An Lavater 22. 6. 1781 (WA IV 5, 149)
Weimar vor 22. 6. 1781
Mit gutem Vorbedacht hast du sie [deine Poesien] deinen Freunden gewidmet, denn sie schließen sich so an deine Individualität an, daß niemand, der dich nicht liebt und kennt, eigentlich was damit zu machen weiß. Ich hab’ es etlichemal versuchen wollen, in Gegenwart guter Menschen, denen du aber fremd bist, einige von diesen Gedichten zu lesen, und habe recht gefühlt, wie das Eigenste davon gar nicht übergeht ...
Der Chirurgus Hähling hat sich erst vor einigen Tagen gemeldet. Der Brief den ihm Hirzel an den Herzog mitgegeben, ist höchst abgeschmakt. Der Herzog las erst flüchtig den Nahmen als wenn es Hoze wäre, und konnte unter dem Lesen nicht begreifen, wie aus dieses ehrlichen Mannes Feder solche selbstische ungeschikte Albernheiten fließen könnten.