Charlotte v. Stein an Knebel 20. 4. 1785 (StG 6, 181)
Weimar Apr. 1785
Es ist sonderbar, daß eben, da ich Ihren Brief erhalte, ich still-traurig über denselben Gegenstand nachdachte, davon Sie mir schreiben. Aber leider ist’s da auf der einen Seite, wo unser Freund die Hoffnung aufgegeben, Nichts zu ändern, weil Nichts zu hoffen ist und moralisch-unrichtiger Takt und Töne in unserm System herrschen. Aber als ein weiser Mann wird er sich’s wohl mit der Zeit zurechtlegen.
Überdies geht unser Freund seinen ihm gehörigen Weg ... Nur ist es notwendig, daß, wenn einmal diese himmlischen Seelen durch Ämter mit den Menschenkindern gebunden sind, sie sich Dieses recht deutlich machen und immer in ihrem Herzen wiederholen: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!
Auf diesem Weg müssen wir unserm Freund beistehen.