Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 384
3. Juli 1777, Donnerstag, Weimar

3.1 Kam Dalberg. Den Morgen verschwäzt mit ihm nach Belv. gefahren die Partie nach Dornburg ausgemacht, den Nachmittag beym Trou Madam verboselt, fatale Nachricht von Steinen. Gewäsche mit d. Giannini.

  1. 2. > 3.  ↑

H: GSA 27/3


Das Tagebuch ist von Goethe eigenhändig geschrieben. (Zusätze von fremder Hand siehe unten.) Die Eintragungen befinden sich auf Durchschußblättern (170 × 205 mm) und auf eingelegten Doppelblättern (165/170 × 200 mm) in einem vorgedruckten Kalender mit dem Titel: »Neueingerichteter Schreib-Calender, / auf das Jahr/ 1777. / nebst der Erzählung / Stephan Rundhuts / ferneren Haus- und Ehestandes. / Weimar, gedruckt bey Conr. Jacob Leonhard Glüsing.«

Druckseiten des Kalenders: 46 (unpaginiert)

Durchschuß- und Einlageblätter insgesamt: 18

Beschriebene Blätter: 18 (darunter eine Seite des Kalenders)


Kalendereinband (175 × 200 mm) aus gemustertem karmesinrotem Kartonpapier. Auf der Vorderseite achteckiges Titelschild mit der Aufschrift 1777. von Goethes Hand. Der Rücken des Kalenders stark abgegriffen. Die bedruckten Kalenderseiten und die Innenseiten des Einbands aus holzhaltigem Druckpapier, die Durchschuß- und Einlageblätter aus stark vergilbtem festem Schreibpapier, die Ränder gewellt. Die Außenränder zum Teil stark abgegriffen. Von Bl 9–10 Rand und Schriftfeld eingeschnitten. Am Außenrand von Bl 17 aufgeleimt ein 10 mm breiter Papierstreifen. Auf der Rückseite der Blätter 10, 14 und 18 Abdruck von rotem Siegellack. Fadenheftung.


Inhalt des »Schreib-Calenders« 1777:

Ks 1: Titelblatt des Kalenders mit Illustration zur »Erzählung Stephan Rundhuts«

Ks 2 leer

Ks 3: Historische und astronomische Daten (vgl das Verzeichnis der Abkürzungen, astronomischer und anderer Zeichen Goethes, S. 336)

Ks 4: Kalender für Januar mit Angabe der Namenstage, des Sonnen-und des Mondlaufes, der »Planetenscheine und Witterung, 1777«, Horoskop

Ks 5: Weitere Angaben zum Monat Januar: Zählung der Tage, »Gewitters Beschreib.«, Horoskop, »Fortsetzung von Stephan Rundhuts ferneren Lebenslaufe.«

Ks 6–27: Kalender für Februar bis Dezember; jeweils wie für den Monat Januar beschrieben

Ks 28: »Aderlaß-Tafel.«

Ks 29–40: »Calender-Practica auf das Jahr 1777.«

Ks 41–46: »PostBericht. Verzeichniß der 〈…〉 Messen und Jahrmärckte. Resolvirung, Thaler zu Gülden, und Gülden zu Thalern zu machen. ThorSperrOrdnung.«

Schreibmaterial und Zusätze von fremder Hand:

Schwarze, zum Teil ins Bräunliche verblaßte Tinte. Mit Bleistift Eintragung auf Bl 14 Vs.

Einzeichnung runder Klammern, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

28. August: (Teichreden, Eschdorf,) (Ehrenstein bis Wilbach,)

29. August: (d. 29 bis zu Tische zurück.)

30. August: (früh bis herein.)

30.–31. August: (Beust. bis den Abend.)

2. September: (Die Kränze bis war.)

3.–4. September: (Maj. v. Beust bis Caberts |)

8. Oktober: (Stund bis wieder auf.)

6. Dezember: (Gessen bis zurück.)

8. Dezember: (Schlug bis Fremden.)

9. Dezember: (Nach Tische bis sehn.)

13. Dezember: (Fuhr bis Aug.) (musste das Aug verbinden)

15. Dezember: (Uberredeten bis lassen.)

In der Tgb-Eintr 29. August nach unter weegs Punkt mit Bleistift ergänzt (Kanzler von Müller?).

Auf den beschriebenen Blättern Bleistiftpaginierung von unbekannter Hand jeweils Vs rechts oben.

Bleistiftvermerke: auf dem vorderen Inneneinband der Signaturvermerk »3« (mit Tinte überzogen), auf Bl 14 Rs rechts unten »Tagebuch 1777 Bd. 12/13«.


Zählung und Anordnung der Handschrift:

Bl 1 (zwischen Ks 4 und 5):

Tgb-Eintr Januar

Ks 5, auR:

Tgb-Eintr 31. Januar

Bl 2 (zwischen Ks 6 und 7):

Tgb-Eintr Februar

Bl 3 (zwischen Ks 8 und 9):

Tgb-Eintr März

Bl 4 (zwischen Ks 10 und 11):

Tgb-Eintr April

Bl 5 (zwischen Ks 12 und 13):

Tgb-Eintr Mai

Bl 6 (zwischen Ks 14 und 15):

Tgb-Eintr Juni

Bl 7 (zwischen Ks 16 und 17):

Tgb-Eintr Juli

Bl 8 (zwischen Ks 18 und 19):

Tgb-Eintr August

Bl 9–10 (zwischen Bl 8 und Ks 19 eingelegtes Doppelbl)

 

Bl 9:

Tgb-Eintr August/September

Bl 10 leer

 

Bl 11 (zwischen Ks 20 und 21):

Tgb-Eintr September

Bl 12 (zwischen Ks 22 und 23):

Tgb-Eintr Oktober

Bl 13–14 (zwischen Bl 12 und Ks 23 eingelegtes Doppelbl)

 

Bl 13:

Tgb-Eintr Oktober

Bl 14 Vs:

Tgb-Eintr Heiliges Schicksaal bis d. 14 Nov.

/ Undatierte Bleistifteintragung Acht bis Maus geht durch.

Bl 14 Rs leer

Bl 15 (zwischen Ks 24 und 25):

Tgb-Eintr November

Bl 16 (zwischen Ks 26 und 27):

Tgb-Eintr November/Dezember

Bl 17–18 (zwischen Bl 16 und Ks 27 eingeklebtes Doppelbl)

 

Bl 17 Vs und 18 Vs:

Tgb-Eintr Dezember

Bl 17 Rs und 18 Rs leer

 


D:

Friedrich Wilhelm Riemer: Mitteilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841. S. 43, 49–50, 52–54 (Auszüge)

Carl August Hugo Burkhardt: Goethe’s Tagebuch 1777. In: Die Grenzboten 33 (1874), 1. Semester, 2. Bd, Nr 22. S. 331–339 (Auszüge)

Robert Keil: Goethe’s Tagebuch aus den Jahren 1776–1782. Leipzig 1875. S. 97–141 WA III 1, 30–58, udT: 1777.

Kam Dalberg] Laut FB 3. Juli 1777 Ankunft Carl Theodor von Dalbergs.

nach Belv.] Laut FB 3. Juli 1777 mittags und abends Fürstliche Tafel, anwesend jeweils elf Personen, einschließlich Goethes.

Partie nach Dornburg] Siehe Tgb 4. Juli 1777.

Trou Madam] Lochmadam; das dem Kegelspiel ähnliche sogenannte Kammerspiel. Die Kugeln gelangen am Ende der Gleitbahn in Löcher, die durch Säulen voneinander getrennt sind. Wird das in der Mitte befindliche Loch getroffen, ertönt eine Schelle, ein Harlekin erscheint.

verboselt] Verkegelt; abgeleitet von Bosel: Kegel (GWb 2, Sp 843).

fatale Nachricht von Steinen] Die von Carl von Schardt übermittelte Nachricht, daß sich der Gesundheitszustand Gottlob Ernst Josias von Steins verschlechtert habe; siehe Brief an Charlotte von Stein, 5.–7. Juli 1777 (WA IV 3, 162). Am 22. Juni 1777 war Charlotte von Stein gemeinsam mit ihrem Mann nach Pyrmont gereist. Die vermutliche Ursache von Steins Krankheit war ein Knochensplitter, der in Folge eines Sturzes in das Gehirn eingedrungen war; siehe Wilhelm Bode: Charlotte von Stein. Berlin 1917, S. 393.

Gewäsche mit d. Giannini] Siehe die Erläuterung zu 8. Juni 1777. Siehe Wilhelmine Elisabeth Eleonora von Gianini an Johann Eustachius von Goertz, 11. Juli 1777 (BG 2, 25): »On chasse le vieux jardinier d’ici 〈…〉 il serat remplacé par le jardinier de Göthe 〈…〉.« (»Man verjagt den alten Gärtner, er wird durch Goethes Gärtner ersetzt«.) Tatsächlich wurde der Gärtner Johann Ernst Gentzsch 1777 aus Altersgründen pensioniert, sein Nachfolger wurde der fürstliche Erbpachtgärtner Johannes Reichert. Siehe Wieland an Johann Wilhelm Ludwig Gleim, 3. September 1776 (WB 5, 545–546): »Überhaupt, mein Lieber, glauben Sie von allem Bösen, was die Dame Fama ⟨Gianini⟩ von Weimar, und dem Herzog, und Göthen u: der ganzen Wirthschaft aus ihrer schändlichen Hinter-Trompete in die Welt hineinbläst, kein Wort

 

 
 

Nutzungsbedingungen

Kontrollen

Kontrast:
SW-Kontrastbild:
Helligkeit:

Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 3.7.1777 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_0384.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 44 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. 431–432 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

Zurück zum Seitenanfang