer, Abmessungen (Höhe vor Breite), Papierfarbe (dem derzeitigen Zustand gemäß), Zeichenmaterial und Beschriftung.

Abschließend werden, unter der Sigle D, die bis WA einschließlich erschienenen Drucke sowie spezielle Publikationen (Faksimiledrucke und ähnliches) aufgelistet.

Erläuterungen

Die Erläuterungen beziehen sich auf den jeweiligen Tagebuchtext und schlüsseln Anspielungen auf Personen, Orte oder Werke sowie Abkürzungen auf, die nicht anderweitig verzeichnet sind. Zudem enthalten die Erläuterungen auch die zum Verständnis der Tagebucheintragungen notwendigen Querverweise.

Im Tagebuch erwähnte Briefe von und an Goethe werden mit Quellenangabe versehen bzw. als nicht überliefert vermerkt. Erwähnte Zeichnungen Goethes werden mit ihrer Nummer im »Corpus der Goethezeichnungen« identifiziert. Bei den Formatangaben steht Höhe vor Breite.

Zitierte Goethetexte erscheinen in der Schriftart Blacker Pro Text und ohne Anführungszeichen, sonstige Zitate kursiv und in Anführungszeichen. Alle Werktitel (auch Goethes), mit Ausnahme der griechischen, stehen zwischen französischen An- und Abführungszeichen (» «). Zusätze in zitiertem Text werden durch ⟨ ⟩ eingeschlossen, Auslassungen durch ⟨...⟩ gekennzeichnet. Verswechsel, unvollständige Zeilen und Absätze werden durch einfachen Schrägstrich gekennzeichnet.

Kann auf historisch-kritische Ausgaben nicht zurückgegriffen werden, wird der jeweils relevante Textzeuge (Druck oder Handschrift) zitiert. Den Nachweisen der handschriftlichen Quellen werden die archivalischen Signaturen beigegeben. Goethetexte werden in der Regel nach WA zitiert. Wird eine neuere Edition benutzt (DjG, DuW, LA), wird die WA-Stelle zusätzlich angegeben.

Quellen, Ausgaben und Veröffentlichungen, die weniger als viermal im Erläuterungstext angeführt oder zitiert werden, erhalten keine Sigle, sondern an der betreffenden Erläuterungsstelle einen vollständigen bibliographischen Nachweis.

Register

Im Register werden alle im Tagebuchtext direkt oder indirekt genannten Personen und Werktitel, biblischen und mythologischen sowie geographischen Namen, Anonyma und Periodica, aber nicht die Heiligennamen in den aus gedruckten Kalendarien übernommenen Datumszeilen erfasst.

Bei Personen werden mitgeteilt: Name und Vornamen (der Rufname, soweit eruierbar, gesperrt), Geburts- und Sterbejahr, spezifische Informationen zum Beruf und zu wichtigen Aufenthaltsorten. Die Vornamen werden in ihrer historischen Form wiedergegeben (Jacob und Carl statt Jakob und Karl). Französische Vornamen werden ohne Bindestrich geschrieben. Orientalische und slawische Personen- und Ortsnamen sind nach den Richtlinien des Dudens wiedergegeben.

Summarisch erwähnte Familienangehörige werden, wenn es der Kontext erfordert, genauer aufgeschlüsselt. Nicht identifizierbare Bedienstete sind ihren Dienstherren zugeordnet. Personengruppen, deren Zahl nicht eingrenzbar ist, sowie als Tätigkeitsbezeichnungen einzustufende Anonyma (»Fuhrmann«, »Strumpfwirker«) werden nicht in das Register aufgenommen.

Bei den Personen sind alle im Tagebuch erwähnten Sendungen verzeichnet, die sie an Goethe gerichtet und/oder von ihm erhalten haben.

Für Werke werden – unter dem Namen des Künstlers oder Autors – nach Möglichkeit die von Goethe benutzten Ausgaben genannt.

Anonyma und Periodica werden strikt unter dem ersten Titelwort verzeichnet.

Das Register der Werke Goethes enthält seine im Text direkt oder indirekt genannten Werke, die von ihm herausgegebenen Zeitschriften sowie die zu seinen Lebzeiten erschienenen Werkausgaben und seine Zeichnungen. Die Gedichte werden unter ihrem Gattungsstichwort je nach Erwähnung nach Anfängen oder nach Titeln verzeichnet. Die Gedichtanfänge sind mit drei Auslassungspunkten versehen. Bei gleichlautenden Überschriften folgt der Anfang in Klammern nach, umgekehrt gilt dies für gleichlautende Anfänge. Entsprechend werden auch die amtlichen Schriften, Werkausgaben und Zeichnungen unter dem Gattungsstichwort eingeordnet. Um werkgeschichtliche Zusammenhänge zu verdeutlichen, werden – soweit möglich – Werkabschnitte gekennzeichnet und die Fassungen der Werke nachgewiesen.