J. G. Jacobi, Tagebuch 23. 7. 1774 (Vom Fels zum Meer 1884/85 I 580)
B2 71
Pempelfort 23. 7. 1774
Ich ... eilte nach Düsseldorf, wo mein Bruder und Herr Goethe mich erwarteten. Herr Goethe hatte mich in öffentlichen Blättern empfindlich beleidigt; aber auch hat er das Trauerspiel „Götz von Berlichingen“ geschrieben. Wir gaben uns die Hand. Ich sah einen der außerordentlichsten Männer, voll hohen Genies, glühender Einbildungskraft, tiefer Empfindung, rascher Laune, dessen starker, dann und wann riesenmäßiger Geist einen ganz eignen Gang nimmt. Seine Tafelreden hätt’ ich aufzuzeichnen gewünscht.
F. H. Jacobi an Goethe 3. 6. 1793 (JbGG NF 7, 45)
Pempelfort 23. 7. 1774
Lotte sprach von der Freude die Du überhaupt an den mancherley Erleuchtungen [in Pempelfort] haben würdest, und erinnerte sich, wie Du schon vor 20 Jahren so schön von Licht und Farben gesprochen hättest, daß man nichts verstanden, und doch ganz entzückt gewesen wäre.
H. Chr. Boie, Reisetagebuch 8./9. 10. 1774 (Weinhold S. 68)
B2 76a
Pempelfort 23. 7. 1774
Göthe ist hier vor einiger Zeit mit Lavater gewesen und hat wie ich sein Urtheil über die Jacobis geändert. Wir haben sogar über seine Farce miteinander gelacht und sind alle übereingekommen.
Bettina v. Arnim, Goethes Briefwechsel mit einem Kinde (Oehlke 3, 365)
Pempelfort 23. 7. 1774
Jacobi ... erzählt ..., wie einst Freunde Arm in Arm sich mit ihm umschlungen in köstlichen Gesprächen, die spät in die laue Sommernacht währten, und da weiß er noch von jedem Baum in Pempelfort, von der Laube am Wasser, auf dem die Schwäne kreisten, von welcher Seite der Mond hereinstrahlte, auf reinlichem Kies, wo die Bachstelzchen stolzierten; das alles spricht sich aus ihm hervor, wie der Ton einer einsamen Flöte, sie deutet an: der Geist weilt noch hier; in ihren friedlichen Melodien aber spricht sich die Sehnsucht zum Unendlichen aus.