Briefe an Goethe: RA 1, Nr. 78
Von Adam Friedrich Oeser

10. Januar 1777, Leipzig

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Für alle die Gnadenbezeugungen, so ich in Weymar empfangen
will ich keine Complimente machen, sondern thun was in meine
Vermögen stehet. Ich habe die Englischen Gärten bestellt,
welche die Durchlℓ Herzogin Amalia verlangt, und diese sind
besonders für Weymar so lehrreich, daß ich nichts beßeres
empfehlen kan, sie sind schon so starck daß sie gegen 50 rℓ zu
stehen kommen, und dieses Werck wird Continuirt.
Unterdeßen als diese guten Ideen erwartet werden so
baue ich ein Lustgebäude für die Durchlℓ Herzogin Amalie
nach Difurt, worüber mit dem Hℓ: von Knebel gesprochen,
und bis die Zeit, da man etwas im Gartenbaue machen kan,
, sollen schon Gedancken folgen.


Sie machen mir das schmeichelhafteste Compliment; wenn
die Sache selbst auch nicht wahr wäre, wenn Sie mir sagen daß die Durchlℓ
Herzogin Louise Ihnen erlaubt hätte mich zu praesentiren.
Sie wollen auf ihren Geburtstag einen Prospect
für dasTheater haben. Ich war bey Ihnen, ich würde
bey meinem Aufenthalt daselbst mir das gröste Vergnügen daraus gemacht haben dieser
vortreflichenPrincessin zu Ihren Geburtstag selbst einen
Prospect zu machen, oder dafür zu sorgen daß ich einen in
Leipzig machte und denselben gantz leicht nach Weymar
schickte, es sind vielmahle gantze Verwandlung verschickt worden.
Da aber die Sache so seyn soll, so übersende Ihnen eine
Idee welche sich auf einen Theater gut ausnehmen
sollte wenn sie gut gemacht wird. Warum schreiben Sie mir
nicht, ob das Stück auf Ihren alten Theater (welches Sie mir
nicht gezeiget) oder auf den vorgeschlagenen Saal auf-
geführet werden soll?


Ich habe auf Sie nicht vergeßen, und lege die weitere uber
Denckung Ihrer Idee mit bey, der kleinste Cubus No 2. gefällt
mir am besten den Pappillion würde ich machen wie er sich aus seiner Hülße entwickelt, zur Zugabe wünsche ich zu wißen was Sie bey No: 3
empfinden.

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Einen Trup Philosophen mus man alle neuen
erfindungen mittheilen, besonders bey denen, die
sich mit der fisonomic abgeben, es hat ein Junger
Künstler der sich mit Siloetten viel
abgiebt gefunden: das wenn man die Personen
welche gezeichnet werden sollen, leget, viel beßer
geraden, als wenn sie sitzen.


Neue Endeckungen muß man Freunden mittheilen, es
hat sich ein junger Gelehrter der ein Freund
der Visunomic, und der sich mit Zeichnungen der Siloetten
viel abgegeben, endeckt, das, wenn man die Personen, so
man zeichnen will, leget, viel beßer geraden, als wenn
sie sitzen


Den Chinesischen Mahler habe ich erhalten, ich wünschte
mehrere Nachricht von diesen Asiaten und
den Umgang mit dem Europeer in Absicht der
Kunst und des verschiedenen Geschmacks.


Eine frohe Nachricht habe ich der Familie, welchen die
Schneyers gehörten durch die gewißheit daß der Durchlℓ
Herzog selbige behällt, gemacht, könnte ich denselben noch
sagen wenn die bezahlung erfolgte so würde
die Freude desto größer seyn


S:  GSA 28/671 St. 2  D:  Seyderhelm, 474 (T)  B : 1777 Januar 7 (WA IV 3, Nr. 548)  A : -  V:  Konzept 

O. werde tun, was in seinem Vermögen stehe. Die von Herzogin Anna Amalia verlangten Englischen Gärten habe O. bestellt und wolle, wie mit Knebel besprochen, für sie in Tiefurt ein Lustgebäude bauen. - Für O. sei es das schmeichelhafteste Compliment, daß Herzogin Luise ihn zu sehen gewünscht habe. Den erbetenen Theaterprospekt zu deren Geburtstagsfeier (30. Januar) hätte O. gern selbst angefertigt, doch sende er, weil so verlangt, eine Idee welche sich auf einem Theater gut ausnehmen sollte. Auch füge O. die weitere uberdenckung von G.s Idee bei und wünsche zu wißen, wie G. der kleinste Cubus No 2. gefalle und was er bey No: 3 empfinde. - Von neuen Erfahrungen beim Silhouettenschneiden. Über den Chinisischen Mahler, den O. erhalten habe, bitte er um mehrere Nachricht. - Die Besitzer der Kupferstiche nach Gemälden von F. Snyders seien sehr erfreut, daß Herzog Karl August diese erwerben wolle, und bitten um den Zahlungstermin.

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 Für alle die Gnadenbezeugungen, so ich in Weymar empfangen will ich keine Complimente machen, sondern thun was in meine Vermögen stehet. Ich habe die Englischen Gärten bestellt, welche die Durchlℓ Herzogin Amalia verlangt, und diese sind besonders für Weymar so lehrreich, daß ich nichts beßeres empfehlen kan, sie sind schon so starck daß sie gegen 50 rℓ zu stehen kommen, und dieses Werck wird Continuirt. Unterdeßen als diese guten Ideen erwartet werden so baue ich ein Lustgebäude für die Durchlℓ Herzogin Amalie nach Difurt, worüber mit dem Hℓ: von Knebel gesprochen, und bis die Zeit, da man etwas im Gartenbaue machen kan, , sollen schon Gedancken folgen.

 Sie machen mir das schmeichelhafteste Compliment; wenn die Sache selbst auch nicht wahr wäre, wenn Sie mir sagen daß die Durchlℓ Herzogin Louise Ihnen erlaubt hätte mich zu praesentiren. Sie wollen auf ihren Geburtstag einen Prospect für dasTheater haben. Ich war bey Ihnen, ich würde bey meinem Aufenthalt daselbst mir das gröste Vergnügen daraus gemacht haben dieser vortreflichenPrincessin zu Ihren Geburtstag selbst einen Prospect zu machen, oder dafür zu sorgen daß ich einen in Leipzig machte und denselben gantz leicht nach Weymar schickte, es sind vielmahle gantze Verwandlung verschickt worden. Da aber die Sache so seyn soll, so übersende Ihnen eine Idee welche sich auf einen Theater gut ausnehmen sollte wenn sie gut gemacht wird. Warum schreiben Sie mir nicht, ob das Stück auf Ihren alten Theater (welches Sie mir nicht gezeiget) oder auf den vorgeschlagenen Saal aufgeführet werden soll?

 Ich habe auf Sie nicht vergeßen, und lege die weitere uber Denckung Ihrer Idee mit bey, der kleinste Cubus No 2. gefällt mir am besten den Pappillion würde ich machen wie er sich aus seiner Hülße entwickelt, zur Zugabe wünsche ich zu wißen was Sie bey No: 3 empfinden.

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 Einen Trup Philosophen mus man alle neuen erfindungen mittheilen, besonders bey denen, die sich mit der fisonomic abgeben, es hat ein Junger Künstler der sich mit Siloetten viel abgiebt gefunden: das wenn man die Personen welche gezeichnet werden sollen, leget, viel beßer geraden, als wenn sie sitzen.

 Neue Endeckungen muß man Freunden mittheilen, es hat sich ein junger Gelehrter der ein Freund der Visunomic, und der sich mit Zeichnungen der Siloetten viel abgegeben, endeckt, das, wenn man die Personen, so man zeichnen will, leget, viel beßer geraden, als wenn sie sitzen

 Den Chinesischen Mahler habe ich erhalten, ich wünschte mehrere Nachricht von diesen Asiaten und den Umgang mit dem Europeer in Absicht der Kunst und des verschiedenen Geschmacks.

 Eine frohe Nachricht habe ich der Familie, welchen die Schneyers gehörten durch die gewißheit daß der Durchlℓ Herzog selbige behällt, gemacht, könnte ich denselben noch sagen wenn die bezahlung erfolgte so würde die Freude desto größer seyn

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
RA 1, Nr. 78, in: https://goethe-biographica.de/id/RA01_0078_00085.

Druck des Regests: RA 1, Nr. 78.

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