BuG: BuG II, A 2437
Weimar 14./15. 9. 1785

J. G. Forster an F. L. W. Meyer 14./15. 9. 1785 (Campe1 1, 182)

Weimar 14./15. 9. 1785

Ich war entschlossen, durch Weimar bloß durchzugehen, allein mein Vorsatz wankte, wie ich in die Nähe der Stadt kam, und wohl mir, denn zwei der frohesten Tage meines Lebens habe ich hier verlebt. Goethe, Herder, Wieland und Bertuch waren unsere Gesellschaft, und ich fand Beide, Herder und Goethe, weit besser als ich sie erwartet hatte. Da mir zu der Bekanntschaft so kurze Zeit nur übrig war, versuchte ich gleich den ersten Tag mit Herdern, den man bekanntlich für so difficile d’abord ausgiebt, genau bekannt und vertraut zu werden, und es gelang mir, gleich Anfangs sein Zutrauen zu gewinnen. Den andern Tag waren wir beinahe den ganzen Tag beisammen, und Abends, als wir bei Goethe waren, entfaltete sich sein Herz noch mehr, und er sprach so ehrlich, daß er das Alles, was wir für Nichts achten, auch für Nichts achte, daß ich ihn ehrte und lieb gewann. Goethe war munter und artig; und Wieland witzig und allerliebst. Therese [Forster] war die Seele der Gesellschaft, und die liebenswürdige Amalie [Seidler] begleitete sie auf allen Wegen und Stegen.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_2437 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_2437.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 546 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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