Klinger an E. Schleiermacher 12.[26.] 6. 1776 (Rieger S. 385)
B2 151
Weimar 24./26. 6. 1776
Montag Abend noch umarmte ich Goethe und er mich mit aller Liebe. Hier sah ich und seh täglich daß würklich über Goethe sich so wenig sagen läßt als man eigentlich über den Sohn Gottes sagen sollte, wenn man ihn glaubt. Und so will ich auch schweigen. Er stikt in politischen Geschäften und hat diesem Land genuzt und thut Sachen – wie soll man ihn nennen? Und hier sag ich dir zugleich daß alles anders ist als wirs uns immaginirten und daß von allem nichts wahr ist was gesprochen wird, deß du kein Wort glauben mußt, und nur hören. Goethe ist geliebt durchaus und des Lands Heil und der Herzog ein vortreflicher Mensch. Von all den Nachrichten die wir aus der Schweiz und sonst wo herkriegten ist kein Buchstabe wahres drin ... Wieland will mich nicht mehr fortlassen und Goethe spricht von bleiben.