BuG:BuG I, A 375
Frankfurt 2. 2. 1775

Carl August v. Sachsen-Meiningen an seine Schwester Wilhelmine 4. 2. 1775 (GJb 10, 141)

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Frankfurt 2. (?) 2. 1775

Der berühmte Goethe hat bey uns zu Mittag gegessen. Es war mir lieb neben ihm am Tisch zu sitzen, um ihn desto näher bemerken zu können. Er spricht gut, besonders original, naiv, und ist sehr amusant und lustig. Er ist gross und gut gewachsen und hat seine ganz eignen Façons, so wie er überhaupt zu keiner ganz besondern Gattung von Menschen gehört. Er hat seine eignen Ideen und Meinungen über alle Sachen und über die Menschen, seine eigne Sprache, seine eigne Wörter – Er hat mir recht sehr wohlgefallen.

Sein sanftes Gefühl, seine Richtigkeit des Ausdruckes, der Denkungsart, des Urtheils, seine angenehme Lebhaftigkeit verdienen Bewunderung. – Er sagte mir, dass er jetzt an zwey Stücken arbeite: der Tod J. Caesars, ein Trauerspiel, und eine Oper [Erwin und Elmire].

Er blieb bis 5 Uhr Nachmittags bey uns, worüber wir sehr erfreut waren.

Carl August v. Sachsen-Meiningen an seine Schwester Wilhelmine 2. 2. 1775 (Bechstein S. 82)

Frankfurt 2. 2. 1775

Jetzt ist es 11 Uhr; ich werde mich anziehen; um 1 Uhr essen wir. Herr von Riese und der berühmte Doctor Goethe sind unsere Gesellschaft. Der Herr Heim lobt ihn sehr, und hat uns gebeten, ihn kennen zu lernen.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0375 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0375.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 314 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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