An Göthe
dℓ
Ach lieber, was Rath für mich, daß ich zu
dir lange mit meiner Hand, mit mei-
nem Blick? – Wort aus dem Her-
zen, du beklemmst nur noch mehr das
Herz! – Aber du, mein Herz,
was willst du? bist ja ô geäng-
stet, bist ja ô traurig, liebst ja,
bist ja seelig: so sey dann
ruhig.
Auf u ab geh' ich nun wieder
auf eben dem Boden, zwischen eben
den Wänden u Thüren, wo ich zuerst
dich lieb gewann; wo ich, nach unserer er-
sten Trennung dich – nicht wiederfand; wo
ich in tiefer Verstummung wandelte, dir
nachsann, der Liebe pflegte im eigensten | 2 |
Innern meiner Seele; wo ich bald
darauf Wiedersehen hoffte – vor-
auskostete – ahndete: – – und das
all nun erfüllt! Ich so glücklich! – –
Gott, was für ein Strohm von Thrä-
nen da aus meinem Aug brach! –
Wie Wohl, wie Weh!
Reflexionen über das erste Zusammentreffen mit G. im Juli 1774 und das Wiedersehen im Januar und Februar 1775.
An Göthe dℓ Ach lieber, was Rath für mich, daß ich zu dir lange mit meiner Hand, mit meinem Blick? – Wort aus dem Herzen, du beklemmst nur noch mehr das Herz! – Aber du, mein Herz, was willst du? bist ja ô geängstet, bist ja ô traurig, liebst ja, bist ja seelig: so sey dann ruhig.
Auf u ab geh' ich nun wieder auf eben dem Boden, zwischen eben den Wänden u Thüren, wo ich zuerst dich lieb gewann; wo ich, nach unserer ersten Trennung dich – nicht wiederfand; wo ich in tiefer Verstummung wandelte, dir nachsann, der Liebe pflegte im eigensten| 2 | Innern meiner Seele; wo ich bald darauf Wiedersehen hoffte – vorauskostete – ahndete: – – und das all nun erfüllt! Ich so glücklich! – – Gott, was für ein Strohm von Thränen da aus meinem Aug brach! – Wie Wohl, wie Weh!