BuG: BuG I, A 719
Weimar 29. 9. 1776

Tagebuch 29. 9. 1776 (WA III 1, 23)

Weimar 29. 9. 1776

Mittags bey ♃. Kalb bringt die Nachricht von der Viehkranckheit ich laufe herum nach dem Herz[og] Abends den Husaren an Stadthalter geschickt.

Wieland an Ph. Chr. Kayser 30. 9. 1776 (Grenzboten 29 II 2, 501)

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Weimar 29. 9. 1776

Herr Kaufman ist seit 8 Tagen hier und wird, wie ich höre noch diese Woche bleiben. Er kam den zweyten Tag nach seiner Ankunft nachmittags mit Klingern in meinen Garten und blieb ungefähr eine halbe Stunde. Den folgenden Morgen fand ich ihn bei Göthe. Der Mann hatte ungeachtet seiner um sich gezogenen Nebelkappe, was anziehendes für mich. Ich näherte mich ihm voll Gutwilligkeit und vielleicht, nach meiner Art etwas zu schnell; er zog sich aber ganz in seine Schale hinein; und so haben wirs dann dabey bewenden lassen ... Göthe war gestern Morgens bey mir und erklärte mir Alles. Die Schuld warum die Enthusiasten nicht mit mir und ich nicht mit ihnen leben können, liegt weder an ihnen, noch mir, sondern an den Göttern, die uns so gemacht haben.

Ich habe das Unglück unter die Lauen zu gehören, die von den Warmen und Kalten ausgespien werden. Leute, die lange mit mir gelebt haben, finden, daß ich mit allen meinen Launen und Ungleichheiten ein guter Mensch bin. Aber die andern sehen das nicht und können nicht aus mir klug werden, sagt man.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0719 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0719.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 457 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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