BuG: BuG I, A 559
Weimar März 1776

C. G. Küttner an Bertuch 22. 3. 1777 (GJb 2, 392)

B2 125

Weimar März 1776

Ein Jahr ists besster Mann, dass ich durch Weimar ging, dass ich das Glück hatte, Sie kennen zu lernen. Was macht Ihr Goethe? Ist er als Regierungsrath noch der liebe herrliche Mensch der er war, als ich ihn in Weimar sahe und Leben und Wohl von ihm einathmete? ... Empfehlen Sie mich Goethen, wenn ich bitten darf, herzlich, wenn er sich meiner noch erinnert, und den guten Jungen, wie er mich einst nannte, nicht verkennt.

C. G. Küttner an Bertuch 11. 5. 1777 (GJb 2, 394)

Weimar März 1776

Von Goethens Faust hab’ ich nichts wieder gehört, seit ich von Weimar weg bin.

Wieland an Merck 25. 3. 1776 (Wagner2 S. 58)

B2 144

Weimar März 1776

Göthe bleibt nun wohl hier, so lange C[arl] A[ugust] lebt, und möchte das bis zu Nestors Alter währen! Er hat sich ein Haus gemiethet, das wie eine kleine Burg aussieht, und es macht ihm großen Spaß, daß er mit seinem Philipp ganz allein sich im Nothfall etliche Tage gegen ein ganzes Corps darinn wehren könnte, insofern sie ihm das Nest nicht überm Kopf ganz anzündeten. Er ist auch im Begriff einen Garten zu kauffen, welches ich auch gethan habe, also und dergestalt, daß wir beyde, NB. ohne vorgängige Abrede, und beynahe in ein und ebendemselben Augenblick in den Weimarischen Philister-Orden begeben haben – welches dann mit alle dem lustig genug ist. Gestern Abend ist er auf einmal nach Leipzig abgesurrt, wird aber hoffentlich bald wieder kommen. Für mich ist kein Leben mehr, ohne diesen wunderbaren Knaben, den ich als meinen eingebohrnen einzigen Sohn liebe, und, wie einem ächten Vater zukommt, meine innige Freude daran habe, daß er mir so schön übern Kopf wächst, und alles das ist, was ich nicht habe werden können.

Falk, Notizbuch S. 953

Weimar März 1776

Als der Göthe das erste Mal in Weimar war und der Herzog ihm den Vorschlag machte in Weimar zu bleiben: so sagte er, das ginge gar nicht an, dass er (ein Genie) in einer Stadt lebend könte. Dieß sey lauter erbermliches Philisterwesen: ein Genie der echte Naturmensch gehöre in die Natur, in Luft, Wald und Feld, wenn er ein Gertchen bey Weimar herum finden konte – so könte er sich allenfalls dazu entschließen. Darauf ging der Herzog Bertuch an (der weil er die Chatulle hatte imer als eine Art von Philister und gemeiner [?] Alltagsmensch behandelt wurde) ihm den Garten, worin der Leibschneider Medem gewohnt und den Bertuch gekauft hatte, abzutreten – Diesen Garten hat noch G. bis auf den heutigen Tag.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0559 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0559.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 412 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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