BuG: BuG I, A 601
Weimar Mai 1776

J. J. Chr. Bode an H. Chr. Boie 31. 8. 1776 (Mitteilungen Berlin 3, 252)

Weimar Mai 1776

Zu Weymar habe ich Göthe auch und Lenz auch kennen gelernt. Was gab es da nicht für Gelegenheit zu Anmerkungen! Mich soll wundern, ob sich die Scene dort wie eine lahme Farce oder wie ein Trauerspiel endet?

Unbekannt an Landgräfin Caroline von Hessen-Homburg Herbst 1776 (Frankfurter Zeitung 8. 11. 1924)

Weimar Mai 1776

Als Frau von La Roche den von Weimar kommenden berühmten Bode ... von Hamburg über Göthen vergangenen Herbst [Frühjahr] fragte, antwortete er Ihr, er sey expreß nach Weimar um Göthen zur Rede zu stellen, ihn zu warnen und sein Gewissen zu schärfen. Er habe Ihn gefragt, warum, da er Gutes stiften könte, er einen so gräßlichen Mißbrauch seines Postens machte, den Herzog im Fluchen, Zothenreißen pp ex professo unterrichtete u.d.g.? Goethe sey ihm hierauf um den Hals gefallen, hätte Ihm mit Rührung dießes unbegreifliche gesagt, „Freund, warte, warte auf den Erfolg, ich kann meine Absicht jezt nicht erklären, bald wird die Welt, Du und Weimar erkennen, daß ich einen Stuhl im Himmel verdienet habe.“

J. H. Voß an Ernestine Boie 23. 7. 1776 (Herbst 1, 301)

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Weimar Mai 1776

[Klopstock] erzählte mir, dass Bode mit dem Herzog von Weimar, Göthe, Wieland und Lenz gespeist habe. Göthe hätte unter andern bei der Suppe geflucht: das Donner und das Wetter, wie heiss ist die Suppe; vermuthlich seine Grösse vor Boden zu zeigen. Und der Herzog hätte Devisen nebst dem Papier klein gekrümelt, Wein darauf gegossen und Lenzen gereicht, der es auch angenommen und getrunken. Kurz sie sollen so leben, wie unerzogene Jungen.

J. M. R. Lenz an J. G. Zimmermann Ende Mai 1776 (Freye - Stammler 1, 264)

Weimar Mai 1776

Hier ... die gedruckte Kopey eines Gedichts das der von Seiten seines Herzens wahrhaftig liebenswürdige Lindau kurz vor seinem Abmarsch nach Amerika ... gemacht hat. Er äußerte in seinem letzten Briefe den Wunsch oder vielmehr er beschwur uns ... es dahin an den D. Franklin oder General Washington kommen zu lassen und ihnen zugleich einige Personalien von dem Verfasser zu melden. Wir wissen uns (Wieland, Goethe und ich) bey dieser Forderung an niemand zu wenden, als an Sie ...

Wieland Goethe und ich leben in einer seeligen Gemeinschaft, erstere beyde Morgens in ihren Gärten, ich auf der Wiese wo die Soldaten exerziren, nachmittags treffen wir uns oben beym Herzog, der mit einer auserlesenen Gesellschaft guter Leute an seinem Hofe die alle (so wie auch wir) eine besondere Art Kleidung tragen und er die Weltgeister nennt seine meisten und angenehmsten Abende zubringt. Goethe ist unser Hauptmann.

Wieland an Merck 27. 5. 1776 (Wagner2 S. 68)

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Weimar Mai 1776

Göthe lebt und regiert und wüthet, und giebt Regenwetter und Sonnenschein, tour à tour comme vous scavez, und macht uns glücklich, er mache was er will.

Wieland an Lavater 28. 5. 1776 (Archiv 4, 319)

Weimar Mai 1776

Die Platten von Geiler, Fichart und Peuttinger sind glücklich und zu rechter Zeit angelangt. Der letztere ist brav gemacht, an beyden ersten aber, sonderlich an meinem Liebling Geiler von Kaysersberg, hat der gute Lips nicht gethan, was ich von ihm erwartet hätte; hat das beste, das characteristische, geradezu verfehlt und dagegen Züge hineingebracht, die weder in der Zeichnung waren, noch gewisslich jemals in des ehrlichen Geilers Gesichte gestanden sind. Kurz, Göthe, Kraus und ich wurden herzlich missmuthig, wie wir die Abdrücke mit der Zeichnung verglichen, die doch so gut ist, dass sie auch nur mit gewöhnlicher Aufmerksamkeit nicht verfehlt werden konnte.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0601 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0601.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 424 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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