Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 193
2. November 1776, Samstag, Weimar

2. Conseil mit Herz allein gessen. VolcksL. Almanach. Capitel aus den Reveries des Marechal de Saxe. Herz auf die Jagd, ich in Garten. Ad Manes J. S.1 Dann zu2 Herdern dann zur H. M. wo Punsch getruncken gelesen und gesungen wurde. Nachts gebadet.

  1. Ad manes J. S. erg ↑
  2. × → zu  ↑

H: GSA 27/2


Das Tagebuch ist fast durchweg von Goethe eigenhändig geschrieben. Die Tgb-Eintragungen 11. März – 17. April von der Hand Philipp Seidels, Tgb-Eintragungen 4.–19. Dezember von unbekannter Hand. (Zusätze von unbekannter Hand siehe unten.) Die Eintragungen befinden sich auf Durchschußblättern (170 × 200 mm) und einem quer beschriebenen Einlageblatt (200 × 150 mm) in einem vorgedruckten Kalender mit dem Titel: »Nach verbesserter und alter Zeit / wohleingerichteter / Sachsen-Weimarischer / Calender, / in welchem / das Leben / der Durchl. Herzoge zu Sachsen / zu erzehlen fortgesetzet wird, / auf das Schalt-Jahr nach Christi Geburt / 1776. / Mit Hochfürstl. Sächs. gnäd. Privilegio. / Weimar, / gedruckt und zu finden bey Conrad Jacob Leonhard Glüsing, / Fürstl. Sächs. privil. Hof-Buchdrucker.«

Druckseiten des Kalenders: 36 (unpaginiert; die Kalenderseiten 37–40 fehlen im vorliegenden Exemplar)

Durchschuß- und Einlageblätter insgesamt: 25

Beschriebene Blätter: 16


Kalendereinband (175 × 200 mm) aus dreifarbig gemustertem Kartonpapier. Auf der Vorderseite achteckiges Titelschild mit der Aufschrift 1776. von Goethes Hand. Am rechten Rand der vorderen Einbandseite zwei Einrisse, der Rücken des Kalenders stark abgegriffen, die Unterseite tintenfleckig. Die bedruckten Kalenderseiten und die Innenseiten des Einbands aus holzhaltigem Druckpapier, die Durchschuß- und Einlageblätter aus festem, zum Teil stark vergilbtem Schreibpapier, die Ränder unbeschnitten, gewellt. Ks 35/36 am Bundsteg 180 mm von unten und 5 mm von oben schräg eingeschnitten. Fadenheftung.


Inhalt des »Sachsen-Weimarischen Calenders« 1776:

Ks 1: Frontispiz. Im oberen Teil Abbildung Bernhards des Großen mit der Aufschrift »HBernhard der Große Hertzog zu Sachsen etc.« und Titelei: »Wohleingerichteter privilegirt-verbesserter Kriegs- und Historien CALENDER auf das Schalt Jahr 1776«, im unteren Viertel das Weichbild Weimars

Ks 2 leer

Ks 3: Titelblatt des Kalenders

Ks 4–5: Astronomische und historische Daten (vgl das Verzeichnis der Abkürzungen, astronomischer und anderer Zeichen Goethes, S. 366)

Ks 6: Kalender für Januar mit Angabe der Namenstage, des Sonnen-und des Mondlaufes, der »Planetenscheine und Witterung, 1776«, Ratschläge für den Monat

Ks 7: Weitere Angaben zum Monat Januar: Zählung der Tage, »Gewitters Beschreib.«, Geburtstage von Fürsten, »LebensBeschreibung Wilhelm des Vierten, Herzog zu Sachsen.«

Ks 8–29: Kalender für Februar bis Dezember; jeweils wie für den Monat Januar beschrieben

Ks 30: »Aderlaß-Tafel.«

Ks 31–34: »Astrologische Muthmaßungen«

Ks 35–36: »PostBericht. Verzeichniß der 〈…〉 Messen und Jahrmärckte. ⟨Altenburg-Eschwege⟩«


Schreibmaterial und Zusätze von unbekannter Hand:

Schwarze, zum Teil ins Bräunliche verblaßte Tinte. Die Tgb-Eintragung 2. August mit Bleistift geschrieben und mit Tinte überzogen, Tgb-Eintragung 28. September mit Bleistift.

Auf den beschriebenen Blättern Bleistiftpaginierung von unbekannter Hand jeweils Vs rechts oben.


Zählung und Anordnung der Handschrift:

Bl 1–2 (zwischen Ks 6 und 7) leer

 

Bl 3–4 (zwischen Ks 8 und 9) leer

 

Bl 5–6 (zwischen Ks 10 und 11)

 

Bl 5 Vs:

Tgb-Eintr März

Bl 5 Rs–6 leer

 

Bl 7–8 (zwischen Ks 12 und 13)

 

Bl 7 Vs:

Tgb-Eintr April

Bl 7 Rs–8 leer

 

Bl 9–10 (zwischen Ks 14 und 15)

 

Bl 9 Vs:

Tgb-Eintr Mai

Bl 9 Rs–10 leer

 

Bl 11–12 (zwischen Ks 16 und 17)

 

Bl 11 Vs–12 Vs:

Tgb-Eintr Juni

Bl 12 Rs leer

 

Bl 13–14 (zwischen Ks 18 und 19)

 

Bl 13:

Tgb-Eintr Juli

Bl 14 leer

 

Bl 15–16 (zwischen Ks 20 und 21)

 

Bl 15 Vs–16 Vs:

Tgb-Eintr August

Bl 16 Rs leer

 

Bl 17–18 (zwischen Ks 22 und 23)

 

Bl 17 Vs–18 Vs:

Tgb-Eintr September

Bl 18 Rs leer

 

Bl 19–20 (zwischen Ks 24 und 25)

 

Bl 19 Vs–20 Vs:

Tgb-Eintr Oktober

Bl 20 Rs leer

 

Bl 21–22 (zwischen Ks 26 und 27)

 

Bl 21 Vs–22 Vs:

Tgb-Eintr November

Bl 22 Rs leer

 

Bl 23 (zwischen Ks 28 und Bl 24 eingelegtes Bl, quer beschrieben)

 

Bl 23 Vs:

Tgb-Eintr 4.–19. Dezember

Bl 23 Rs leer

 

Bl 24–25 (zwischen Ks 28 und 29)

 

Bl 24:

Tgb-Eintr Dezember

Bl 25 leer


D:

Carl August Hugo Burkhardt: Kritische Bemerkungen zu Goethe’s Biographien. In: Die Grenzboten 33 (1874), 1. Semester, 1. Bd, Nr 10. S. 378–379 Fußnote (Auszüge) Robert Keil: Goethe’s Tagebuch aus den Jahren 1776–1782. Leipzig 1875. S. 61–94 WA III 1, 11–29, udT: 1776.

mit Herz allein gessen] Laut FB 2. November 1776 speiste Carl August mittags separat mit einer Person.

VolcksL. Almanach] Friedrich Nicolais parodistische Volksliedsammlung »Eyn feyner kleyner Almanach Vol schoenerr echterr liblicherr Volskslieder, lustigerr Reyen unndt kleglicherr Mordgeschichte, gesungen von Gabriel Wunderlich«. Siehe Herder an Hamann, 13. Januar 1777 (HB 9, 248; 4, 27): »〈…〉 sein ⟨Nicolais⟩ Allmanach von Volksliedern soll mir meine Gerichte 〈…〉 verderben, ich nehme es aber nicht zu Herzen.« Ein Teildruck der Herderschen Liedersammlung (ED »Volkslieder. Erster und Zweiter Theil«, Leipzig 1778/1779) war 1774 unter dem Titel »Alte Volkslieder. Erster Theil« erschienen.

Reveries des Marechal de Saxe] »Les rêveries ou Mémoires sur l’Art de la Guerre« von Graf Moritz von Sachsen. Siehe Brief an Carl August, 23.–26. Dezember 1775 (BGCA 1, 3; WA IV 3, 9): 〈…〉 ich habe die ganze Nacht ⟨23./24. Dezember⟩ von Heerzügen geträumt die alle wohl abgelauffen sind, besonders von einer Reise aus der Schweiz nach Pohlen, die ich that den Marschall Saxe zu sehen und unter ihm zu dienen, der eben in meiner Traumwelt noch lebte. Siehe das Paralipomenon zu »Dichtung und Wahrheit« (DuW 2, 483; WA I 53, 384): Weimar. / Herzog Bernhard / Comte de Saxe Reverien.

Ad Manes J. S.] An die Manen des Johannes Secundus. Gemeint ist das Gedicht »An den Geist des Johannes Sekundus« (WA I 2, 316–317); entstanden 2. November 1776, ED in veränderter Gestalt unter dem Titel »Liebebedürfniß« (WA I 2, 92) in: Schriften. Bd 8, Leipzig 1789, S. 162. Von der ersten Fassung des Gedichts ist eine Abschrift von der Hand Charlotte von Steins überliefert. Siehe Brief an Charlotte von Stein, 3. November 1776 (WA IV 3, 117): Ich bitte Sie um das Mittel gegen die Wunde Lippe, nur etwa dass ich’s finde heut Abend wenn ich zurückkomme. Vgl »An den Geist des Johannes Sekundus« (WA I 2, 316), Verse 9–12: Ach wie klag ich dir’s, dass meine Lippe blutet, / Mir gespalten ist, und erbärmlich schmerzet, / Meine Lippe, die so viel gewohnt ist / Von der Liebe süsstem Glück zu schwellen 〈…〉.

gelesen und gesungen] Nicht ermittelt.

Nachts gebadet] Siehe Brief an Charlotte von Stein, 3. November 1776 (WA IV 3, 117): Gestern Nacht haben mich Stadt und Gegend und alles so wunderlich angesehen. Es war mir als wenn ich nicht bleiben sollte. Da bin ich noch in’s Wasser gestiegen und habe den Alten Adam der Phantaseyen ersäuft.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 2.11.1776 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_0193.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 28 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. 409 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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