Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 388
7. Juli 1777, Montag, Weimar

7.1 In dunckler2 Unruhe früh. um neune3 weg gegen halb eins erst hier. Grauer Morgen. Audienz4 den Landständen. Mit ihnen gessen. Nach Tisch in Garten. war Probst gekommen mit Cr u M. kam dazu.

  1. 6. > 5. > 7.  ↑
  2. die → dunckler  ↑
  3. hab → neune  ↑
  4. vor Audienz get: die  ↑

H: GSA 27/3


Das Tagebuch ist von Goethe eigenhändig geschrieben. (Zusätze von fremder Hand siehe unten.) Die Eintragungen befinden sich auf Durchschußblättern (170 × 205 mm) und auf eingelegten Doppelblättern (165/170 × 200 mm) in einem vorgedruckten Kalender mit dem Titel: »Neueingerichteter Schreib-Calender, / auf das Jahr/ 1777. / nebst der Erzählung / Stephan Rundhuts / ferneren Haus- und Ehestandes. / Weimar, gedruckt bey Conr. Jacob Leonhard Glüsing.«

Druckseiten des Kalenders: 46 (unpaginiert)

Durchschuß- und Einlageblätter insgesamt: 18

Beschriebene Blätter: 18 (darunter eine Seite des Kalenders)


Kalendereinband (175 × 200 mm) aus gemustertem karmesinrotem Kartonpapier. Auf der Vorderseite achteckiges Titelschild mit der Aufschrift 1777. von Goethes Hand. Der Rücken des Kalenders stark abgegriffen. Die bedruckten Kalenderseiten und die Innenseiten des Einbands aus holzhaltigem Druckpapier, die Durchschuß- und Einlageblätter aus stark vergilbtem festem Schreibpapier, die Ränder gewellt. Die Außenränder zum Teil stark abgegriffen. Von Bl 9–10 Rand und Schriftfeld eingeschnitten. Am Außenrand von Bl 17 aufgeleimt ein 10 mm breiter Papierstreifen. Auf der Rückseite der Blätter 10, 14 und 18 Abdruck von rotem Siegellack. Fadenheftung.


Inhalt des »Schreib-Calenders« 1777:

Ks 1: Titelblatt des Kalenders mit Illustration zur »Erzählung Stephan Rundhuts«

Ks 2 leer

Ks 3: Historische und astronomische Daten (vgl das Verzeichnis der Abkürzungen, astronomischer und anderer Zeichen Goethes, S. 336)

Ks 4: Kalender für Januar mit Angabe der Namenstage, des Sonnen-und des Mondlaufes, der »Planetenscheine und Witterung, 1777«, Horoskop

Ks 5: Weitere Angaben zum Monat Januar: Zählung der Tage, »Gewitters Beschreib.«, Horoskop, »Fortsetzung von Stephan Rundhuts ferneren Lebenslaufe.«

Ks 6–27: Kalender für Februar bis Dezember; jeweils wie für den Monat Januar beschrieben

Ks 28: »Aderlaß-Tafel.«

Ks 29–40: »Calender-Practica auf das Jahr 1777.«

Ks 41–46: »PostBericht. Verzeichniß der 〈…〉 Messen und Jahrmärckte. Resolvirung, Thaler zu Gülden, und Gülden zu Thalern zu machen. ThorSperrOrdnung.«

Schreibmaterial und Zusätze von fremder Hand:

Schwarze, zum Teil ins Bräunliche verblaßte Tinte. Mit Bleistift Eintragung auf Bl 14 Vs.

Einzeichnung runder Klammern, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

28. August: (Teichreden, Eschdorf,) (Ehrenstein bis Wilbach,)

29. August: (d. 29 bis zu Tische zurück.)

30. August: (früh bis herein.)

30.–31. August: (Beust. bis den Abend.)

2. September: (Die Kränze bis war.)

3.–4. September: (Maj. v. Beust bis Caberts |)

8. Oktober: (Stund bis wieder auf.)

6. Dezember: (Gessen bis zurück.)

8. Dezember: (Schlug bis Fremden.)

9. Dezember: (Nach Tische bis sehn.)

13. Dezember: (Fuhr bis Aug.) (musste das Aug verbinden)

15. Dezember: (Uberredeten bis lassen.)

In der Tgb-Eintr 29. August nach unter weegs Punkt mit Bleistift ergänzt (Kanzler von Müller?).

Auf den beschriebenen Blättern Bleistiftpaginierung von unbekannter Hand jeweils Vs rechts oben.

Bleistiftvermerke: auf dem vorderen Inneneinband der Signaturvermerk »3« (mit Tinte überzogen), auf Bl 14 Rs rechts unten »Tagebuch 1777 Bd. 12/13«.


Zählung und Anordnung der Handschrift:

Bl 1 (zwischen Ks 4 und 5):

Tgb-Eintr Januar

Ks 5, auR:

Tgb-Eintr 31. Januar

Bl 2 (zwischen Ks 6 und 7):

Tgb-Eintr Februar

Bl 3 (zwischen Ks 8 und 9):

Tgb-Eintr März

Bl 4 (zwischen Ks 10 und 11):

Tgb-Eintr April

Bl 5 (zwischen Ks 12 und 13):

Tgb-Eintr Mai

Bl 6 (zwischen Ks 14 und 15):

Tgb-Eintr Juni

Bl 7 (zwischen Ks 16 und 17):

Tgb-Eintr Juli

Bl 8 (zwischen Ks 18 und 19):

Tgb-Eintr August

Bl 9–10 (zwischen Bl 8 und Ks 19 eingelegtes Doppelbl)

 

Bl 9:

Tgb-Eintr August/September

Bl 10 leer

 

Bl 11 (zwischen Ks 20 und 21):

Tgb-Eintr September

Bl 12 (zwischen Ks 22 und 23):

Tgb-Eintr Oktober

Bl 13–14 (zwischen Bl 12 und Ks 23 eingelegtes Doppelbl)

 

Bl 13:

Tgb-Eintr Oktober

Bl 14 Vs:

Tgb-Eintr Heiliges Schicksaal bis d. 14 Nov.

/ Undatierte Bleistifteintragung Acht bis Maus geht durch.

Bl 14 Rs leer

Bl 15 (zwischen Ks 24 und 25):

Tgb-Eintr November

Bl 16 (zwischen Ks 26 und 27):

Tgb-Eintr November/Dezember

Bl 17–18 (zwischen Bl 16 und Ks 27 eingeklebtes Doppelbl)

 

Bl 17 Vs und 18 Vs:

Tgb-Eintr Dezember

Bl 17 Rs und 18 Rs leer

 


D:

Friedrich Wilhelm Riemer: Mitteilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841. S. 43, 49–50, 52–54 (Auszüge)

Carl August Hugo Burkhardt: Goethe’s Tagebuch 1777. In: Die Grenzboten 33 (1874), 1. Semester, 2. Bd, Nr 22. S. 331–339 (Auszüge)

Robert Keil: Goethe’s Tagebuch aus den Jahren 1776–1782. Leipzig 1875. S. 97–141 WA III 1, 30–58, udT: 1777.

hier] In Weimar.

Audienz den Landständen] Laut FB 7. Juli 1777 Audienz adliger und bürgerlicher Vertreter der Landstände bei Carl August. Die Audienz diente der Vorbereitung des Weimarer Landtages, der am 1. August 1777 die von der Regierung vorgeschlagene Steuerreform verabschiedete; siehe Tgb 31. Juli 1777. Am 6. Juli 1776 hatte das Geheime Consilium mit dem Kammerpräsidenten Johann August von Kalb über die »Aufstellung eines Kammeretats« (AS 1, Nr 3) verhandelt. Kalb vertrat damals den Standpunkt, für die Hofhaltung und den Marstall aus den Mitteln der Kammer jährlich höchstens 44.000 Taler zur Verfügung stellen zu können. Zur Klärung der Finanzierungsfrage wurde eine Kommission gebildet, der neben Goethe und Jacob Friedrich von Fritsch auch Johann August von Kalb, Gottlob Ernst Josias von Stein und Leonhard von Klinckowström angehörten. Die Kommission bezifferte in ihrem Abschlußbericht vom 28. November 1776 die zur Finanzierung erforderliche Summe auf mindestens 54.000 Taler; siehe »Aufstellung eines Hof- und Stall-Etats« (AS 1, Nr 8). Am 22. Januar 1777 wurde die Kammer zur jährlichen Leistung dieses Beitrages verpflichtet. Zugleich erarbeitete das Geheime Consilium einen Plan, den bei der Kammer entstandenen Fehlbetrag von 10.000 Talern durch eine Neuregelung der Steuerauflage auszugleichen. Die herzogliche Proposition empfahl den Landschaften, für die Kammer die Pensionszahlungen in Höhe von 10.000 Talern zu übernehmen, und zwar nach dem herkömmlichen Divisor, Weimar zur Hälfte, Eisenach zu einem Drittel und Jena zu einem Sechstel. Diese Mehrausgabe sollte durch eine Stempelsteuer, eine Akzise sowie durch Herabsetzung der Schuldzinsen auf 4 % gedeckt werden. Realisiert wurde die von den Landständen ohne Widerstand bewilligte Steuerreform durch die Neuregelung der in den letzten Jahren aufgelaufenen Steuerreste; siehe die erste Erläuterung zu 11. November 1777. Siehe Fritz Hartung: Das Großherzogtum Sachsen unter der Regierung Carl Augusts 1775–1828. Weimar 1923, S. 43–49.

Mit ihnen gessen] Laut FB 7. Juli 1777 mittags Fürstliche Tafel, anwesend neun Personen, einschließlich Goethes. Als Vertreter der Landstände waren anwesend: Johann August von Hellfeld, Carl Friedrich Ernst von Lyncker, August Alexander Christoph von Seebach, Christian Wilhelm Gottlob von Milkau und Johann Friedrich Kobe von Koppenfels.

M.] Wilhelmine Probst.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 7.7.1777 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_0388.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 44 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. 433 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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