BuG: BuG I, A 627
Weimar 24. 6. 1776

Tagebuch 24. 6. 1776 (WA III 1, 15)

Weimar 24. 6. 1776

Wielanden gezeichnet, Lichtenberg. Wiel. u. L[enz] bey mir zu Mittage. Abends nach Tiefurth. Nachts Klinger.

Wieland an Merck 5. 7. 1776 (Keil1 S. 65)

Weimar 24. 6. 1776

Göthen hab ich wieder ein paar Tage herrl. genossen; aber seit den lezten 3 Tagen nur 1. mal flüchtig gesehen. Er hat mich in voriger Woche en profil (auf seinem Garten) gezeichnet – In Größe eines nicht gar kleinen Mignaturbildes. Alles was halbweg Menschenaugen hat, sagt, es sehe mir ungemein gleich. Mir kömts auch so vor. Noch kein Maler von Profess. hat mich nur leidlich getroffen. Der Hauptumstand ist, daß es Göthe und con amore gemacht hat. Er ist aber doch noch nicht zufrieden, wills noch einmal machen. Jenes oder das Zweyte das er machen will, soll Chodowieky radiren, nicht wahr?

Wegen Göthen bitt ich Sie ewig ruhig zu seyn. Das Schicksal hat ihn in affection genommen; es ist Caesar und sein Glück; und Ihr werdet sehen, daß er sogar in diesen Hafen der Zeit worin wir leben, große Dinge thun und eine glänzende Rolle spielen wird.

Wieland an Lavater 29. 7. 1776 (SchrGG 16, 347)

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Weimar 24. 6. 1776

Göthe ist seit 14 Tagen, mit dem Herzog zu Ilmenau, und kömmt erst ausgangs dieser Woche wieder. Er lebt nur ganz für den Herzog und seine Geschäfte. In seinen Erhohlungsstunden zeichnet er. Er hat mein Profil vor einigen Wochen mit einer Liebe und Wahrheit gezeichnet, womit er allein es zeichnen konnte. Es soll mir sehr gleichen, und ist also das erste in seiner Art. Denn noch kein Mahler hat mich attrappiren können. Weil aber dies nur mein Werkeltagsgesicht ist, so hat er sich in den Kopf gesezt, auch mein Sonntagsgesicht zu zeichnen. Unser Verhältnis gegen einander macht mich sehr glüklich. Es ist so rein und schön, als in dieser sublunarischen Welt je eins zwischen zween ganz natürlichen Menschen gewesen seyn mag ... Herder wird nun in Kurzem hier eintreffen, sagt man. Göthe und ich sind darauf gefaßt.

Klinger an Ph. Chr. Kayser 12.[26.] 6. 1776 (Rieger S. 387)

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Weimar 24. 6. 1776

Am Montag kam ich hier an – lag an Goethes Hals und er umfaßte mich innig mit aller Liebe. „Närrischer Junge! und kriegte Küsse von ihm. „Toller Junge! und immer mehr Liebe. Denn er wußte kein Wort von meinem Kommen, so kannst du denken wie ich ihn überraschte. Was von Goethe ist zu sagen, ich wollte eher Sonn und Meer verschlingen! ... Goethe ist .... Legations-Rath mit 2000 ... [unleserlich] ... Glaub von allem nichts was über das Leben hier geredet wird, es ist kein wahres Wort dran. Es geht alles den großen, simplen Gang und Goethe ist so groß in seinem politischen Leben daß wirs nicht begreifen.

Klinger an Mutter und Schwestern 12.[26.] 6. 1776 (Rieger S. 387)

Weimar 24. 6. 1776

Hier bin ich seit Montag in großem Wohlseyn und werde sobald nicht wegkommen. Goethe liebt mich wie immer und noch stärker ... Goethe grüßt euch alle und fragte gleich nach euch.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0627 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0627.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 434 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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