BuG: BuG II, A 408
Wörlitz 24./25. 5. 1778

F. v. Matthisson, Erinnerungen (Matthisson1 3, 351)

B2 184

Wörlitz 24./25. 5.(?) 1778

In frühern Zeiten besuchte Göthe in seines fürstlichen Freundes Gefolge Wörlitz oft auf mehrere Wochen. Einst an einem heiteren Sommernachmittage gesellte man sich unter der Vorhalle des Schlosses zusammen. Die Fürstin war mit einer Stickerey beschäftigt, der Fürst las etwas vor, Göthe zeichnete, und ein Hofkavalier überließ ohne Zwang und Sorge sich indeß der behaglichen Verführung des Nichtsthuns. Da zog ein Bienenschwarm vorüber. Göthe sagte: „Die Menschen, an welchen ein Bienenschwarm vorüberstreicht, treiben, nach einem alten Volksglauben, dasjenige, was gerade im Augenblicke des Ansummens von ihnen mit Vorliebe getrieben wurde, noch sehr oft und sehr lange. Die Fürstin wird noch viel und noch recht köstlich sticken, der Fürst wird noch unzähligemal interessante Sachen vorlesen, ich selbst werde gewiß unaufhörlich im Zeichnen fortmachen, und Sie, mein Herr Kammerherr, werden bis ins Unendliche faulenzen!“

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0408 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0408.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 83 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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