BuG: BuG II, A 729
Bern 19. 10. 1779

An Merck 17.[19.] 10. 1779 (WA IV 4, 87)

Bern 19. 10. 1779

Bei Wyttenbachen war ich diesen Morgen drei Stunden, er ist sehr instructiv. Er hat von allen Bergen und Enden der Schweiz die Steinarten zusammengelesen, ist ein recht artiger Mann ...

Wir sind wohl, mit unter recht lustig, der Herzog grüßt und Wedel.

J. S. Wyttenbach an J. Hermann 26. 10. 1779 (Hess. Chronik 2, 187)

Bern 19. 10. 1779

Goethe hat mich auch mit einem sehr freundschaftlichen Besuche beehrt und mir einen ganzen Vormittag geschenkt.

An S. Wyttenbach 18. 2. 1780 (WA IV 4, 177)

Bern 19. 10. 1779

Mit Vergnügen erinnere ich mich der wenigen angenehmen und lehrreichen Stunden, die ich bei Ihnen zugebracht, und nehme mir die Freiheit Sie an das versprochene Exemplar Wagnerischer Prospekte zu erinnern ... Auf unserer übrigen Reise durch die Schweiz bin ich Ihrem guten Rathe gefolgt, und habe mich sehr wohl dabei gefunden.

Briefe aus der Schweiz II (WA I 19, 305)

Bern 19. 10. 1779

Der Gotthard ist zwar nicht das höchste Gebirg der Schweiz ... doch behauptet er den Rang eines königlichen Gebirges über alle andere, weil die größten Gebirgsketten bei ihm zusammen laufen und sich an ihn lehnen. Ja, wenn ich mich nicht irre, so hat mir Herr Wyttenbach zu Bern, der von dem höchsten Gipfel die Spitzen der übrigen Gebirge gesehen, erzählt, daß sich diese alle gleichsam gegen ihn zu neigen schienen.

An Lavater 17.[19.] 10. 1779 (WA IV 4, 88)

Bern 19. 10. 1779

Deine Leute hier hab ich meist gesehen, Kirchbergern noch heut Abend spät anderthalb Stunden auf seinem Landhaus [Schoßhalde] gesprochen. Es ist ein Mann mit dem sich gut reden lässt und ich habe die Zapfen meiner Gefäse, wie er angeklopft hat, gar freundlich ausgezogen, und mir auch dagegen von dem seinigen reichen lassen. Auf alles was er gefragt hat, hab ich ihm in meiner Art geantwortet, und durch Gleichnisse und anschlagen wurden wir bald bekannt. Auch hab ich ihm hie und da mehr gesagt als er gefragt hat, denn es hängt alles gar hübsch bey ihm zusammen, und er hat für sein Alter, und dass er viel für sich durchdacht hat, eine schöne Gelencksamkeit der Gedancken ... Bey Neuburg sind wir schon gewesen, es thut mir leid die Generalinn nicht zu sehen, ich schick ihr deinen Brief.

N. A. Kirchberger an Lavater 20. 10. 1779 (Im neuen Reich 1877, 2 S. 105)

B2 199

Bern 19. 10. 1779

Mit Goethe habe eine interessante unterredung von 1½ stunden auf dem lande gantz allein gehabt. Ich berührte einige von seinen saiten die mit den meinigen übereinstimmten, hierauf blitzte er mit eigenen begriffen um sich her, die auf einander folgten wie wetterleuchten an einem sommerabend. Ich konnte ihm mein Herz über die wichtigsten Gegenstände öffnen – er ist aber nur Goethe wenn man ihn allein hat. bey seinem Fürsten ist er ein ganz anderer Mann.

N. A. Kirchberger an Lavater 27. 10. 1779 (Im neuen Reich 1877, 2 S. 106)

B2 200

Bern 19. 10. 1779

G. veruhrsachte mir viel Vergnügen, beym anlaß meiner herzlichen Abneigung gegen die Berliner haben wir von Religion gesprochen, er ist über die gewöhnlichen Vorurtheile soweit hinweggesetzt, daß er sogar eine besondere Hochachtung für Personen trägt, die vom gemeinen Hauffen der Gelehrten und Ungelehrten verachtet sind und die ich äußerst hochschätze. Wir sprachen auch von der macht der menschlichen Seelen, nicht nur in rücksicht ihrer größe, sondern in folge eines wirklichen Ausflusses der in die umstehenden auch ohne ein wort zu sprechen wirkt; hierüber war er zu meiner verwunderung auch meiner meinung, sodaß bey dieser übereinstimmung, die ich wirklich in seinem innersten antraf, ihm alle meine Gedanken aufschließen konnte. Er war auch so gefällig, mir seine art mitzutheilen, wie er an einem Gegenstand arbeitet – wie außerordentlich lang er solchen in seinem Busen wärmt, biß er ihn der Welt darstellt – dieß ist auch das Mittel um sein ganzes Zeitalter mit sich fortzureißen.

Sein Fürst der völlig an ihm hängt, ist ein gütiger bescheidener, seine eigene Würde fühlender, über alle schmeicheley hinweggesetzter herr, der obschon noch jung gewiß nicht ohne Kenntnisse ist, nach dem ersten Eindruck, den er auf Sie vielleicht machen wird, müssen Sie nicht schließen. G. beym Herzog ist ein ganz anderer Mann – weil das regime für den Herzog nicht das gleiche seyn kan wie für Sie oder jemand anders insbesonders – dieß wird noch complicirter wen fremde gegenwärtig sind.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0729 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0729.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 157 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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