BuG: BuG II, A 2438
Weimar 15. 9. 1785

An Charlotte v. Stein 16. 9. 1785 (WA IV 7, 96)

Weimar 15. 9. 1785

Der iüngere Forster war hier mit seinem iungen Weibgen, einer gebohrnen Heyne von Göttingen, sie asen Abends bey mir mit Herders, Wieland und Amalie Seidler, die von Gotha aus eine Vertraute der ietzigen Forster ist. Sie waren beyde viel um die sterbende Schneider.

Der Prinz [August v. Gotha] ist noch immer hier, ich sehe ihn wenig.

J. G. Forster an Chr. G. Heyne 19. 9. 1785 (GJb 18, 121)

Weimar 15. 9. 1785

Goethe gab uns des Abends ein griechisches Abendmal, wo außer uns beiden nur noch Herder und seine Frau nebst Wieland und Mamsell Amalie Seidler zugegen waren. Sie können denken, daß unter solchen Menschen der Abend früh hingieng und mich freute es sehr, diese 3 vorzüglichen Männer auf einen so freundschaftlichen Ton unter einander gestimmt zu sehen, zu bemerken, daß sie sich aufs Wort sogleich verstanden, und daß die Verwandschaft ihrer Studien sie einander näher gebracht hatte, denn freylich ist Weisheit des Alterthums und griechische Eleganz ihnen allen geläufig, ihrer aller Muster.

H. A. O. Reichard, Selbstbiographie (Uhde3 S. 397)

Weimar 15. 9. 1785

Brieflich wandte sich Goethe, der auch meiner Amalie [geb. Seidler] stets die rücksichtsvollste Aufmerksamkeit bewies, oft an mich.

Herder an F. H. Jacobi 16. 9. 1785 (Düntzer3 2, 278)

B2 N 258ab

Weimar 15. 9. 1785

Auch hast Du mit Deinen Axiomen: „Spinozismus ist Atheismus“ etc., einen Pfahl vorgeschlagen, den umrennen mag, wer will ... Wir waren gestern Abend bei Goethe und haben durch eine sehr glückliche Buchstabenschnitzerei aus Catechismus Atheismus herausgebracht, wenn man ein paar schwere Buchstabierlia wegnimmt: vor der Hand scheint es mir nicht vergönnt, aus Atheismus Catechismus rückwärts zu machen ...

Goethe und ich laden alle guten Menschen zum Karlsbade ein, und wenn der Himmel Glück verleiht, ziehen wir mit Heerskraft dahin.

Herder an Therese Forster o. Dat. (Euph. 20, 364)

Weimar 15. 9. 1785

So wars am Abende der Trennung mit Ihnen; im schönen Mondschein begleitete Göthe uns nach Hause; am Morgen waren Sie weg und ich mußte aufs Consistorium wandern.

J. G. Forster an Herder 21. 7. 1786 (Düntzer3 2, 390)

Weimar 15. 9. 1785

Grüßen Sie Goethe herzlich von mir. Wir denken oft an unsern letzten frohen Tag in Weimar, und den Abend, der in Ihrer Gesellschaft so göttlich verstrich.

J. G. Forster an F. L. W. Meyer 10. 10. 1785 (Campe1 1, 191)

Weimar 15. 9. 1785

Goethe ist wohl schwerlich so fromm, wie Sie ihn dafür halten. Seine jugendlichen Schriften könnten so etwas an sich haben, aber sein Kopf ist zu hell, um lange bei dergleichen zu bekleiben, auch schien sich nichts davon in seinem Umgange zu verrathen. Schon das, daß Herder mir sagte, Goethe sei sein einziger Herzensfreund, ist mehr für, als wider ihn, denn Herder schwärmt wohl, aber er ist nicht fromm.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_2438 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_2438.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 546 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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