BuG: BuG II, A 328
Weimar 16. 2. 1778

Caroline Gräfin v. Goertz an J. E. Graf v. Goertz 17. 2. 1778 (GRFA)

Weimar 16. 2. 1778

La partie d’hier au soir étoit vraimant jolie, et brillante, et je m’y suis bien amusé, quoique la neye qui tomboit étaignoit beaucoup de lampes. On étoit fort gai, mais avec décence, pas de mascarades, pas de coups comme la premiere fois, il n’y avoit que les pipes de tabac, qui m’ont choqué, et le sieur Goethe qui étoit habillé comme le fou des échecs, et ivre mort vers la fin de la fête. La folle Mad. de Stein, passe sa vie sur la glace, depuis 9 heures jusqu’a 1 et depuis 3 jusqu’a 6 ou 7 tous les jours. Voila ce que c’est que d’avoir de l’ésprit, cela rend infatigable. bientot elle ne marchera plus que sur des patins, quoiqu’elle y fasse une figure ridicule.

J. F. Kranz an Elisabeth Goethe 16. 2. 1778 (Wagner3 S. 158)

B2 183

Weimar 16. 2. 1778

Neues wüßte ich Ihnen nichts zu schreiben, als daß der Geh.L.Rath dann und wann mit den Herrschaften Abends Schlitt-Schule läuft und zwar en masque. Die Herzoginnen, gnädigen Frauen und Fräuleins lassen sich im Schlitten schieben. Der Teich, welcher nicht klein ist, wird rund um mit Fackeln, Lampen und Pechpfannen erleuchtet. Das Schauspiel wird auf der einen Seite mit Hoboisten- und Janitscharen-Musik, auf der andern mit Feuerrädern, Raketen, Kanonen und Mörsern vervielfältigt. Es dauert oft 2–3 Stunden.

K. v. Lyncker, Am Weimar. Hofe S. 80

Weimar 16. 2. 1778

Das Schlittschuhfahren war schon in den ersten Regierungsjahren des Herzogs Sitte und zu einer fortlaufenden Hofvergnügung geworden. Der Rittmeister v. Lichtenberg, früher in holländischen, dann preußischen Diensten, war Meister in dieser Kunst. Goethe, der es in seiner Vaterstadt erlernt hatte, fand auch viel Gefallen daran ...

Als ... später hier die Schwanseewiesen überschwemmt wurden, gab der Herzog dort größere Feste, sogar Eis-Maskeraden und Illuminationen, denen die Durchlauchtigsten Damen und der Adel beiwohnten. Wir Knaben erschienen gewöhnlich nur zweimal die Woche, um unsere Lehrstunden nicht zu sehr zu vernachlässigen, und der Herzog, sowie Goethe, ließen uns Kunststücke erlernen. Wir mußten nämlich in vollem Schlittschuh-Fahren Äpfel mit bloßen Degenspitzen aufspießen, über Stangen springen, wurden gleich Hasen mit Parforcepeitschen gehetzt; ja, man schoß aus nur mit Pulver geladenen Pistolen hinter dem flüchtigen Wilde drein, welches für uns die größte Lust war. Bei einer nächtlichen Maskerade und Illumination erhielten wir Teufelsmasken und mußten die Damen, welche nicht selbst Schlittschuh fuhren, auf dem Schlitten zwischen den erleuchteten Pyramiden und feuerspeienden Raketen und Schwärmern herumkutschieren. Auf unsern mit Teufelshörnern versehenen Mützen waren Schwärmer angebracht, welche die vorbeifahrenden Herren mit brennenden Lunten anzündeten und somit ein fortlaufendes Feuer bewirkten. Da wir aber oft auf das Eis fielen und uns mitunter leicht beschädigten, so wollten unsere Eltern diese Belustigungen nicht immer gut heißen. Alle dergleichen Dinge gab man hauptsächlich Goethen Schuld, und gewöhnlich wurde über die meisten Vorgänge damaliger Zeit etwas zweideutig gesprochen.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0328 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0328.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 64 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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