BuG: BuG II, A 2517
Irrtümliches und Zweifelhaftes Mai 1778

J. V. Teichmann, Goethe in Berlin (Teichmann S. 5)

Mai 1778

Aus mündlicher Mittheilung Ludwig Tiecks, der es vom Hörensagen in späteren Jahren so vernommen, erfuhren wir noch folgendes: Burmann, ein Zeitgenosse der Karschin, hatte, gleich nachdem Goethe seine Stella geschrieben, die er ein „Schauspiel für Liebende“ genannt, sich an diesen gewandt und ihn in schlichten Worten sein Herz und seine Sympathieen erschlossen.

Darauf hatte Goethe ihm statt aller Antwort ein in rosa Atlas gebundenes Exemplar dieses Buches übersandt. Als Goethe hier [Berlin] ankam, suchte er bald Burmann auf. Nach einigen Worten fragt ihn dieser, wer der denn sei, und als ihm Goethe seinen Namen genannt, springt er hoch auf vor Freude, wirft sich auf den Boden des Zimmers und rollt sich wie ein Kind auf demselben herum. Goethe, diese eigenthümliche Bewegung nicht begreifend, fragt ihn, was er habe, worauf dieser jubelnd ihm entgegen lacht, freudig ihm erwiedernd: ich kann meine Freude über Sie nicht besser ausdrücken. Nun, erwiederte Goethe lachend, dann will ich mich auch zu ihnen werfen, und so lagen beide auf den Dielen des Zimmers.


Die fragwürdige Anekdote wird auch von einer Begegnung Burmanns mit Claudius erzählt; vgl. Pniower S. 86.

H. Laube, Reisenovellen 9, 14

B2 187a

Mai 1778

Als er ... seinen kurzen Besuch in Berlin abstattete, und von den Zirkeln, und was ihn sonst fetirte und in Beschlag nahm, nicht ganz hinreichend gefesselt war, machte er, wie er in Italien gethan, seine Abendpromenade; hier gab es keine Popäa, aber Madame Schuwitz existirte; die Berliner, welche das ausspionirt hatten, nahmen’s ihm übel, ich weiß nicht, ob die Wahl im Einzelnen oder im Allgemeinen, er nahm das Spioniren übel, es gefiel ihm nicht in Berlin und er reis’te ab.


Nach Pniower S. 88 f. existierte 1778 das Kaffeehaus der Madame Schuwitz noch nicht.

J. D. Sander an Böttiger 25. 3. 1797 (Bode2 1, 601)

Mai 1778

Madame Herz ist ein schöner Kopf auf einem unförmlichen Rumpfe. Dieser Rumpf war aber vor zwölf Jahren, als Goethe sich einmal in Berlin aufhielt, nicht unförmlich. Madame Herz bekam daher von Goethe Besuche und ist seitdem seine geschworene Verehrerin.


1778, während Goethes einzigem Berliner Aufenthalt, war Henriette de Lemos erst 13 Jahre; Goethe lernte sie 1810 kennen.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_2517 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_2517.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 563 f. (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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