BuG:BuG I, A 429
Schwyz - Vierwaldstätter See - St. Gotthard 22./23. 6. 1775

H. Dechent nach J. L. Passavant (Archiv f. Frankfurts Geschichte 3. F. 1, 33)

B2 103

St. Gotthard 22./23. 6. 1775

Das gute gegenseitige Einvernehmen [zwischen Goethe u. Passavant] währte ungestört, bis die Reisenden auf der Höhe des Gotthard ankamen. Hier kam es zu einer Verstimmung, welche den Rückweg weniger angenehm als den Hinweg erscheinen liess. Wenn man Goethes Darstellung Glauben schenkt, so wollte Passavant ihn bestimmen, vom Gotthard aus mit ihm nach Mailand zu wandern, indem er darauf hinwies, dass dort bei mehr als einem von den Messen her bekannten Handelsfreund Kredit sich finden werde. Passavant hätte gehofft, mit liebevoller Arglist ihn an Ort und Stelle zu überraschen, nachdem er sich eine Reise nach Italien schon früher ausgedacht. Dieser Darstellung tritt nun aber die Familienüberlieferung entschieden entgegen, nach welcher vielmehr Goethe den jüngern Freund zu einer Wanderung nach Mailand und zur Erhebung einer Summe bei Messfreunden habe bestimmen wollen, während dieser in gewohnter Gewissenhaftigkeit den Plan bekämpft habe. Goethe hat in der That hier den wahren Sachverhalt unrichtig wiedergegeben, vermuthlich aus einer Art Neckerei gegen den nachmaligen Pfarrer, dem er hier die eigene, etwas leichtfertige Gesinnung unterschob.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0429 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0429.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 351 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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