BuG: BuG II, A 758
Genf - St. Gotthard - Luzern 13. 11. 1779

Tagebuch 13. 11. 1779 (WA III 1, 104)

Realp, Hospental, St. Gotthard 13. 11. 1779

Früh gehen 10 wohl ausgestattet ab. Der klarste Himmel durchs Urseler thal ... Einsamkeit abnehmend. im Hospital ein Zug Maulthiere. Hohe Sonne. Leben. Eingekehrt. Dann aufwärts ... Die Maulth. eingehohlt. 63. es fielen ihrer auf dem Eis ... gegen 2 angekom. Gute Aufn. Essen gespräch p.p.

An Charlotte v. Stein 13. 11. 1779 (WA IV 4, 119)

St. Gotthard 13. 11. 1779

Auf dem Gotthart bey den Capuzinern ... Hier ist der Herzog mit mir allein, und dem Jäger. Auf dem Gipfel unsrer Reise.

Carl August, Tagebuch 13. 11. 1779 (Funde und Forschungen S. 190)

Realp, Hospental, St. Gotthard 13. 11. 1779

Nach 9 Uhr zu Fuße fort. Die Patres gaben uns noch ein tüchtig Frühstück, ehe wir gingen. Guter Weg biß Hospital. Einen Ort sahen wir noch vorher, er hieß zum Dorf. Viel Schnee, gute Bahn. Endlich nach Hospital. Ein alter Thurm, der den Paß nach dem Gotthard behauptete. Hübsch Dorf. Von Realp geht das Thal bis Ursel, von den Fuß der Furca biß an den Paß nach Graubünden. Es ist mitten auf den Gotthardt. In Hospital gefrühstückt. Auf den Gotthard, in Gesellschaft etl. 60 Maulthiere, viel Eis, etl. stürtzten. Ich war von der Nacht noch sehr matt. Von Realp biß zu den Capuc[inern] auf dem Gotthard 4 ½ St. Gut aufgenomen. Der Pater Lorentso kam erst spät. Der andere war in Italien. Unser Capuc[iner] sprach nichts als welsch. Es war gar ein guter lebhafter starcker Kerl. Das Wetter sehr kalt. Gute Betten, gut geschlafen. Sehr gefroren.

Carl August an Knebel 7. 6. 1780 (Knebel, Lit. Nachl. 1, 114)

Hospental, St. Gotthard 13. 11. 1779

Du gehst in einem Tag den ganzen Gotthard hinauf, über Hospital bis zu den Capuzinern ... Hier mußt Du Dich des Lateins oder Italiänischen bedienen, denn die verstehen kein Deutsch.

Briefe aus der Schweiz II (WA I 19, 301)

Realp, Hospental, St. Gotthard 13. 11. 1779

Erst heute früh bei hellem Tage erwachten wir wieder und gingen hinunter, da wir denn durchaus vergnügte und freundliche Gesichter antrafen. Unsere Führer, im Begriff den lieblichen gestrigen Weg wieder zurück zu machen, schienen es als Epoche anzusehn und als Geschichte, mit der sie sich in der Folge gegen andere Fremde was zu Gute thun könnten; und da sie gut bezahlt wurden, schien bei ihnen der Begriff von Abenteuer vollkommen zu werden. Wir nahmen noch ein starkes Frühstück zu uns und schieden ... In anderthalb Stunden waren wir in Hospital ... Wir kehrten ein, bestellten uns auf Morgen ein Mittagessen und stiegen den Berg hinauf.

Briefe aus der Schweiz II (WA I 19, 299)

St. Gotthard 13. 11. 1779

Oben auf dem Gipfel des Gotthards bei den Kapuzinern ...

Beide Patres, die hier oben wohnen, sind nicht zu Hause, doch, wie ich höre, noch eben dieselben die ich vor vier Jahren antraf. Pater Seraphim, der schon dreizehn Jahre auf diesem Posten aushält, ist gegenwärtig in Mailand, den andern erwarten sie noch heute von Airolo herauf ... Der Pater ist von Airolo herauf gekommen, so erfroren, daß er bei seiner Ankunft kein Wort hervorbringen konnte ... Er war von Airolo herauf den sehr glatten Weg gegen den Wind gestiegen; der Bart war ihm eingefroren, und es währte eine ganze Weile, bis er sich besinnen konnte. Wir unterhielten uns von der Beschwerlichkeit dieses Aufenthalts; er erzählte, wie es ihnen das Jahr über zu gehen pflege, ihre Bemühungen und häuslichen Umstände. Er sprach nichts als Italiänisch, und wir fanden hier Gelegenheit von den Übungen, die wir uns das Frühjahr in dieser Sprache gegeben, Gebrauch zu machen. Gegen Abend traten wir einen Augenblick vor die Hausthüre heraus, um uns vom Pater denjenigen Gipfel zeigen zu lassen, den man für den höchsten des Gotthards hält; wir konnten aber kaum einige Minuten dauern, so durchdringend und angreifend kalt ist es.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0758 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0758.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 190 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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