Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 790
18. Januar 1780, Dienstag, Weimar

d 18. früh an Müllers u Krafft arrangements gearbeitet. fortgefahren das übrige einzeln abzuthun. Ich will nicht ruhen bis ich rein von dem hinterbliebnen Zeug bin, 1 neues giebts 2 immer. Rosten schreiben lassen. Auf die Kr. Comm. Gute Ordnung gefunden. Captatio benevolentiae. Wenn sie wüssten dass mich Staub und Moder erfreute sie schafften ihn auch. Indess 3 ist das auch gut. Baty 4 bey mir zu Tisch. Auch gute Nachrichten von GrosRudstadt. er will aufs Frühjahr ins Oberland. Wenns nur anfängt zu geschehen. Wenn nur das gepflanzte nicht gleich ausgerissen das gesäte nicht zertreten wird. Nach Tisch auf Belwedere da gehts seinen Gang. Abends Tiefurt war vergnügt mit den Misels.

  1. bin. → bin,  ↑
  2. giebs > giebts  ↑
  3. Indes → Indess  ↑
  4. Bati → Baty  ↑

H: GSA 27/6


Das Tagebuch 1780 ist von Goethe eigenhändig geschrieben. (Zusätze von fremder Hand siehe unten.) Die Eintragungen befinden sich auf Durchschußblättern (170 × 190/195 mm), dazwischen ein quer beschriebenes Blatt (175 × 160 mm), in einem vorgedruckten Kalender mit dem Titel: »〈…〉 Sachsen-Weimarischer / Calender, auf das Schalt-Jahr 〈…〉 1780. / in welchem / das Leben / der Durchl. Herzoge zu Sachsen / zu erzehlen fortgesetzet wird. 〈…〉 Weimar 〈…〉 Conrad Jacob Leonhard Glüsing, / Fürstl. Sächs. privil. Hof-Buchdrucker.« Vgl zu 1776.

Druckseiten des Kalenders: 42 (unpaginiert)

Durchschußblätter insgesamt: 25

Beschriebene Blätter: 20 (einschließlich des hinteren Vorsatzblattes)


Kalendereinband (170 × 195 mm) aus hellbraunem Kartonpapier. Auf der Vorderseite achteckiges Titelschild mit der Aufschrift 1780. von Goethes Hand und dem Zusatz »und 1781« (siehe die Handschriftenbeschreibung 1781, S. 531) von fremder Hand. Der Rücken des Kalenders stark abgegriffen. Die bedruckten Kalenderseiten aus holzhaltigem Druckpapier, die Durchschußblätter und die Innenseiten des Einbands aus festem Schreibpapier, die Ränder beschnitten. Fadenheftung, zum Teil aufgelöst.


Inhalt des »Sachsen-Weimarischen Calenders« 1780:

Ks 1: Titelblatt des Kalenders

Ks 2: »Unterricht«

Ks 3: Historische und astronomische Daten (vgl das Verzeichnis der Abkürzungen, astronomischer und anderer Zeichen Goethes, S. 366)

Ks 4: Kalender für Januar mit Angabe der Namenstage, des Sonnenund des Mondlaufes, der »Planetenscheine und Witterung, 1777«, Geburtstage

Ks 5: Weitere Angaben zum Monat Januar: Zählung der Tage, »Gewitters Beschreib.«, »Lebensbeschreibung 〈…〉 Herrn Wilhelm Ernst, Herzogs zu Sachsen«, Spruch

Ks 6–27: Kalender für Februar bis Dezember; jeweils wie für den Monat Januar beschrieben

Ks 28–36: »Calender-Anhang auf das Schaltjahr 1780«

Ks 37–42: »PostBericht. Verzeichniß der fürnehmsten Messen und Jahrmärckte. Resolvirung, Thaler zu Gülden, und Gülden zu Thalern zu machen. ThorSperrOrdnung.«


Schreibmaterial und Zusätze von fremder Hand:

Schwarze Tinte, Schrift zum Teil stark verblaßt, zum Teil verwischt.

Einzeichnung runder Klammern, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

17. Januar: (Kraffts Epistel p sexti.) (zu bis zur Tus. Dann) (Nach Tiefurt bis Baty gelesen.)

18.–20. Januar: (d 18. bis An Sinnern).

20.–22. Januar: (Zu Clauern bis 10.) (Ward d. Schnuppen bis in acht nehmen.)

18.–26. Februar: (Ich blieb bis Briefe pp. zu)

27. Februar: (d. 27. bis aushalten wird.)

vor 4. März – 6. März: (Ward bis mit W. )

11. März: (war d. 11ten.)

12.–13. März: (Bey Amtm. Schmidt bis zu Tische.)

15. März: (15. bis zu )

16. März: (bey Kraus bis erzahlte vielerley.)

20. März: (20. (Aerger bis Theater erleuchtet.)

21. März: (vorher Monzanb.)

22.–25. März: (22 bis beym Schlingen.)

27.–28. März: (27. bis geschw. und gut.)

31. März: (zu bis Kranck.)

1. April: (d. 1 bis mit gessen).

2. April: (zu bis neuen Büffon.)

vor und um 15. April: (bis d. 15. bis fort arbeiten.) (Auch leid’ ich bis Clima.) Mai: (Bracht ich bis Ordnung.) (Für Krafft bis auch wissen.) Klammer vor | War ein Musikus

25. Mai: (d. 25 bis aufgeführt.)

26.5.–22. Juni: (NB. vom 26 bis ad protocollum.) getilgte Klammer vor Vogtens Mineralogische Untersuchungen (Wenn pppp. bis zum Höchsten!)

22. Juni: (22. bis Schritte.)

23.–24. Juni: (23. bis .)

25. Juni: (Reise Marschall bis Vogeln p.)

1.–14. Juli: (1 Alles bis Abends Tiefurth.)

nach 14. Juli – vor 18. August: (In dem weitern Lauf bis in Alstädt.)

vor 18. August: (Geschichte bis in Lobda.)

23.–25. August: (d. 23. bis noch spazieren.)

26. August: (kam nach Tisch bis Abends im Garten.)

27. August: (d. 27. bis Belvedere)

29.–30. August: (d. 29. bis 30.)

2.–4. September: (2) bis Schnaus Hochzeit.)

nach 4. September: Klammer nach Meiningen pp

31. Oktober: (d. 31. bis Schardt.)

1.–8. November: (D. 1. bis d’Entrugues da).

Korrekturen und Ergänzungen, mit Bleistift, gelegentlich mit Rötel (Kanzler von Müller?):

18. Januar: über u in neues Bogen ergänzt

vor 11. März: im Leerraum über War ich sehr still »bis d. 11« ergänzt

21. März: nach zu fus Punkt ergänzt

2. April: nach machen will Komma ergänzt

3. April: nach Wetter Punkt ergänzt

um 15. April: in Flügel verdeutlicht »el«; in erhohle verdeutlicht »ohle«; Ubel korr zu »Übel«, darin verdeutlicht »l«

Mai: vor Verzogen sich senkrechter Strich ergänzt

25. Juni: nach Gros Brembach Komma ergänzt; in Die vor Dürrung! verdeutlicht »D«

Dezember: Volgst. ergänzt durch »edt«

Auf den beschriebenen Blättern Bleistiftpaginierung von unbekannter Hand jeweils Vs rechts bzw Rs links oben, die Blätter 6 und 7 paginiert »7« und »6«, das linke hintere Vorsatzblatt mit der Tgb-Eintr d. 2 Sept. im Anschluß an die Eintragungen zu 1781 paginiert »5«. Bleistiftvermerke: auf dem Titelblatt rechts oben »24 Bl«, auf dem vorderen Inneneinband rechts unten der Signaturvermerk »6«.


Zählung und Anordnung der Handschrift:

Bl 1–2 (zwischen Ks 4 und 5)

Bl 1 Vs leer; Federprobe

Bl 1 Rs–2:

Tgb-Eintr Januar

Bl 3–4 (zwischen Ks 6 und 7)

Bl 3 Vs–4 Vs:

Tgb-Eintr Februar

Bl 4 Rs leer

Bl 5–7 (zwischen Ks 8 und 9; Bl 6 quer beschrieben)

Bl 5:

Tgb-Eintr Anfang–16., 29.–30. März

Bl 6 Vs:

Tgb-Eintr 31. März

Bl 6 Rs leer

Bl 7:

Tgb-Eintr 20.–28 März

Bl 8–9 (zwischen Ks 10 und 11):

Tgb-Eintr April

Bl 10–11 (zwischen Ks 12 und 13)

Bl 10 Vs–11 Vs:

Tgb-Eintr Mai

Bl 11 Rs:

Tgb-Eintr 25. Mai,

26. Mai – 22. Juni

Bl 12–13 (zwischen Ks 14 und 15)

Bl 12 Vs:

Tgb-Eintr 26. Mai – 22. Juni

Bl 12 Rs–13 Vs:

Tgb-Eintr Juni

Bl 13 Rs leer

Bl 14–15 (zwischen Ks 16 und 17)

Bl 14 Vs

Tgb-Eintr Juli

Bl 14 Rs:

Tgb-Eintr Juli/August

Bl 15 leer

Bl 16–17 (zwischen Ks 18 und 19)

Bl 16:

Tgb-Eintr August

Bl 17 leer

Bl 18–19 (zwischen Ks 20 und 21)

Bl 18 Vs:

Tgb-Eintr September

Bl 18 Rs–19 leer

Bl 20–21 (zwischen Ks 22 und 23)

Bl 20 Vs:

Tgb-Eintr Oktober

Bl 20 Vs–21 leer

Bl 22–23 (zwischen Ks 24 und 25)

Bl 22 Vs:

Tgb-Eintr November

Bl 22 Rs–23 leer

Bl 24–25 (zwischen Ks 26 und 27)

Bl 24 Vs:

Tgb-Eintr Dezember

Bl 24 Rs–25 leer

Linkes hinteres Vorsatzblatt (Vs):

Tgb-Eintr d. 2 Sept.

Prof. Gabler v. Ingolstadt.


D:

Friedrich Wilhelm Riemer: Mitteilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841. S. 108–125 passim (Auszüge) Carl August Hugo Burkhardt: Goethe’s Tagebuch 1780. 1781. 1782. In: Die Grenzboten 33 (1874), 2. Semester, 4. Bd, Nr 43. S. 121–127 (Auszüge)

Robert Keil: Goethe’s Tagebuch aus den Jahren 1776–1782. Leipzig 1875. S. 207–233 und 237–248

WA III 1, 105–126, udT: 1780., und in den Lesarten zu Tgb 1781, WA III 1, 362

arrangements] Gemeint sind die von Goethe zur Unterstützung für Friedrich Müller und Johann Friedrich Krafft unternommenen Schritte. Siehe Brief an Carl August, die Herzoginnen Anna Amalia und Louise, Prinz Constantin, Karl Ludwig von Knebel, Christoph Martin Wieland und Carl Theodor von Dalberg, 19. Januar 1780 (BGCA 1, 20–21; WA IV 4, 165–167; IV 50, 214): Müller, der im August ⟨1778⟩ nach Italien gieng, erhielt durch mich den grösten Theil der Pension fürs erste Jahr im September, mit dem Versprechen, daß jährlich fortgefahren werden solte 〈…〉. Er erwartete also vergangenen September die versprochene Summe zum zweytenmal; da aber in meiner Abwesenheit ⟨Schweiz⟩ Niemand da war, der das Geld einsamlete und besorgt hätte, so gerieth Müller dadurch in große Verlegenheit. 〈…〉 Unter diesen Umständen habe ich sogleich bey meiner Rückkunft die gantze Summe, die 304. Thlr. 12. Gr. nach hiesig. Gelde ausmacht, an ihn nach Rom übermacht, und erbitte mir von seinen hohen Gönnern gnädigen und gefälligen Ersatz. Im Mai 1778 hatte Carl Theodor von Dalberg zur Unterstützung Friedrich Müllers eine Subskription eröffnet; siehe Carl Theodor von Dalberg an Goethe, 4. Mai 1778 (RA 1, Nr 85), vgl Friedrich Müller an Goethe, 16. Oktober 1779 (RA 1, Nr 101), und Johann Lorenz Streiber an Goethe, 16. Februar 1780 (RA 1, 108). – Siehe Brief an Johann Friedrich Krafft, 17. Januar 1780 (WA IV 4, 163): Der Brief ist zurückgeblieben und ich entschließe mich gleich das Geld zu schicken. Ihren Wirth ⟨Rieth⟩ bedaure ich. Die Frau Ried erhält durch dieses das verflossene Vierteljahr. Ihnen schicke ich auch 25 Thlr. Ihre Schulden zu bezahlen und sich weiters fortzuhelfen.

Rosten schreiben lassen] Wohl Beginn der Niederschrift der »Schweizer Reise«. Die älteste überlieferte Handschrift stammt von Johann Christoph Ferdinand Rost. Siehe die Erläuterung zu 104,14. – Nicht auszuschließen ist das Diktat eines (nicht überlieferten) Briefes an den Kunsthändler Carl Christian Heinrich Rost in Leipzig.

Captatio benevolentiae] Streben nach Wohlwollen, Werben um Gunst.

von GrosRudstadt] Vom Zustand des Kammergutes und dem Fortgang der Wiesenbewässerung in Großrudestedt.

er] George Batty.

Oberland] Gemeint sind die Ortschaften Kaltennordheim, Melpers und Ostheim vor der Rhön; siehe die erste Erläuterung zu 115,17.

Abends Tiefurt bis Misels] Siehe Knebel, Tagebuch 18. Januar 1780: »Mittags kamen Fr. v. Stein, Fr. ⟨Amalie⟩ v. Werther, Fr ⟨Sophie⟩ v. Schardt 〈…〉 heraus ⟨nach Tiefurt⟩. Göthe Abends. Herzog und Wedel hier.« Charlotte von Stein fühlte sich an diesem Abend offenbar zurückgesetzt, vielleicht hatte sie im Kartenspiel verloren; siehe Brief an Charlotte von Stein, 19. Januar 1780 (WA IV 4, 164): Die Ungeschicklichkeit des Glücks zu ersezen. d. 19. Jan. 80.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 18.1.1780 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_0790.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 103 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. 506 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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