BuG: BuG I, A 232
Darmstadt 16. 11./5. 12. 1772

Caroline Flachsland an Herder 5. 12. 1772 (SchrGG 41, 286)

B2 38

Darmstadt 16. 11./5. 12. 1772

Goethe ist noch hier und lernt Merk zeichnen. mich dünkt, er ist überhaupt etwas stiller und geläuterter worden; er will Dich das Frühjahr zu mir führen, wenn Sie in Francf[urt] bey ihm einkehren, und hofft viel gutes von Ihrem Wiedersehn. er sagt, Du wärst ihm nicht so ganz gut – und er ist Ihnen doch gut, das sehe und höre ich mit Ohren und Herz. Das Wiedersehn knüpft vielleicht den Knoten auf, wie billig! er denkt noch ein Mahler zu werden, und wir riethen ihm sehr dazu. Da ihm doch alle Tugenden fehlten, sagte er, so wollte er sich auf Talente legen. Aus dem Kopf könnte da was werden. Uns Mädchen und Weiber ist er auch beßer wie sonst und ist uns herzlich gut, aber überhaupt lieben – dazu liegt noch zuviel Asche von seiner ersten Liebe in seinem Herzen, und auch das scheint natürlich. wir haben ihn hier alle lieb. Sie wissen doch, daß er mit Merk und Mad. Merk im Mai in die Schweitz geht?

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0232 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0232.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 227 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

Zurück zum Seitenanfang