BuG: BuG II, A 722
Biel - Bern 11./14. 10. 1779

An Charlotte v. Stein 14. 10. 1779 (WA IV 4, 78)

Grindelwald, Guttannen, Brienz, Thun 11./14. 10. 1779

Wie sind glücklich wieder hier [Thun] angekommen ... Ich will nachher aus meinem Bleystifft Gekrizzel Phillippen wieder dicktiren.

Die merckwürdige Tour durch die Bernischen Glätscher ist geendigt ... Wär ich allein gewesen ich wäre höher und tiefer gegangen aber mit dem Herzog muss ich thun was mäsig ist. Doch könnt ich uns mehr erlauben wenn er die böse Art nicht hätte den Speck zu spicken, und wenn man auf dem Gipfel des Bergs mit Müh und Gefahr ist, noch ein Stiegelgen ohne Zweck und Noth mit Müh und Gefahr suchte. Ich bin auch einigemal unmutig in mir drüber geworden ... Wenn ich aber wieder sehe, wie iedem der Pfahl in’s Fleisch geben ist den er zu schleppen hat, und wie er sonst von dieser Reise wahren Nuzzen hat, ist alles wieder weg. Er hat gar eine gute Art von Aufpassen, Theilnehmen, und Neugier, beschämt mich offt wenn er da anhaltend oder dringend ist, etwas zu sehen oder zu erfahren, wenn ich offt am Flecke vergessen oder gleichgültig bin ... Wedel hat des Tags hundert tolle Einfälle, und wenn ihn nicht manchmal der Schwindel ankäme und ihn auf Augenblicke böser Laune machte, wäre kein Gesellschaffter über ihn.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0722 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0722.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 153 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

Zurück zum Seitenanfang