BuG: BuG II, A 704
Eberstadt - Heidelberg - Speyer 22./25. 9. 1779

Carl August an Herzogin Luise 29. 9. 1779 (JbGG 11, 112)

Eberstadt, Heidelberg, Speyer 22./25. 9. 1779

Wir sind den Mittewoch Mittag mit etwas Regen von Franckfurth weg, auf Darmstadt, haben von Weiten die glücklichen Wände gesehen, welche dich in deiner Kindheit umschloßen, u. verwahrt haben. Hierauf ging es auf Mosers Garten loß, dessen Riß mein Bruder, von mir selbst verfertigt, erhalten hat, u. dir zeigen kan; von da führte uns Merck, welcher uns begleitete, nach einer vortrefl. schönen Krabb-Fabrick, welche dir wohl bekant seyn wird, u. nun langten wir in Eberstadt an, u. übernachteten. Merck verließ uns, u. wir wanderten durch die Bergstraße nach Heidelberg. Unterwegs, um ehr nach Heidelberg zu kommen, nahmen wir einen lehr[?] wagen mit zwey Sitzen, u. Göthe campirte auf den estrapontain. Ein vortrefl. Fuhrwerck. Auf den Heidelberger Schloß brachten wir den gantzen Nachmittag zu, Göthe zeichnete, u. ich kroch in den alten schönen Trümmern herum. Es ist vortrefl. schön. Den andern Tag ritten wir über Schwetzingen nach den Rhein, setzten uns auf eine Fähre mit den Pferden, u. so gings nach Speyer. Wir gingen zu den Domherren von Beroldingen, ein[en] großen Liebhaber der Künste, u. einen sehr liebenswürdigen Mann, aßen, u. brachten den gantzen Tag mit ihm zu. Den Abend gingen unsere Pferde voraus, u. wir fuhren bis Rhein Zabren, einen Frantzösischen Ort, übernachteten u. fütterten den andern Tag in Seltz, einen Zweybrückischen Städtchen. Von da ritten wir auf Drusenheim, sahen unterwegs die Stelle u. Merckmahle, wo vor 3 Wochen ein Frachtwagen mit einer Ladung mit Kostbarkeiten für die Meße, u. für die K. v. Rußland, auf freyer Straße verbrant ist. Die Ursache weiß man nicht; den Verlust schätz man an die 2 Millionen.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0704 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0704.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 145 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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