Hier etwas gegen das überschickte. Ich 1 hab seit drey tagen an einer Zeichnung mit dem mir möglichsten Fleisse gearbeitet und bin noch nicht fertig. Es ist gut dass man einmal alles thue was man thun kann, um die Ehre zu haben sich näher kennen zu lernen. Grüs Frau u Kinder. Schick mir die Studien zurück, und was neues dazu. Ade. Lerne an den Romanzen. Und gehe so eben nach 2 Offb. wenn was dran 3 liegt.
Dienst dℓ. wellenähnliche Kringel morgens halb sieben
G.
Nach Offenbach (vgl. 169,9 ) begab sich Goethe häufiger, erst nachdem er Anfang Januar 1775 Anna Elisabeth Schönemann kennen gelernt hatte. Die Besuche in der Nachbarschaft begannen nach Goethes Erinnerung im 17. Buch von „Dichtung und Wahrheit“ bey eintretendem Frühling 1775 (AA DuW 1, 572). Dies stimmt mit den Angaben in den Briefen überein, die den ersten Aufenthalt in Offenbach für die Zeit vom 7. bis 9. März belegen (vgl. die in Nr 207 genannten Daten). Der vorliegende, dienstags (vgl. 169,11 ) geschriebene Brief stammt vom 7. März 1775, denn an den folgenden Dienstagen (14., 21. und 28. März) hielt sich Goethe in Frankfurt auf (vgl. Nr 208 , 210 , 211 und 217 ). Für diese Datierung spricht ferner der Umstand, dass Goethe bei Niederschrift des vorliegenden Briefs das Datum nicht bewusst war, weshalb er in der Datumszeile am Schluss die Angabe von Tag und Monat durch einige Schleifen ersetzte (vgl. Faksimile). Goethes Unsicherheit im Datum wird auch im Brief an Augusta zu Stolberg vom 7. März deutlich: heut ist der 6. März denck ich ( 170,14 ).
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 24. – 1 Bl. 17,4 × 10,8(–11) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte, flüchtig geschrieben.
E: Merck, Briefe1 (1835), 55 f., Nr 18.
WA IV 2 (1887), 240, Nr 300 (nur Brief; Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 212).
Der Brief beantwortet eine Sendung unbekannten Inhalts; ein Begleitbrief Mercks ist nicht überliefert. – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.
etwas] Vgl. Beilage.
das überschickte] Nicht ermittelt.
Zeichnung] Nicht ermittelt. Über Goethes Beschäftigung mit dem Zeichnen vgl. auch zu 134,24–25 .
Frau u Kinder] Louise Françoise Merck geb. Charbonnier sowie die Kinder, der achtjährige Heinrich Emanuel, der fast siebenjährige Franz Anton und die dreijährige Adelheid.
Studien] Vermutlich Zeichnungen.
Romanzen] Bräuning-Oktavio vermutet, dass damit auch Mercks „Pätus und Arria eine Künstler-Romanze“ (1775) gemeint sein könnte (vgl. Goethe und Johann Heinrich Merck. Die Geschichte einer Freundschaft. T. 1. In: GJb N. F. 12 [1950], 211).
Offb.] Offenbach.