BuG: BuG I, A 579
Weimar Apr. 1776

J. M. R. Lenz an H. J. v. Lindau Apr. 1776 (Freye - Stammler 1, 224)

Weimar Apr. 1776

Geht nach Amerika oder bleibt zu Hause und baut euer Landgut bis euch was besseres einfällt ... Euer Peter [Im Baumgarten] ist ein Schurke wenn er euch feig oder mißtrauisch gegen euch selbst macht. Eure Imagination trägt das in den Jungen hinein was in eurer Seele liegt, ihr seyd der Peter u. eure Momentane Existenz wird erst unterm Gewehr in Amerika angehen. – Laßt was für den Peter zurück zur Erziehung u. denkt weiter nicht an ihn: wenn es euch wohl geht überm Jahr etwa oder in einigen Jahren könnt ihr ihn ja nachkommen lassen ... Das ist mein Rath u. Goethens u. Wielands u. Salis.

J. J. Bodmer an Schinz 28. 5. 1776 (GJb 5, 201)

Weimar Apr. 1776

Salis ... zeichnete mir Göthens Character wie dem schäumenden sprudelnden Rheinwein ähnlich, den Göthe besungen hat. Er erzählte mir, dass, da er bey Göthe in Weimar war, derselbe vor die Thür gegangen, in kurzer Zeit wieder gekommen, und ihm und Wieland eine Zeichnung gezeiget; es war ein Mensch in sizender Postur, wovon man nur etliche hingeworfene Züge des hinteren Kopfes und des oberen Rückens sah. Er habe sie gefraget, was dieser Mann thäte und beyde haben schnell geantwortet, er esse. Darauf hab er sie vor die Thür geführt und ihnen da würklich den Mann gezeiget, der so gesessen und gegessen habe. Wir sollen hieraus Göthens Genie erkennen. In der That muss er viel Physiognomik haben, dass er auch Lineamente am Rücken entdeckt.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0579 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0579.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 417 f. (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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