Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 1082
6. September 1784, Montag, Elbingerode

d 6. 1 Sept. früh. Früh 2 von Elbingerode.

vor dem Städtgen eine alte Grube der Cronprinz. Auf der Halde Schiefer fast wie No. 2. sie wollen Anzeigen 3 auf Kupfer und Silber gehabt haben. Bald im Weege eine Art grauer Wacke.

Bomshey 4 Eisenstein Grube das liegende Schiefer das hangende Kuhriemen mit Versteinerungen der Eisenstein soll Flözweise liegen. Schieferlagen dazwischen Einige 5 Zoll mächtig auch stärcker. 6 Zweifel daß es Floz lagen seyen.

Der Eisenst. ist hier Kalck artig. Der Kuhriemen enthält Eisen.

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NB der Blancke Wormke von dem gestern 7 ist wegen der Kiese und seiner Strengflüssigkeit untauglich zu Stab und Guß eisen sie brauchen ihn nur zum Granuliren. soll bis 80 ℔ im Zentner halten

Büchenberg guter Eisenstein 70. ℔ im Z. streicht der Gang hor. 8 5. so streicht der Eisenstein bis gegen den Hartenberg Werningerödisch immer fort und sind offt taube Mittel dazwischen 9 der Eisenstein bricht 7 Lachter mächtig.

Man muß sich hier auf der Gränze des Schiefers und des Kalches 10 wo der Eisenstein liegt 11 alles so durchwachsen als möglich dencken.

Das E. St. 12 ist zerklüfftet wie ein Fels selbst. Gang Klüffte hor 12 sind sehr sichtl.

Man weis aus Versuchen an der Werningeröder Gränze daß der Eisenstein gegen Mitternacht absezt.

Rother Jaspis, Kalckspat. Den leztern müssen sie aushalten weil man ihn auf der Hütte nicht haben will.

Q. warum? da doch der beste Eisenstein mit dem K. Sp. verlohren geht und der 13 Kalcksp. beym Schmelzen Vortheil brächte.

Der Eisenst. ist sehr feste wird 14 mit Bohren und Feuer setzen gewonnen

Stollen Grube die Bäncke schiesen gegen Mittag ein wie in den Vorigen. Kuhriemen durch 15 und und mit dem Eisen. St.

Gräfenhagens berg. Binge. Das liegende und hangende am deutlichsten zu sehen das L. Schiefer. Das h. Kalck. Der Gang streicht zwischen 5–6. ist 5 Lachter mächtig und trennt sich in die Teufe in Bancken in der Tonlage wie das Liegende.


〈Hier eine Zeichnung, siehe Digitalisat〉


  1. 5. > 6.  ↑
  2. Früh > Zeitig A  ↑
  3. anzeigen > Anzeigen  ↑
  4. Bomhey > Bomshey  ↑
  5. dazwischen Einige > dazwischen, einige A  ↑
  6. stärcker > stärkere J 2 in A  ↑
  7. Wormke von dem gestern > Wormke, von dem gestern, A  ↑
  8. hos. > hor.  ↑
  9. danach Rest des Blattes, eine Zeile, unbeschrieben  ↑
  10. Kalches > Kalckes, A  ↑
  11. liegt > liegt, A  ↑
  12. E. St. > Eisengestein A  ↑
  13. sie → der  ↑
  14. feste wird > feste und wird J 2 in A  ↑
  15. durch und und > durch und durch J 2 in A  ↑

H: UB Leipzig, Bibliotheca Albertina, Slg. Hirzel B 165


Das foliierte Tagebuch umfaßt fünf vergilbte gerippte Doppelblätter und ein halbiertes (ca 160 × 197 mm), jeweils Vs rechts oben eigenhändig paginiert (1–11). Es ist auf ganzer Blattbreite, nur links einen schmalen Rand lassend, eigenhändig mit brauner und schwarzer Tinte beschrieben; Bl 11 Rs ist unbeschrieben. Einzelne Korrekturen und Ergänzungen wurden mit Bleistift vorgenommen.

Innerhalb des Textes zwei Gesteinszeichnungen: auf Bl 2 Rs, 45 × 70 mm, Feder mit brauner Tinte (S. 145; nicht im Corpus); auf Bl 7 Vs, 30 × 50 mm, Feder mit schwarzer Tinte (S. 151; nicht im Corpus).



h: GSA 26/LVII,14


Es handelt sich um eine Abschrift von Johann August Friedrich John, angefertigt im Oktober 1820 (Tgb 5. Oktober 1820: Mundum der Harzreise von 1784.). Sie befindet sich in einem Umschlag von derberem, vergilbt grauem Konzeptpapier (ca 210 × 350 mm), der mit schwarzer und brauner Tinte von zwei verschiedenen Schreiberhänden beschriftet ist: »Mineralogie und Geologie / enthaltend / a. Geologische Reise v. J. 1784 durch / Thüringen. / b. Den Dornburger Schlossberg betr. / v. J. 1830.«

Die Abschrift besteht aus 6 Doppelbättern (Foliobögen) grauen gerippten Papiers, ca 195 × 320 mm. Jede Doppelblatthälfte ist auf der Vorderseite rechts oben paginiert (1–12). Die Blätter sind vertikal auf Mitte gebrochen und nur rechtshälftig beschrieben; die Zeichnungen aus der Vorlage blieben weg.

Goethe hat die Abschrift eigenhändig mit Bleistift durchkorrigiert. Tgb 7. Oktober 1820: Harzreise von 1784. Tagebuch derselben. Von seinen Korrekturen sind im Variantenverzeichnis diejenigen aufgeführt (mit der Sigle A), die Varianten gegenüber H darstellen, nicht aber diejenigen, die Versehen betreffen und nur den ursprünglichen Text wiederherstellen. Sonstige Varianten der Abschrift (orthographische Abweichungen und abweichende Abkürzungen Johns ausgenommen) werden mit dem Zusatz »J 2 in A« verzeichnet.



Notizen und Entwürfe zu H:

Sie sind beschrieben und gedruckt in LA II 7, 121–126 als Texte 55 (c), (d) und (e) sowie 56; vollständig und mit verbesserten Lesungen gegenüber WA II 9, 409.


D:

WA II 9, 155–168, udT: Geognostisches Tagebuch der Harzreise.

WA bietet eine Mischform von H und h, ohne die beiden Zeichnungen innerhalb des Textes; h ist außerdem berücksichtigt in den Lesarten, WA II 9, 367–371.

Grube der Cronprinz bis Bomshey] Nördlich von Elbingerode gelegene Abbaustätten für Roteisenerzlager in Kalken des Mitteldevon. Die Schichtung des Eisensteins in Bomshai hat Goethe gezeichnet (Bleistiftskizze zwischen Notizen; Corpus V B, Nr 167d).

Kuhriemen] Im Harz gebräuchliche Bezeichnung für leicht eisensteinhaltige Kalksteine, mit denen die Verhüttung (Schmelze) der Eisensteine und -erze eingeleitet wurde.

halten] Enthalten.

Büchenberg] Tagebau für Roteisenerz. Auf diese Abbaustätte wird in LA II 7, 116, je eine Zeichnung von Goethe (eine unbeschriftete Bergbauskizze; Corpus I, Nr 272) und von Kraus (LA I 2, Tafel XX, 1; Verzeichnis 1824, Nr 21) bezogen.

Z.] Zentner.

taube Mittel] Kein Erz führende Gänge.

E. St.] Eisenstein.

Werningeröder Gränze] Sie verlief westlich des Brockens.

Mitternacht] Norden.

Q.] Quaestio: Frage, Streitfrage.

K. Sp.] Kalkspat.

Feuer setzen] Siehe zu 144,24.

Stollen Grube] Nicht identifiziert.

Mittag] Süden.

Binge] Durch Zusammenbruch stillgelegter Grubenschächte oder Stollen an der Erdoberfläche entstehende trichterförmige Vertiefung.

Teufe] Tiefe.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 6.9.1784 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_1082.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 148–150 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. 562 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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