BuG: BuG II, A 655
Weimar 26. 7. 1779

Tagebuch 26. 7. 1779 (WA III 1, 91)

Weimar 26. 7. 1779

Lies mich versprochner Massen von Mayen mahlen. Und bat Wielanden mir dabey seinen Oberon zu lesen er thats zur Hälfte ...

Der Herzog kam Abends mit der Gräfin Werther von Erfurt.

Wieland an Merck 1. 8. 1779 (Wagner1 S. 169)

B2 194

Weimar 26. 7. 1779

Mit Göthen hab ich vergangene Woche einen gar guten Tag gehabt. Er und ich haben uns entschließen müssen, dem Rath May zu sitzen, der uns ex voto der Herzogin von Würtemberg für Ihre Durchlaucht mahlen soll. Göthe saß Vor- und Nachmittags, und bat mich, weil Serenissimus absens war, ihm bei dieser leidigen Session Gesellschaft zu leisten und zur Unterhaltung der Geister den Oberon vorzulesen. Zum Glück mußte sich’s treffen, daß der fast immer wüthige Mensch diesen Tag gerade in seiner besten receptivsten Laune und so amusable war, wie ein Mädchen von sechszehn. Tag meines Lebens hab ich Niemand über das Werk eines andern so vergnügt gesehen, als er es mit dem Oberon durchaus, sonderlich mit dem 5. Gesang war, worin Hyon sich von dem kaiserlichen Auftrag verbotenus acquittiret. Es war eine wahre jouissance für mich, wie Du leicht denken kannst. Ein paar Tage darauf gestund er selbst, daß er in 3 Jahren vielleicht nicht wieder in diesen Grad von Receptivität und Offenheit jedes Sinnes für ein opus hujus furfuris et farinae kommen würde.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0655 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0655.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 129 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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