Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 681
⟨2.–5. März 1779⟩, Dienstag─Freitag, Dornburg

Dornb. 79 Rentsekr. Original Händel in Jena Serganten erstochen in sachsischen 1 Diensten. Schließt sich ein Nachts auch zu Tisch zeit. kocht sich. Hochste Ordnung, nimmt keinem Bauer Zinsen ab die er nicht um die bestimmte Stunde bringt. Hat seine Rechnungen bis 81 fertig auch seine Holz zettel. Borgt auf Pfänder Geschichte mit dem Hut. Citirt Geister. Geht zu Fuse sein Aufzug. Die Affaire in der Tasche Cassier des Teufels. Vorschüsse den Unterth. 2

Klage über Mangel der Viehzucht und ausgedehnten Trifft der Pächter. Cuniz brave Bauern arbeitsam und einfach, Küttel ohne knöpfe mit Riemgen. Schlechte Pfarrer seit vielen Jahren, einen Emeritum ietzt einen Adiunctum halb toll. Erdengraben. Wurm zu Borstendorf. Händel mit den Husaren wegen der Prager. Handelsbücher im Amt in Guter Ordnung nicht 3 gebunden. Alter Amtmann in Camburg. Durchstich bey Maue. Raschau alte Historien. Maj. Schm. Dialog mit langen Perioden, der Mann taugt 4 in den Geschäfften gar nichts. hist v. Ernst. A. 5 vom 6 Zubringen der Gesundh. Seiner Suada dem Geh. R. der 7 ein Flegel war. Univers. Ursache des Verfalls. Weinb. Ursache des Verfalls. 8

  1. sechsischen > sachsischen  ↑
  2. danach zwei Zeilen leer  ↑
  3. schl → nicht  ↑
  4. l → taugt  ↑
  5. a → A.  ↑
  6. e → vom  ↑
  7. er → der  ↑
  8. danach Rest des Blattes, ca ein Fünftel, leer  ↑

H: GSA 27/5


Das Tagebuch ist von Goethe eigenhändig geschrieben. (Zusätze von fremder Hand siehe unten.) Die Eintragungen befinden sich auf Durchschußblättern (165/170 × 200/210 mm) und auf einem eingelegten, zweifach gefalteten Doppelblatt (185 × 280 mm) in einem vorgedruckten Kalender mit dem Titel: »Verbesserter / Calender 〈…〉 Auf das Jahr Christi / 1779. 〈…〉 Leipzig, / 〈…〉

Gotthelf Albrecht Friedrich Löper.« Vgl zu 1778.

Druckseiten des Kalenders: 62 (unpaginiert)

Durchschuß- und Einlageblätter insgesamt: 32

Beschriebene Blätter: 20


Der Kalender (175 × 210 mm) am Rücken eingebunden, der Rückeneinband (25 × 210 mm) aus gemustertem zinnoberrotem Kartonpapier. Auf dem Titelblatt achteckiges Titelschild mit der Aufschrift 1779 von Goethes Hand. Vorder- und Rückseite (Titelblatt und letzte Druckseite) stark vergilbt, tintenfleckig, stark abgegriffen. Die bedruckten Kalenderseiten aus holzhaltigem Druckpapier, die Durchschuß- und Einlageblätter zumeist aus stark vergilbtem Schreibpapier, die Ränder unbeschnitten, gewellt. Bl 17–20, 23–24 aus festem, leicht vergilbtem Schreibpapier, die Ränder beschnitten. Fadenheftung.


Zum Inhalt des »Calenders« 1779 siehe zu 1778.


Schreibmaterial und Zusätze von fremder Hand:

Schwarze, zum Teil ins Bräunliche verblaßte Tinte.

Einzeichnung runder Klammern, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

2. Januar: (Volgst. bis hoher Mond.)

13. Januar: Klammer nach die heilsamste Diät.

30. Januar: (Clauer bis bewundern.) (Die Geschichte bis vergessen.)

14. Februar: (Mit Friz bis gessen)

1.–9. März: (1. bis N. Robling Einfügungszeichen)

9.–11. März: (besehen bis allein)

12. März: (gedacht bis Saukram.)

13. März: (Glauers Arb. bis hübsch.)

14. März: (14. bis Gessen.)

14. Juli: (Machte bis nach Hause) spitze Klammer nach Kr. Casse

18.–20. Juli: (18) bis närrisch.)

25. Juli: (Meine Idee bis schmerzen mich.)

26. Juli: (Der Herzog bis von Erfurt.)

30.–31. Juli: (Projeckt bis imitirt.)

22. August: Klammer vor Zeichnete

26. August: (Er erzählte bis mit Knebeln.)

28.–30. August: (d. 28 bis und Nacht.)

3. September: (d. 3 bis im Garten,)

Korrekturen und Ergänzungen, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

5. Januar: nach und nach Punkt ergänzt; nach korr zu »Nach«; im Leerraum nach auf weniges eingefügt: »vom 6.–10.«

10. Januar: nach Verhältnisse, sind und benuzen Komma ergänzt; Endets korr zu »Endet’s«

13. Januar: Gotter korr zu »Götter«

30. Januar: nach 30 Punkt ergänzt

1. Februar: nach Fr. senkrechter Strich ergänzt

Auf den beschriebenen Durchschußblättern Bleistiftpaginierung von unbekannter Hand jeweils Vs rechts bzw Rs links oben.

Bleistiftvermerke: auf dem Titelblatt rechts oben »26 Bl.« (»26« korrigiert aus »20«), rechts unten der Signaturvermerk »5«, auf Bl 5 Vs rechts unten »(Tagebuch 1779, März)«, auf Bl 6 Vs rechts oben »a«.


Zählung und Anordnung der Handschrift:

Bl 1–2 (zwischen Ks 6 und 7):

Tgb-Eintr Januar

Bl 3–4 (zwischen Ks 8 und 9)

Bl 3 und 4 Rs:

Tgb-Eintr Februar

Bl 4 Vs leer

Bl 5–6 (zwischen Ks 10 und Bl 7 eingelegtes Doppelbl)

Bl 5 leer

Bl 6 Vs:

Tgb-Eintr März: Dornb. 79

Bl 6 Rs:

Tgb-Eintr März: Apolda.

Bl 7–8 (zwischen Ks 10 und 11)

Bl 7 Vs–8 Vs:

Tgb-Eintr März

Bl 8 Rs leer

Bl 9–10 (zwischen Ks 12 und 13)

Bl 9 Vs und 10 Vs:

Tgb-Eintr April

Bl 9 Rs und 10 Rs leer

Bl 11–12 (zwischen Ks 14 und 15)

Bl 11:

Tgb-Eintr Mai

Bl 12 leer

Bl 13–14 (zwischen Ks 16 und 17)

Bl 13:

Tgb-Eintr Juni

Bl 14 leer

Bl 15–20 (zwischen Ks 18 und 19)

Bl 15 Vs–18 Vs:

Tgb-Eintr Juli

Bl 18 Rs–20 leer

Bl 21–24 (zwischen Ks 20 und 21)

Bl 21 Vs–24 Vs:

Tgb-Eintr August

Bl 24 Rs leer

Bl 25–26 (zwischen Ks 22 und 23)

Bl 25:

Tgb-Eintr September

Bl 26 leer

Bl 27–28 (zwischen Ks 24 und 25) leer

Bl 29–30 (zwischen Ks 26 und 27) leer

Bl 31–32 (zwischen Ks 28 und 29) leer


D:

Friedrich Wilhelm Riemer: Mitteilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841. S. 79–100 passim (Auszüge) Carl August Hugo Burkhardt: Goethe’s Tagebuch 1779. In: Die Grenzboten 33 (1874), 2. Semester, 3. Bd, Nr 27. S. 18–26 (Auszüge)

Robert Keil: Goethe’s Tagebuch aus den Jahren 1776–1782. Leipzig 1875. S. 175–203 WA III 1, 76–98, udT: 1779.

Rentsekr.] Friedrich Wilhelm Hebenstreit.

Serganten] Name des Jenaer Sergeanten nicht ermittelt.

Holz zettel] Die Bescheinigung, innerhalb eines bestimmten Zeitraums einen jeweils festgelegten Bedarf an Brennholz einsammeln zu dürfen.

Geschichte mit dem Hut] Gemeint ist wohl ein Bericht von der Pfandnahme eines Hutes.

Die Affaire] Die geschäftlichen Dokumente.

Tasche] Hosentasche.

Vorschüsse den Unterth.] Siehe Goethes Bericht über eine am 27. Juni 1779 abgehaltene Besprechung mit dem Steuereinnehmer Gottlob Friedrich Reise in Buttstädt, eigh Niederschrift Goethes (AS 1, Nr 40 C): Auch verheimlicht er nicht dass er den Unterthanen vorschiest, das man auch von dem Dornburger erzählt. Doch ist dieses sicher gefährlich weil es dem Einnehmer Gelegenheit giebt seinen Wucher auf die Leute zu üben.

Mangel] Wohl gemeint: Mängel.

Trifft] Treibe- und Weiderecht.

Emeritum] Basilius Caspar Wiedeburg.

Adiunctum] Der Amtsgehilfe Jacob Christian Alt.

Erdengraben] Wohl im Sinne von Erdengraben als Ort irdischen Jammers (GWb 3, Sp 253).

Wurm] Wilhelm von Wurmb.

Prager] Wandernde Gesellschaft böhmischer oder sächsischer Musikanten.

Handelsbücher] Auch Handlungsbücher; Gesamtheit der in der Buchhaltung geführten Rechnungsbücher.

gebunden] Eingebunden.

Alter Amtmann] Name des Camburger Amtmanns nicht ermittelt.

Durchstich bey Maue] Siehe Tgb 2. März 1779.

alte Historien] Siehe 76,26–27.

Maj. Schm.] Der Jenaer Major Franz Rudolf von Schmiedel.

Ernst. A.] Ernst August I. gilt als Prototyp eines despotischen Feudalfürsten. Siehe Brief an Charlotte von Stein, 4. März 1779 (WA IV 4, 15): Auf meinem Schlössgen ist’s mir sehr wohl, ich habe recht dem alten Ernst August gedanckt dass durch seine Veranstaltung an dem schönsten Plaz, auf dem bösten Felsen eine warme gute Stäte zubereitet ist.

Suada dem Geh. R.] Vertraute des Herzogs Ernst August waren laut Georg Mentz (Weimarische Staats- und Regentengeschichte vom Westfälischen Frieden bis zum Regierungseintritt Carl Augusts. Jena 1936, S. 19–20) der Superintendent Johann Philipp Treuner, der Hof- und Konsistorialrat Dr. Wilhelm Tobias Stempel und der Geheime Ratspräsident Georg Wilhelm von Reinbaben.

Univers. Ursache des Verfalls. Weinb.] Offenbar sah Goethe im Verfall des Weinbaus die Hauptursache für den allgemeinen wirtschaftlichen Verfall des Landstrichs. Wiederbelebt wurde der Dornburger Weinbau erst gegen Ende der Regierungszeit Carl Augusts.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, ⟨2.–5.3.1779⟩ (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_0681.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 76 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. 475–476 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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