Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 565
22. April 1778, Mittwoch, Weimar

22. früh Isenbieliana. Card Bonav gel. Zu Mittag. Obr lt. Otto. nach Tisch mit dem Stadth. und seinem Bruder nach Weim. Abends rep. der Tre 1 Fanciulli. 2

  1. I → Tre  ↑
  2. Fancuix → Fanciulli.  ↑

H: GSA 27/4


Das Tagebuch ist von Goethe eigenhändig geschrieben. (Zusätze von fremder Hand siehe unten.) Die Eintragungen befinden sich auf Durchschußblättern (170 × 205/210 mm) in einem vorgedruckten Kalender mit dem Titel: »Verbesserter / Calender / Vor / Seiner Churfürstlichen Durchlauchtigkeit / zu Sachsen / Churfürstenthum, incorporirt- und andere Lande, / Auf das Jahr Christi / 1778. / Aus den neuesten und besten Astronomischen Tabellen berechnet, und / auf den Leipziger Mittags-Zirkel gerichtet. / [Wappen] / Auf gnädigsten Churfürstlich Sächsischen Befehl, / und unter der Universität Leipzig ertheiltem PRIVILEGIO. / Leipzig, / Gedruckt und zu finden bey Gotthelf Albrecht Friedrich Löper.«

Druckseiten des Kalenders: 62 (unpaginiert)

Durchschußblätter insgesamt: 24

Beschriebene Blätter: 16


Kalendereinband (175 × 210 mm) aus gemustertem dunkelblauem Kartonpapier. Auf der Vorderseite achteckiges Titelschild mit der Aufschrift 1778. von Goethes Hand. Vorderseite am Bund links unten 3 cm eingerissen. Der Rücken des Kalenders abgegriffen. Die bedruckten Kalenderseiten und die Innenseiten des Einbands aus holzhaltigem Druckpapier, die Durchschuß- und Einlageblätter aus zum Teil stark vergilbtem Schreibpapier, die Ränder unbeschnitten, gewellt. Fadenheftung.


Inhalt des »Calenders« 1778:

Ks 1: Titelblatt des Kalenders

Ks 2–4: »〈…〉 Mandat wegen des Verkaufs und der Stempelung der Calender.«

Ks 5: Historische und chronologische Daten

Ks 6: Kalender für Januar mit Angabe der Namenstage, des Sonnenund des Mondlaufes, »Himmels- und Erden-Zufälle«, jeweils zu Wochenanfang Angabe einer Bibelstelle

Ks 7: Chronologische und astronomische Daten zum Monat Januar, Angabe weiterer Bibelstellen

Ks 8–29: Kalender für Februar bis Dezember; jeweils wie für den Monat Januar beschrieben

Ks 30–31: »Erklärung der vornehmsten ⟨astronomischen⟩ Zeichen und Kunstwörter«

Ks 32–39: »Astronomische Daten«

Ks 40–44: »Post-Wesen« in Dresden und Leipzig

Ks 45: »Chur- und Fürstlich-Sächsische Tribunalien«

Ks 46–62: »Europäisches Geburts-Register 1778«

Schreibmaterial und Zusätze von fremder Hand:

Schwarze, zumeist ins Bräunliche verblaßte Tinte.

Einzeichnung runder Klammern, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

1. Januar: (Ass Haussen.)

2.–4. Januar: (Mittags bis Garten.)

6.–10. Januar: (6.) bis in Garten.)

Korrekturen und Ergänzungen, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

13. Januar: nach gespielt. zwei im Rückenteil sich überschneidende runde Klammern ergänzt

16. Januar: nach Reitbahn Komma ergänzt

13. Februar: Veranderten korr zu »Veränderten«

11.–12. März: den Punkt nach blieb und die nachfolgende Zahl 12 umgebende Klammer mit Tinte ergänzt

15. März: gezeichnet mit Bleistift umrandet

Auf den Kalenderseiten und den Durchschußblättern Bleistiftpaginierung von unbekannter Hand jeweils Vs rechts unten, auf den beschriebenen Durchschußblättern zusätzlich jeweils Vs rechts bzw Rs links oben.

Auf dem Titelblatt rechts unten mit Bleistift der Signaturvermerk »4«.


Zählung und Anordnung der Handschrift:

Bl 1–2 (zwischen Ks 6 und 7)

 

Bl 1:

Tgb-Eintr Januar

Bl 2 leer

 

Bl 3–4 (zwischen Ks 8 und 9)

 

Bl 3:

Tgb-Eintr Februar

Bl 4 leer

 

Bl 5–6 (zwischen Ks 10 und 11)

 

Bl 5:

Tgb-Eintr März

Bl 6 leer

 

Bl 7–8 (zwischen Ks 12 und 13)

 

Bl 7:

Tgb-Eintr April

Bl 8 leer

 

Bl 9–10 (zwischen Ks 14 und 15)

 

Bl 9 Vs–10 Vs:

Tgb-Eintr Mai

Bl 10 Rs leer

 

Bl 11–12 (zwischen Ks 16 und 17)

 

Bl 11 Vs:

Tgb-Eintr Juni

Bl 11 Rs–12 leer

 

Bl 13–14 (zwischen Ks 18 und 19)

 

Bl 13:

Tgb-Eintr Juli

Bl 14 leer

 

Bl 15–16 (zwischen Ks 20 und 21)

 

Bl 15 Vs:

Tgb-Eintr August

Bl 15 Rs–16 Vs leer

 

Bl 16 Rs:

undatierte Tgb-Eintr August

Bl 17–18 (zwischen Ks 22 und 23)

 

Bl 17 Vs:

Tgb-Eintr September

Bl 17 Rs–18 leer

 

Bl 19–20 (zwischen Ks 24 und 25)

 

Bl 19 Vs–20 Vs:

Tgb-Eintr Oktober

Bl 20 Rs leer

 

Bl 21–22 (zwischen Ks 26 und 27)

 

Bl 21 Vs:

Tgb-Eintr November

Bl 21 Rs–22 leer

 

Bl 23–24 (zwischen Ks 28 und 29):

Tgb-Eintr Dezember


D:

Friedrich Wilhelm Riemer: Mitteilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841. S. 55–78 passim (Auszüge) Carl August Hugo Burkhardt: Goethe’s Tagebuch 1778. In: Die Grenzboten 33 (1874), 1. Semester, 2. Bd, Nr 25. S. ⟨4⟩54–459 (Auszüge)

Robert Keil: Goethe’s Tagebuch aus den Jahren 1776–1782. Leipzig 1875. S. 145–172 WA III 1, 59–75, udT: 1778.

Isenbieliana] Gegen Johann Lorenz Isenbiehls Schrift »Neuer Versuch über die Weissagungen vom Emmanuel ⟨Jesaja 7,14⟩« wurde im »Religions-Journal« und seinen »Beylagen« in den Jahrgängen 1777–1779 ein heftiger publizistischer Kampf ausgetragen. Herausgeber des »Religions-Journals« war der katholische Theologe und Assessor der Theologischen Fakultät in Mainz Hermann Goldhagen. Siehe die »Besondere Anzeige« im »Religions-Journal« 1777, VI. Stück, S. 594–595: »Seit einigen Wochen ist bey hiesigem Publico eine Schrift zum Vorschein gekommen 〈…〉, worinn der als Professor der griechischen Sprache bey hiesigen Schulen angestellte Verfasser, ungeachtet der schon vor drey Jahren hierüber empfangenen Warnung sich hat beygehen lassen, die herrliche Weissagung des Isaias Kap. VII. 14. von der Geburt des Emmanuels aus Maria der jungfräulichen Mutter, welche der Evangelist Matthäus Kap. I. 22. als eine bey der Geburt Jesu Christi erfüllte Prophezeyhung des Herrn anführet, durch eine nach eigenem Dünkel wider die Glaubens-Profession 〈…〉 gewagte Auslegung zu vereiteln. Es hat diese von so wichtigem Inhalte, ohne Anzeige des Orts und des Buchdrucker, und ohne die dabey nach dem Gebothe des Consiliums zu Trient 〈…〉 nöthige Censur des Ordinarii ans Licht gestellte Schrift hier, wie billig, großes Aufsehen gemacht; und wird dermalen nach vorläufig getroffenen provisorischen Verfügungen wider den oben genannten Verfasser derselben, durch eine eigends angeordnete Commission genau untersuchet. Was weiters in dieser Sache gegen sothane Schrift und deren Verfasser wird verfüget werden, wollen wir den Lesern dieses Journals nicht verhalten; unserer Seits werden wir eine katholische Auslegung besagter Prophezeyhung mit Anmerkungen gegen die socinianische Auslegung den nächsten Beylagen zu unserem Religions-Journal einverleiben.« In dem Ende April erschienenen Zweiten Stück des »Religions-Journals« 1778 (S. 194–196) wurde die »Erzbischöflisch-Maynzische Verordnung gegen den isenbiehlischen Versuch über den Emmanuel Isa. VII 14« veröffentlicht. In der Verordnung wurde der Kauf und Verkauf des Buches unter Strafandrohung verboten.

Card Bonav gel.] Kardinal Bonaventura (»Itinerarium mentis in Deum«) gelesen.

Obr lt.] Obristleutnant.

mit dem Stadth. bis Weim.] Laut FB 22. April 1778 Ankunft Carl Theodor von Dalbergs und seines Bruders, wohl Johann Friedrich Hugo von Dalbergs.

rep. der Tre Fanciulli] Repetition von Johann Adolph Hasses Oratorium »Il cantico de’ tre fanciulli«; siehe die Erläuterung zu 17. April 1778.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 22.4.1778 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_0565.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 63 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. 457 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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