BuG:BuG I, A 365
Frankfurt 16. 12. 1774

Dichtung und Wahrheit XV (WA I 28, 328)

Frankfurt 16. 12. 1774

Voll von dem Guten was mir dort [in Mainz] begegnet war, kehrte ich nach Hause zurück und stand im Begriff bei’m Eintreten mir durch umständliche Erzählung das Herz zu erleichtern; aber ich sah nur verstörte Gesichter, und es blieb mir nicht lange verborgen, daß unsere Freundin Klettenberg von uns geschieden sei. Ich war hierüber sehr betroffen, weil ich ihrer gerade in meiner gegenwärtigen Lage mehr als jemals bedurfte. Man erzählte mir zu meiner Beruhigung, daß ein frommer Tod sich an ein seliges Leben angeschlossen und ihre gläubige Heiterkeit sich bis an’s Ende ungetrübt erhalten habe. Noch ein anderes Hinderniß stellte sich einer freien Mittheilung entgegen: mein Vater, anstatt sich über den guten Ausgang dieses kleinen Abenteuers zu freuen, verharrte auf seinem Sinne und behauptete, dieses alles sei von jener Seite nur Verstellung, und man gedenke vielleicht in der Folge etwas Schlimmeres gegen mich auszuführen. Ich war daher mit meiner Erzählung zu den jüngern Freunden hingedrängt, denen ich denn freilich die Sache nicht umständlich genug überliefern konnte.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0365 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0365.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 309 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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