BuG: BuG II, A 493
Weimar 20. 10. 1778

Tagebuch 20. 10. 1778 (WA III 1, 71)

Weimar 20. 10. 1778

Comödie in Ettersburg. Der Jahrm[arkt] und Med[e]z[in] Malgre lui.

Anna Amalia an Elisabeth Goethe 4. 11. 1778 (Keil1 S. 122)

Weimar 20. 10. 1778

Freund Merck hat recht daß Er darauf bestehet mit Ihnen Liebe Mutter zu künftiger Frühjahr hieher zu kommen, sehen Sie die Sache nicht so schwer an, Freund Wolff [Goethe] wünscht es auch, wier haben letzhin recht viel davon gesprochen ...

Thusnelde [Luise v. Göchhausen] wird Ihnen die ganze Beschreibung von der Fete die ich hier gegeben habe machen, unser Freund Wolff hat die Freundschaft für mich gehabt alles selber zu ordnenn, der Jahrmarckt von Plundersweilen ist herlich gegangen. Ihr Sohn schieket Ihnen die Abschrift wie es hier gespielet worden ist, das Gemählde von Bänckelsänger hat Wolff, Krauss und ich gemahlt.

Luise v. Göchhausen an Elisabeth Goethe 25. 10. 1778 (Keil1 S. 116)

Weimar 20. 10. 1778

Dießmal will ich Ihnen von vergangener berühmter Theatralischer Lustbarkeit erzehlen, die sich hier, bey den Hoflaager in Ettersburg zutrug. Dr. Wolfen und Philippen thu’ ich alles nur erdenckliche gebrante Herzeleid an wenn ich erfahre daß sie Ihnen schon das ganze Wesen geschrieben haben, denn ich habe diese Menschen-Kinder gebeten mir einmal die Freude zu laßen.

Also den 20. 8br. dieses mit Gott hinschleichenden Jahres trug sich zu daß auf den hiesigen neuerbauten Ettersburgschen Theater der Medecin malgré lui, von Einsiedeln übersetzt, und das Jarmarksfest zu Plundersweilen, zu grosen gaudium aller vornehmen und geringen Zuschauer, hier aufgeführt wurde. Drey ganzer Wochen vorher, war des Mahlens des Lermens und des Hämmerns kein Ende, und unsere Fürstin, D. Wolf, Krauß etc. purzelten immer übereinander her ob der grosen Arbeit und Fleißes. Die spielenden Personen im Medecin wahren: Einsiedel als Scannarell, Aenngen Müller, seine Frau. Der Kammerherr Seckendorff Geronde. Hr. Saydler, Leander. Mlle. Schröder, Lucinde. Mlle. Probsten, die Amme. Hr. Wolf Goethe, Lucas. Der Herzog Vallere und Profeßor Musaeus als Robert ... Das Stück ging sehr gut, und Baron Einsiedel spielte besonders sehr fein, wie auch Doctor Wolf seinen Lucas in Bauertracht, herrlich gut. Zum Nachspiel erschien nun das gepriesene Jahrmarcksfest; der Doctor sagte er hät’s schon geschickt. Die spielenden Personen, siehe Beylage 1. Das Bänckelsänger Gemählde, weil es von Kennern und Nichtkennern für ein rares und treffliches Stück Arbeit gehalten wird, und Sie als eine Kunstkennerin und Liebhaberin dergleichen Dinge berühmt sind, wird Ihnen in einer Copie, ins Kleine gebracht, nebst der Romantze auch zu geschickt. D. Wolf spielte alle seine Rollen über allemasen trefflich und gut, hatte auch Sorge getragen sich mächtiglich, besonders als Marcktschreyer herraus zu putzen ...

Unter denen Zuschauern befand sich die Erbprintzes von Braunschweich, die einige Tage zuvor angekommen war, u. grose Freude an unsern Guckelspiel bezeugte.

Nach der Comedie wurde ein groses Banquet gegeben, nach welchen sich die hohen Herrschaften sämdlich (auser unsere Herzogin) empfahlen, uns Comedianten Packt aber wurde noch ein mächtiger Ball bereitet der bis am hellen lichten Morgen dauerte, und alles war lustig und guter Dinge ...

 

  Spielende Personen im Puppenspiel.

Docter Einsidel.
Marckschreir, Goethe.
Ahasverus, Musaeus.
Ester, Md. Wolff.
Hamann, Goethe.
Mardochai, Goethe.
Tirolerin, Mdlle. Schroder.
Pfefferkuchen Mägden Fräulein Woelward.
Amtman, Bertuch.
F. Amtmannin, Mdlle. Probst.
Tiroler, Cammerher Seckendorff.
Nürenberger, Schalling.
Wagenschmärman von Linkert.
Zigeuner Hauptman Steinhardt.
Zie– – Bursch Seidler.
Baur Steinhardt.
Bänckelsänger Camerher Seckendorff.
seine Frau Mdme. Steinhardt.
Milchmägdgen, Mdlle. Neuhauß.
Marmottenjungen, von Linkert u.v.Todeward.
Ochßenhändler, v. Staff.
Schweinhändler, von Luck.
Die Gouvernante, Fräulein Tusel.
Das Fräulein, Frl. v. Koppenfels.
Der Pfarrer, Krauss.
Hanswurscht, Aulhorn.
Schattenspiel Man, Aulhorn.

K. v. Lyncker, Am Weimar. Hofe S. 70

Weimar 20. 10. 1778

In dem kleinen Theater, welches in einem Seitenflügel des dasigen Schlosses eingerichtet worden war, wurde der ‚Jahrmarkt von Plundersweilern‘ zuerst vorgestellt. Goethe selbst gab drei Rollen, die des Marktschreiers, des Haman und des Mardochai. Den König Ahasverus spielte der Professor Musäus, und zu der Esther war die Kapellmeisterin Wolf ersehen. Herr v. Einsiedel repräsentierte den Burgemeister und Doktor, Fräulein v. Wöllwarth das Pfefferkuchenmädchen, Geheimer Kammerrat v. Lyncker einen Wagenschmierhändler; der Kammerjunker Franz v. Seckendorff war dabei, sowie mehrere Herren und Damen. Meiner Wenigkeit wurde die Rolle des Marmottenjungen, dem Sohne der Frau v. Stein, mit Namen Ernst, die Rolle des Leierspielers zuteil. Ein sehr künstlich gefertigtes Murmeltier mußte von mir unter Absingung eines Liedchens zum Tanzen gebracht werden.

K. Morgenstern, Reisetagebuch Juli 1800 (JbGG NF 4, 243)

Weimar 20. 10. 1778

Goethe ließ durch Rat Kraus zum Geburtstage der Herzogin Anna Amalia ein großes Gemälde verfertigen, worauf der Künstler den Unfug des deutschen Parnasses allegorisch abkonterfeite. Goethe als Bänkelsänger erklärte das Gemälde in Gegenwart des ganzen Hofes. – Wieland selbst kommt übel darin weg. Der Titel ist: ‚Das Neueste aus Plundersweilern’. Ich las sehr lange Stücke davon in einem Falkschen Memorandenbuch.

Böttiger (LB Dresden)

Weimar 20. 10. 1778

Zum Geburtstag der Herzogin [Anna Amalia] stellte Göthe einmal nach ein[er] Zeichnung von Kraus als Bänkelsänger, indem [?] Kraus den Pajazzo macht, den zweiten Theil vom Jahrmarkt zu Plundersweiler vor.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0493 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0493.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 100 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

Zurück zum Seitenanfang