BuG: BuG II, A 773
Zürich - Konstanz 2./3. 12. 1779

Carl August an Herzogin Luise 3. 12. 1779 (JbGG 11, 123)

Zürich, Winterthur, Konstanz 2./3. 12. 1779

Alleweile ... haben wir den Deutschen Boden wieder betreten, ich muß dieses Pflicht schuldiger weise als eine große revolution der Reise, melden. Gestern schliefen wir zu Wintherthur, u. heute Abend kamen wir, unter großen Winde, (welcher jetz mit einwerfen der Buden beschäftigt ist) hier [in Konstanz] an ... Zürch verließen wir endl. gestern Mittag; es ist der eintzige Ort, der uns auf der gantzen Reise so lange gehalten. Lavater, die gute Seele, begleitete uns bis ¼ St. vor die Stadt. Er trug mir nochmahls auf, dir zu sagen, was ich vor gut fände, er unterschriebe alles; ich laße dir die Wahl. Unser Scheiden war hart, wolle daß Schicksal, daß es nicht zum letzten mahle sey, daß ich Ihn gesehn. Morgen Mittag werden wir von hier wieder aufbrechen, u. biß Stein gehn, übermorgen dann längß des Rheins nach Schafhausen, dieß wird der letzte Rücktritt in die liebe Schweitz seyn, u. dann – ihr vielleicht auf ewig den Rücken gekehrt. Der Falsche Prophet Christoph Kaufmann ist heute vor uns her gegangen, getroffen haben wir ihm aber nicht, auch ist uns eben nicht viel daran gelegen ... Meine H[erren] empfehlen sich.

L. Hirzel (Neujahrsblatt Zürich 1888, S. 25)

Glarisegg 2./3. 12. 1779

Es wird erzählt, daß damals, d. h. auf der Rückreise aus der Schweiz, als Goethe und der Herzog an Clarisegg, dem von Kaufmann vor Kurzem bezogenen Landgütchen am Untersee, vorüberkamen, Goethe die in seinem Nachlaß gefundenen Verse gedichtet (ja sogar an Kaufmann’s Thür geschrieben?) habe:

  Ich hab als Gottesspürhund frei   Mein Schelmenleben stets getrieben:   Die Gottesspur ist nun vorbei   Und nur der Hund ist übrig blieben.

An Knebel 4. 6. 1780 (WA IV 7, 359)

Winterthur, Frauenfeld 2./3. 12. 1779

Von da [Konstanz] auf Frauenfeld wo ein altes Weib wegen ihres außerordentlichen Gedächtnisses merkwürdig ist. In Winterthur besuchst du den Maler Schellenberg.

Carl August an Knebel 7. 6. 1780 (Knebel, Lit. Nachl. 1, 112)

Winterthur 2./3. 12. 1779

Hier [Winterthur] mußt Du den Maler Schellenberg besuchen, welcher für die Physiognomik viel gearbeitet hat; es ist nicht eben ein sehr großer Mann, hat aber ein besonderes Talent, Insekten in der größten Schönheit zu malen.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0773 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0773.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 203 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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