BuG: BuG II, A 744
Genf 1. 11. 1779

Carl August, Tagebuch 1. 11. 1779 (*JbGG 11, 134)

Genf 1. 11. 1779

Um 7 Uhr zu Pferde und nach Ferney geritten. Voltaire hat nie particulier Häuser dort bauen laßen. Das Schloß hat eine schöne Lage ... In Voltairs Schlaf Zimmer hat der jezige Besitzer der Marquis de Villette ein Monument von Holz grau, schwarz und weiß angestrichen, wo Voltaires Herz hinkommen soll. Man kann es so gut vor einen fournierten [?] Ofen als für ein Monument ansehen. Sonst ist weiter nichts merckwürdiges daran, als die Erinnerung desjenigen der da gewohnt hat zu sehen. Der Marquis de Villette läßt den Kirchhof umreißen, um sich eine gerade Einfarth zu verschaffen. Die Besitzung wird verkauft ... Ich ging zu einem Bader und badete mich in der Rhone. Göthe aß bey der Mad: von der Borck und fuhr mit ihr den Nachmittag zu Mr: Hubert und brachte von ihm den Abend 2. Ratierungen mit. Ich ging zum Mahler nach Tisch und saß zum letzten mal. Herr Diodati kam hin und wir gingen mit ihm und dem Mahler Juel zum Landschaftsmahler Hacker [Georg Hackert], ein Berliner. Er ist ein Bruder von dem, ich den berühmten Kastanienbaum bey Erdmannsdorfen in Deßau gezeichnet gesehen habe ... Seine Hauptmahlerey ist en Guache, er hate viel Schweitzer und Italiänische Gegenden gemahlt; seine Mahlerey wolte mir gar nicht zu Halse kam mir gewaltig kalt und hart vor. Von da gingen wir zu einen andern Mahler  Er mahlt Architecten Stücke Ruinen und dergl. mehr, meist alles aus Erfindung und ist ein gewaltiger Schwätzer. Es war zu dunckel um daß ich seine Mahlerey recht hätte sehen können. Nach Hauße; um 7 Uhr kam der Mahler Juel und fing an Göthen mit Bleystift zu zeichnen, früh zu Bett.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0744 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0744.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 167 f. (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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