BuG: BuG II, A 224
Wilhelmsthal/Eisenach 21./28. 9. 1777

Merck an Nicolai 3. 11. 1777 (Wagner3 S. 151)

B2 179

Wartburg, Eisenach, Wilhelmsthal 21./28. 9. 1777

Ich hab’ ihn neuerlich auf Wartburg besucht, und wir haben 10 Tage zusammen wie die Kinder gelebt. Mich freuts, daß ich von Angesicht gesehen habe, was an seiner Situation ist. Das Beste von Allem ist der Herzog, den die Esel zu einem schwachen Menschen gebrandmarkt haben, und der ein eisenfester Charakter ist. Ich würde aus Liebe zu ihm eben das thun, was Goethe thut. Die Mährchen kommen alle von Leuten, die ohngefähr so viel Auge haben zu sehn, wie die Bedienten, die hinterm Stuhle stehn von ihren Herrn und deren Gespräch urtheilen können ... Ich sage Ihnen aufrichtig der Herzog ist einer der respektabelsten und gescheutesten Menschen, die ich je gesehen habe – und überlegen Sie dabey ein Fürst und ein Mensch von 20 Jahren. Ich dächte Goethes Gesellschaft, wenn man muthwillig voraussetzen will, er sey ein Schurke, sollte doch mit der Zeit ein wenig guten Einfluß haben. Das Geträtsche, daß er sich nach Goethe bilde, ist so unleidlich unwahr als Etwas, denn es ist ihm Niemand unausstehlicher als Goethes Affen.

Merck an Lavater 9. 1. 1778 (SchrGG 16, 352)

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Wartburg, Eisenach, Wilhelmsthal 21./28. 9. 1777

Ich habe mich ... im Monat September auf meinen Fuchs gesezt, u. bin nach Eisenach zu dem herrlichen Menschen wallfahrten gegangen, allwo ich denn auf der Wartburg an 14 Tage ... in Wohlleben mit ihm verbracht habe. Seine Situation ist die beste, die er sich nur wünschen kan. Er lebt völlig nach seinem Kopfe in dem Hause des Herzogs, als wenns in dem Meinigen wäre, hat nicht das geringste ... von seiner ehmaligen poetischen Individualität abgelegt, dagegen aber an Hunger und Durst nach Menschenkentniß, u. Welthändeln, u. der daraus folgenden Weisheit u. Klugheit wie ein Mann zugenommen ... Goethe liebt ihn [den Herzog] wie keinen von Uns, weil vielleicht keiner ihn so nöthig hat, als dieser, u. so wird ihr Verhältnis ewig dauren, – denn Goethe kan ihn nicht verlassen, oder er müßte nicht mehr Der seyn der Er ist, u. der Herzog wird je so wenig mit ihm brechen, als Einer von denen die Goethes Freunde sind.

Merck an Bertuch 3. 11. 1777 (Gräf2 S. 267)

Wartburg, Eisenach, Wilhelmsthal 21./28. 9. 1777

Goethe hat mir so viel gutes von Ihrem Cirkel gesagt, daß ich sehr grose Lust hätte in Weimar von Angesicht zu schauen, wie viel herrliche und gute Charaktere noch sind, die ich nicht kenne.

Merck an Carl August 10. 2. 1783 (Gräf2 S. 172)

Wartburg, Eisenach, Wilhelmsthal 21./28. 9. 1777

Ich hoffe, daß mich Ew. hochfürstliche Durchlaucht mit in die erste Reihe dererjenigen zu stellen geruhen werden, die an der glüklichsten Begebenheit [Geburt des Erbprinzen Carl Friedrich], die Ihnen während Ihrer Regierung zu Theile geworden, den lebhafftesten und innigsten Antheil nehmen. Ich erinnere mich noch sehr wohl, was ehedem der Geheime Rath Goethe im Jahr 1777, wo nur angenehme Aussichten dazu vorhanden waren, in seinem ihm eignen Prophetenton davon weissagte. Gott gebe, daß alle seine goldne Träume, die er sich von der Geburt eines Prinzen für die Person Ew. hochfürstlichen Durchlaucht, für Dero Frau Gemahlin, für sämmtliche Denenselben attachirte Personen und das ganze Land im Geiste vorstellte, möchten in ihre ganze Erfüllung gehen.

Merck an Herzog Ernst von Sachsen-Gotha März 1783 (Wagner2 S. 221)

B2 180[a]

Wartburg, Eisenach, Wilhelmsthal 21./28. 9. 1777

Schon von vielen Jahren her habe ich durch meinen alten Freund, den G. R. Göthe, Ew. H. Durchl. als einen der eifrigsten Beschützer der Wissenschaft und Kenner alles Guten und Schönen zu verehren gelernt.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0224 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0224.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 36 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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