BuG: BuG II, A 2084
Gotha 3./5. 6. 1784

An Charlotte v. Stein 5. 6. 1784 (WA IV 6, 284)

Gotha 3./5. 6. 1784

Diese Paar Tage her konnt ich nicht zu einer Ruhestunde kommen ... Fritz ist sehr munter, ich habe ihn an alle Orte allein hingeschickt damit er sich betragen lerne und wie ich höre und mercke macht er es recht gut ...

Man begegnet mir hier sehr freundschafftlich und ich kann offen und zutraulich gegen die Menschen seyn ohne mein Herz hinzugeben das in guter Verwahrung ist.

Ich habe die Schneidern besucht, die mich geiammert hat. Sie ist gewiß ein seltenes gutes Geschöpf, das menschlichem Ansehn nach kein halb Jahr mehr leben kann. Sie trägt ihre Übel mit einer Gelassenheit, ist so verständig beträgt sich so artig daß es mich nicht wundert wenn die beyden Prinzen sehr lebhafften Anteil an ihr nehmen. Was aus dem Herzog werden soll wenn sie stirbt seh ich nicht ... Er hofft noch, ich würde nicht hoffen können ...

Man hat mir allerley schöne Sachen sehen lassen die mich unterhalten haben. Gestern Abend vertraute mir die Oberhofmeisterinn [v. Buchwald] Memoires pour servir à l’Histoire de Mr. de Voltaire ecrits par lui meme unter den feyerlichsten Beteuerungen an. Man sagt das Büchlein solle gedruckt werden, es wird entsetzliches Aufsehn machen ...

Die Öttinger hab ich besucht.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_2084 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_2084.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 462 f. (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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