BuG: BuG II, A 694
Kassel 14./16. 9. 1779

Chr. Truchseß v. Wetzhausen (Binzer1 S. 109)

B2 197a

Kassel 14./16. 9. 1779

Ich lebte damals in Cassel und ... ich war ein ganzer Kerl, ein Vierziger, und soviel meine alte Bettenburg teutscher und stämmiger ist, als unsre jetzigen papiernen Häuser, um soviel mochte ich im Äußern meinen Ahnen ähnlicher sein, als es die Söhne unserer Zeit gewöhnlich ihren Voreltern sind. Kurz meine Freunde, mit denen ich an demselben Gasttische zu speisen pflegte, meinten, ich sähe aus wie der Götz und gewöhnten sich bald mich kurzweg so zu nennen. Es schmeichelte mir doch ein wenig, wenn ich schon weiß, daß ich kein Götz bin. Eines Tages nun kam Göthe nach Cassel und aß an derselben Tafel zu Mittag, ohne von irgend einem der Gäste gekannt zu sein. Da ruft sein Nachbar zu mir hinüber: Götz! wann sitzest Du auf, um nach der Burg zu reiten? – „Heißt der Herr da Götz?“ – fragte Göthe. „Nein,“ – antwortete mein Freund, – „er heißt nicht so, aber er sieht so aus, darum nennen wir ihn so.“ – „Wie so?“ – „Kennen Sie denn nicht Göthe’s Götz von Berlichingen?“ – „Meinen Sie den,“ – rief Göthe, – „da haben Sie recht, so sah er wirklich aus.“ „Sind Sie der Graf Saint-Germain,“ – sagte mein Freund lachend, – „daß Sie ihn persönlich gekannt haben?“ – „Wie sollt’ ich ihn nicht gekannt haben – sagte Göthe – „hab’ ich ihn doch gemacht.“ – Mein Freund prallte ein wenig zurück, denn er hätte sich’s eher einfallen lassen, daß es bei dem fremden Herrn rapple, als daß es Göthe selbst sei. Als es aber endlich an den Tag kam, da führte er ihn jubelnd zu mir und sagte: „Ihr beide müßt Euch lieben.“ – „O hätten Sie Göthe damals gekannt, – das frohe, frische Leben in schönster Form, unerstarrt vom Frost der Welt, hinreißend geistreich, nicht eingezwängt in die lähmenden Bande des Hoflebens, unbesudelt vom Schlamm der Gemeinheit!“

Chr. Truchseß v. Wetzhausen an Caroline v. Wolzogen 12. 5. 1822 (C. v. Wolzogen2 2, 388)

Kassel 14./16. 9. 1779

Mit eben dem Feuer, mit welchem ich als 20jähriger Bursche bei dem Elephanten in Cassels Menagerie zu Goethe sprach: „Sie sind Goethe, mein Goethe!“ so spreche ich jetzt zu meiner Wolzogen: alle edle Deutsche reichen Ihnen dankbar die Hand, wenn Sie Schillers Biographie vollendet haben.

An Charlotte v. Stein 16. 10. 1779 (WA IV 4, 86)

Kassel 14./16. 9. 1779

Die Wartensleben war nicht in Cassel ich fragte nach ihr.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0694 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0694.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 139 f. (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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