Den 15 Junius 1775. Donnerstags morgen aufm Zürchersee. 1
Vom Berge in die See Vid. das Privat Archiv des Dichters Lit. L.
- Den bis Zürchersee. Lav ↑
- Thalias → Clios ↑
- die Strophe schrieb Friedrich Leopold zu Stolberg, die Reimwörter Goethe ¦ darunter waagerechter Strich ↑
- die Strophe schrieb Johann Caspar Lavater, die Reimwörter F. L. zu Stolberg ¦ darunter waagerechter Strich ↑
- die Strophe schrieb Christian zu Stolberg, die Reimwörter Lavater ¦ danach Rest des Blattes, ca zwei Zeilen, leer ↑
- die Strophe schrieb Schinz, die Reimwörter Ch. zu Stolberg ↑
- Zür → Schweizer ↑
- erde → Limmel ↑
- die Strophe schrieb Philipp Christoph Kayser, die Reimwörter Schinz ↑
- Wasser → Schuft ↑
- nach setzen get: einen ↑
- die Strophe schrieb Christian von Haugwitz, die Reimwörter Kayser ↑
- die Strophe schrieb Johann Jacob Heß, die Reimwörter Haugwitz ¦ danach Rest des Blattes, ca drei Zeilen, leer ↑
- die Strophe schrieb Jacob Ludwig Passavant, die Reimwörter Heß ↑
- darüber alR Doppelstrich ↑
- darüber alR Doppelstrich ↑
- gemeint beschattete ↑
- danach Rest des Blattes, ca drei Zeilen, leer ↑
- darüber alR Doppelstrich ↑
- sie > ich Lili ↑
- danach Rest des Blattes, ca drei Viertel, leer ↑
H: GSA 27/1
Das Tagebuch ist fast durchweg von Goethe eigenhändig geschrieben. Die Überschrift Den 15 Junius 1775. / Donnerstags morgen / aufm Zürchersee. (Bl 2 Vs) schrieb Johann Caspar Lavater, die Verfasser und Schreiber des zweiten bis neunten Vierzeilers (Bl 2 – Bl 3 Vs) sind Friedrich Leopold zu Stolberg, Lavater, Christian zu Stolberg, Lavaters Schwager Schinz, Philipp Christoph Kayser, Christian von Haugwitz, Johann Jacob Heß und Jacob Ludwig Passavant. Die Endreime der zweiten Strophe schrieb Goethe. Die Notiz Einer der herlichsten Waßerfälle der gantzen Gegend (Bl 12 Rs) schrieb Passavant. Die Eintragung Thallaman Caspar Antonj Meyer Drey König wird in Ursern an der Math. (Bl 16 Vs) schrieb Caspar Anton Meyer. (Zusätze von unbekannter Hand siehe unten.)
Die Eintragungen befinden sich in einem Heft (110 × 175 mm). Umschlag aus blaugrauem Kartonpapier. Auf dem vorderen Umschlagblatt von Riemers Hand die Überschrift »Tagebuch. Schweizerreise 1775.«. Die Blätter aus Konzeptpapier. Fadenheftung.
Blätter insgesamt (einschließlich des vorderen und hinteren Umschlagblattes): 16
Beschriebene Blätter: 10
Ein nachträglich eingelegtes, wohl um 1813, in Vorbereitung des Achtzehnten Buches von »Dichtung und Wahrheit«, von Goethe eigenhändig quer beschriebenes Blatt (110 × 90 mm), geripptes Schreibpapier. Tinte.
Vs: Liegende Akkolade, darunter: Speranza – dass die fremden Hunde die sich hier verlauffen ein Küssen finden. Von unbekannter Hand rechts oben mit Bleistift »23«.
Rs: (seitenverkehrt:) Der Frau
Schreibmaterial und Zusätze von unbekannter Hand:
Bleistift. Mit Tinte das Gedicht »Gib das tagwerck ...«.
Von Goethe mit Bleistift schräg, zum Teil kreuzweise durchgestrichen die chronologischen Eintragungen vom 16. bis 22. Juni 1775 und die Eintragung Speranza bis verlohren sind.
Die Blätter, einschließlich des vorderen und hinteren Umschlagblattes, von unbekannter Hand mit Bleistift paginiert jeweils Vorderseite rechts oben, die Rückseite der Blätter 11–15 zusätzlich links unten seitenverkehrt paginiert von »112« bis »152«.
Anordnung und Zählung der Handschrift:
Bl 1 Umschlagblatt
Bl 2 Vs: Überschrift: Den 15 Junius 1775. bis aufm Zürchersee.
Reimstrophe 1–4
Bl 2 Rs: Reimstrophe 5–8
Bl 3 Vs: Reimstrophe 9
Gedicht: »Ich saug an meiner Nabelschnur ...«
Gedicht: »Aug mein Aug was sinckst du nieder ...«
Bl 3 Rs: Gedicht: »Vom Berge in die See Vid. das Privat Archiv des Dichters Lit. L.«
Bl 4 Vs: Notiz: am Steeg bis Capele
Bl 4 Rs: Entwurf (quer geschrieben:) Und dem entgegnenden Priest bis erheitern
Bl 5–7 Vs leer
Bl 7 Rs: Gedicht: »Gib das tagwerck ...«
Bl 8–11 Vs leer
Bl 11 Rs: Notiz (seitenverkehrt geschrieben): Speranza bis verlohren sind
Bl 12 Vs leer
Bl 12 Rs–14 Vs (seitenverkehrt beschrieben von hinten nach vorn)
Bl 14 Rs–13 Vs: Tgb-Eintr 16.–21. Juni 1775: d 16. Abends bis Projeckte.
Bl 12 Rs: Tgb-Eintr 21.–22. Juni 1775: ab 35 Min auf 4. bis s-st. D.
Bl 15 Vs–15 Rs (seitenverkehrt quer beschrieben)
Bl 15 Rs: Entwürfe. Notizen: Doch mir stehn fest bis alber zu stellen
Bl 15 Vs: Entwürfe. Notizen. Bruchstücke: Und die ewig verderblihe bis sein selbst willen
Bl 16 Vs (Innenseite des hinteren Umschlagblattes): Eintragung: Thallaman Caspar Antonj Meyer bis Schiling
D:
WA III 1, 1–7, udT: Schweiz 1775.
Den 15 Junius 1775 bis aufm Zürchersee] Abreise Goethes von Frankfurt am 14. Mai 1775 mit Christian August Heinrich von Haugwitz, Christian und Friedrich Leopold zu Stolberg. Die Reiseroute führte über Darmstadt, Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe und Straßburg in die Schweiz. In Zürich schlossen sich der Reisegesellschaft Jacob Ludwig Passavant und Philipp Christoph Kayser an. Übersicht über die einzelnen Stationen der Reise bei Alfred Zastrau: Goethe-Handbuch. Bd 4. Zweite Auflage, Stuttgart 1956, S. 12. Siehe Friedrich Leopold zu Stolberg an Henriette von Bernstorff, 16. Juni 1775 (BG 1, 344; GG, Nr 266): »Donnerstag früh ⟨15. Juni⟩ machten wir uns auf und gingen zum See 〈…〉, da kam denn auch das Boot aus der Stadt, darin waren Lavater, Heß, der das Leben Jesu geschrieben hat; sein Schwager, ein herrlicher junger Mann ⟨Schinz⟩, Göthe und zwei Frankfurter, recht gute Leute ⟨Kayser, Passavant⟩. Wir ließen uns zwei Stunden weit auf dem See rudern 〈…〉.« Siehe »Dichtung und Wahrheit«, Achtzehntes Buch (DuW 1, 609; WA I 29, 111): Wir 〈…〉 fuhren an einem glänzenden Morgen den herrlichen See hinauf.
Ohne Wein bis unsre Leiber] Mit dem ersten Vierzeiler eröffnete Goethe die bouts-rimés (siehe die vierte Erläuterung zu 15. Juni 1775), die folgenden acht Vierzeiler schrieben Friedrich Leopold zu Stolberg, Lavater, Christian zu Stolberg, Schinz, Philipp Christoph Kayser, Christian von Haugwitz, Johann Jacob Heß, Jacob Ludwig Passavant.
dreyhundert] Vgl »Faust. In ursprünglicher Gestalt«, Szene »Auerbachs Keller in Leipzig« (WA I 39, 248): Uns ist gar kannibalisch wohl / Als wie fünfhundert Säuen.
bouts rimés] Endreime; ein Gesellschaftsspiel, bei dem die Aufgabe gestellt wird, aus vorgegebenen Endreimen eine vollständige Strophe zu machen. Vgl Johann Caspar Lavaters Tagebuch, 18. Juli 1774 (GG, Nr 180): »In einem wohl besetzten Schiff auf der Lahne – wo 〈…〉 Goethe Reimendungen für die Gesellschaft schreibt 〈…〉, hier einer einen prosaischen Gedanken in Versen oder einen poetischen in Prosa in ein Papierchen hinschreibt 〈…〉.«
Er] Satan.
B***sk] Wohl gemeint: Basilisk.
Esel bohren] Redensartliche Wendung, gemeint: verspotten (GWb 3, Sp 462).
Graf] Christian zu Stolberg.
Herr Göthe sollt’ uns Juden mahlen] Anspielung auf Goethes Versepos »Der ewige Jude« (WA I 38, 53–64); entstanden 1774, ED in: Poetische und prosaische Werke in zwei Bänden. Erster Band, erste Abteilung, Stuttgart und Tübingen 1836, S. 145–147.
Ich saug bis Entgegnen unserm Lauf] Entstanden 1775, ED in veränderter Gestalt unter dem Titel »Auf dem See« (WA I 1, 78) in: Schriften. Bd 8, Leipzig 1789, S. 144–145. Vgl »Dichtung und Wahrheit«, Achtzehntes Buch (DuW 1, 609; WA I 29, 111).
Aug mein Aug bis die reifende Frucht] Entstanden 1775, ED des ursprünglich wohl selbständigen Gedichts als Strophe 2 des Gedichts »Auf dem See« (WA I 1, 78) in: Schriften. Bd 8, Leipzig 1789, S. 144–145. Vgl »Dichtung und Wahrheit«, Achtzehntes Buch (DuW 1, 609; WA I 29, 111).
Vom Berge in die See bis mein Glück] Entstanden 1775, ED in veränderter Gestalt unter dem Titel »Vom Berge« (WA I 1, 79) in: Schriften. Bd 8, Leipzig 1789, S. 145. Vgl »Dichtung und Wahrheit«, Achtzehntes Buch (DuW 1, 610; WA I 29, 112).
Vom Berge in die See] Siehe »Dichtung und Wahrheit«, Achtzehntes Buch (DuW 1, 610; WA I 29, 111–112): Wir landeten in Richters Weyher ⟨Richterswyl⟩, wo wir an Doctor Hotze ⟨Johannes Hotz⟩ durch Lavater empfohlen waren. 〈…〉 Aufs beste bewirthet aufs anmuthigste und nützlichste 〈…〉 unterhalten, bestiegen wir die dahinter liegenden Berge. Als wir in das Thal von Schindelegge wieder hinabsteigen sollten, kehrten wir uns nochmals um, die entzükkende Aussicht über den Zürcher See in uns aufzunehmen.
Vid.] Vide: siehe.
Lit. L.] Littera L.: Buchstabe L.; Aufzeichnung zu L(ili).