Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 101
26. Juli 1776, Freitag, Stützerbach

26. Gezeichnet früh. Der Herzog kam die Gesellsch. auch. Wirthschafft bey Glasern

H: GSA 27/2


Das Tagebuch ist fast durchweg von Goethe eigenhändig geschrieben. Die Tgb-Eintragungen 11. März – 17. April von der Hand Philipp Seidels, Tgb-Eintragungen 4.–19. Dezember von unbekannter Hand. (Zusätze von unbekannter Hand siehe unten.) Die Eintragungen befinden sich auf Durchschußblättern (170 × 200 mm) und einem quer beschriebenen Einlageblatt (200 × 150 mm) in einem vorgedruckten Kalender mit dem Titel: »Nach verbesserter und alter Zeit / wohleingerichteter / Sachsen-Weimarischer / Calender, / in welchem / das Leben / der Durchl. Herzoge zu Sachsen / zu erzehlen fortgesetzet wird, / auf das Schalt-Jahr nach Christi Geburt / 1776. / Mit Hochfürstl. Sächs. gnäd. Privilegio. / Weimar, / gedruckt und zu finden bey Conrad Jacob Leonhard Glüsing, / Fürstl. Sächs. privil. Hof-Buchdrucker.«

Druckseiten des Kalenders: 36 (unpaginiert; die Kalenderseiten 37–40 fehlen im vorliegenden Exemplar)

Durchschuß- und Einlageblätter insgesamt: 25

Beschriebene Blätter: 16


Kalendereinband (175 × 200 mm) aus dreifarbig gemustertem Kartonpapier. Auf der Vorderseite achteckiges Titelschild mit der Aufschrift 1776. von Goethes Hand. Am rechten Rand der vorderen Einbandseite zwei Einrisse, der Rücken des Kalenders stark abgegriffen, die Unterseite tintenfleckig. Die bedruckten Kalenderseiten und die Innenseiten des Einbands aus holzhaltigem Druckpapier, die Durchschuß- und Einlageblätter aus festem, zum Teil stark vergilbtem Schreibpapier, die Ränder unbeschnitten, gewellt. Ks 35/36 am Bundsteg 180 mm von unten und 5 mm von oben schräg eingeschnitten. Fadenheftung.


Inhalt des »Sachsen-Weimarischen Calenders« 1776:

Ks 1: Frontispiz. Im oberen Teil Abbildung Bernhards des Großen mit der Aufschrift »HBernhard der Große Hertzog zu Sachsen etc.« und Titelei: »Wohleingerichteter privilegirt-verbesserter Kriegs- und Historien CALENDER auf das Schalt Jahr 1776«, im unteren Viertel das Weichbild Weimars

Ks 2 leer

Ks 3: Titelblatt des Kalenders

Ks 4–5: Astronomische und historische Daten (vgl das Verzeichnis der Abkürzungen, astronomischer und anderer Zeichen Goethes, S. 366)

Ks 6: Kalender für Januar mit Angabe der Namenstage, des Sonnen-und des Mondlaufes, der »Planetenscheine und Witterung, 1776«, Ratschläge für den Monat

Ks 7: Weitere Angaben zum Monat Januar: Zählung der Tage, »Gewitters Beschreib.«, Geburtstage von Fürsten, »LebensBeschreibung Wilhelm des Vierten, Herzog zu Sachsen.«

Ks 8–29: Kalender für Februar bis Dezember; jeweils wie für den Monat Januar beschrieben

Ks 30: »Aderlaß-Tafel.«

Ks 31–34: »Astrologische Muthmaßungen«

Ks 35–36: »PostBericht. Verzeichniß der 〈…〉 Messen und Jahrmärckte. ⟨Altenburg-Eschwege⟩«


Schreibmaterial und Zusätze von unbekannter Hand:

Schwarze, zum Teil ins Bräunliche verblaßte Tinte. Die Tgb-Eintragung 2. August mit Bleistift geschrieben und mit Tinte überzogen, Tgb-Eintragung 28. September mit Bleistift.

Auf den beschriebenen Blättern Bleistiftpaginierung von unbekannter Hand jeweils Vs rechts oben.


Zählung und Anordnung der Handschrift:

Bl 1–2 (zwischen Ks 6 und 7) leer

 

Bl 3–4 (zwischen Ks 8 und 9) leer

 

Bl 5–6 (zwischen Ks 10 und 11)

 

Bl 5 Vs:

Tgb-Eintr März

Bl 5 Rs–6 leer

 

Bl 7–8 (zwischen Ks 12 und 13)

 

Bl 7 Vs:

Tgb-Eintr April

Bl 7 Rs–8 leer

 

Bl 9–10 (zwischen Ks 14 und 15)

 

Bl 9 Vs:

Tgb-Eintr Mai

Bl 9 Rs–10 leer

 

Bl 11–12 (zwischen Ks 16 und 17)

 

Bl 11 Vs–12 Vs:

Tgb-Eintr Juni

Bl 12 Rs leer

 

Bl 13–14 (zwischen Ks 18 und 19)

 

Bl 13:

Tgb-Eintr Juli

Bl 14 leer

 

Bl 15–16 (zwischen Ks 20 und 21)

 

Bl 15 Vs–16 Vs:

Tgb-Eintr August

Bl 16 Rs leer

 

Bl 17–18 (zwischen Ks 22 und 23)

 

Bl 17 Vs–18 Vs:

Tgb-Eintr September

Bl 18 Rs leer

 

Bl 19–20 (zwischen Ks 24 und 25)

 

Bl 19 Vs–20 Vs:

Tgb-Eintr Oktober

Bl 20 Rs leer

 

Bl 21–22 (zwischen Ks 26 und 27)

 

Bl 21 Vs–22 Vs:

Tgb-Eintr November

Bl 22 Rs leer

 

Bl 23 (zwischen Ks 28 und Bl 24 eingelegtes Bl, quer beschrieben)

 

Bl 23 Vs:

Tgb-Eintr 4.–19. Dezember

Bl 23 Rs leer

 

Bl 24–25 (zwischen Ks 28 und 29)

 

Bl 24:

Tgb-Eintr Dezember

Bl 25 leer


D:

Carl August Hugo Burkhardt: Kritische Bemerkungen zu Goethe’s Biographien. In: Die Grenzboten 33 (1874), 1. Semester, 1. Bd, Nr 10. S. 378–379 Fußnote (Auszüge) Robert Keil: Goethe’s Tagebuch aus den Jahren 1776–1782. Leipzig 1875. S. 61–94 WA III 1, 11–29, udT: 1776.

Gezeichnet] Laut Corpus VII, S. 40, keine Zeichnung nachgewiesen.

die Gesellsch.] Carl August, Friedrich Hildbrand von Einsiedel, August Wilhelm Ferdinand von Staff, Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra, Otto Joachim Moritz von Wedel.

Wirthschafft bey Glasern] Mit dem Stützerbacher Kaufmann Johann Elias Glaser trieb die Gesellschaft um Goethe und Carl August derbe Scherze. Siehe Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra, »Erinnerungen« (BG 1, 446; GG, Nr 409): »In der sehr reinlich bürgerlich verzierten Stube, worinnen die Tafel vorgerichtet war, hing dieser gegenüber ein Oehlgemälde des weltberühmten Kaufmanns ⟨Glaser⟩, Lebensgröße im Bruststück, die eine Hand mit langer Manschette im Busen, das kaufmännisch breite, zahme Gesicht, durch sehr weiß gepuderte buschige Perücke, sehr herrlich verziert. Manche Gesundheit wurde diesem, nur im Oehlgemälde anwesenden Besitzer der Handlung, während der Mittagstafel zugetrunken. Nun sie aufgehoben war, suchte man das Original im untern Theile seines Hauses, in seinen Waarengewölben auf, und da, um es auch an handgreiflicher Verspottung nicht fehlen zu laßen, wurden ihm von der Gesellschaft manche leere und volle Tonnen, Kisten und Kästen Waaren, die mit Pfeffer und Ingwer, Zucker und Coffee und Toback, überschrieben, und mannichfachen kaufmännischen Bezeichnungen, von Ankern, und Triangeln geziert waren, vor’s Haus getragen, und manches gar den Berg hinunter gekollert. In diese, etwas weit getriebenen zudringlichen Späße der frohreichen Gesellschaft, hatte sich der ernstere Geselle ⟨Goethe⟩ nicht eingelaßen. Dieser hatte während des Unfugs im Handelsmagazin 〈…〉, ein Gemählde in dem obern Zimmer vorbereitet, das sehr eigen in seiner Art, ganz darauf abgemeßen war, die höchste Lächerlichkeit darzustellen. Von jenem 〈…〉 Kaufherrns Portrait hatte er das 〈…〉 Gesicht ausgeschnitten; durch die hiermit erlangte Öffnung, schob er sein eigenes 〈…〉 Gesicht, mit den flammenden schwarzen Augen, zwischen der weißen dicken Perücke durch; setzte sich auf einen Lehnstuhl; stellte das Gemähle im goldenen Rahmen vor sich auf die Knie, und verhing die Beine mit einem weißen Tuche. So wie die lustige Gesellschaft endlich wieder heraufgetobt war, um in dem Speise-Zimmer Caffee zu trinken, öffnete sich die Thür der dran stoßenden Kammer, und das Contrastportrait zog überraschend hin, beydes zum Gelächter, und zum Denken zugleich.« Siehe Kanzler von Müller, »Unterhaltungen mit Goethe«, 19. April 1819 (GG, Nr 4677): »Anekdoten von Goethes früherm Leben in Ilmenau. Tolle Späße mit 〈…〉 Glaser, der durch alle vier Elemente von Goethen geängstet und für sein Handbieten zu vorheriger nächtlicher Perturbation ⟨Verwirrung, Störung⟩ bestraft wird. Einsiedels gottloses Wegziehen des Tischtuches mit allen Abendspeisen und Flucht darnach. Sobald die Sonne kam, war Gottesfriede, niemand durfte sich mehr am andern rächen.«

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 26.7.1776 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_0101.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 22 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. 396 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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