Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 667
14.–25. Januar 1779, Donnerstag─Montag, Weimar

Vom 14 bis 25. In Ackten gekramt, die unordentliche Repositur durchgestört, es fängt an drin heller zu werden. Das Geschafft mir ganz allein angelegen. Wenig auf dem Eis! Beunruhigt das Amt Grosen Rudst durch die Preußen, Wiederkunft Reinbabens, fatale Propositionen. Zwischen 1 zwey übeln, im wehrlosen zustand. Wir haben noch einige Steine zu ziehen dann sind wir matt. Den Courier an den Konig. in dessen Erwartung Frist. Meist mit der Kriegs Commission beschafftigt, wenig auf dem Eis, geritten.

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H: GSA 27/5


Das Tagebuch ist von Goethe eigenhändig geschrieben. (Zusätze von fremder Hand siehe unten.) Die Eintragungen befinden sich auf Durchschußblättern (165/170 × 200/210 mm) und auf einem eingelegten, zweifach gefalteten Doppelblatt (185 × 280 mm) in einem vorgedruckten Kalender mit dem Titel: »Verbesserter / Calender 〈…〉 Auf das Jahr Christi / 1779. 〈…〉 Leipzig, / 〈…〉

Gotthelf Albrecht Friedrich Löper.« Vgl zu 1778.

Druckseiten des Kalenders: 62 (unpaginiert)

Durchschuß- und Einlageblätter insgesamt: 32

Beschriebene Blätter: 20


Der Kalender (175 × 210 mm) am Rücken eingebunden, der Rückeneinband (25 × 210 mm) aus gemustertem zinnoberrotem Kartonpapier. Auf dem Titelblatt achteckiges Titelschild mit der Aufschrift 1779 von Goethes Hand. Vorder- und Rückseite (Titelblatt und letzte Druckseite) stark vergilbt, tintenfleckig, stark abgegriffen. Die bedruckten Kalenderseiten aus holzhaltigem Druckpapier, die Durchschuß- und Einlageblätter zumeist aus stark vergilbtem Schreibpapier, die Ränder unbeschnitten, gewellt. Bl 17–20, 23–24 aus festem, leicht vergilbtem Schreibpapier, die Ränder beschnitten. Fadenheftung.


Zum Inhalt des »Calenders« 1779 siehe zu 1778.


Schreibmaterial und Zusätze von fremder Hand:

Schwarze, zum Teil ins Bräunliche verblaßte Tinte.

Einzeichnung runder Klammern, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

2. Januar: (Volgst. bis hoher Mond.)

13. Januar: Klammer nach die heilsamste Diät.

30. Januar: (Clauer bis bewundern.) (Die Geschichte bis vergessen.)

14. Februar: (Mit Friz bis gessen)

1.–9. März: (1. bis N. Robling Einfügungszeichen)

9.–11. März: (besehen bis allein)

12. März: (gedacht bis Saukram.)

13. März: (Glauers Arb. bis hübsch.)

14. März: (14. bis Gessen.)

14. Juli: (Machte bis nach Hause) spitze Klammer nach Kr. Casse

18.–20. Juli: (18) bis närrisch.)

25. Juli: (Meine Idee bis schmerzen mich.)

26. Juli: (Der Herzog bis von Erfurt.)

30.–31. Juli: (Projeckt bis imitirt.)

22. August: Klammer vor Zeichnete

26. August: (Er erzählte bis mit Knebeln.)

28.–30. August: (d. 28 bis und Nacht.)

3. September: (d. 3 bis im Garten,)

Korrekturen und Ergänzungen, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

5. Januar: nach und nach Punkt ergänzt; nach korr zu »Nach«; im Leerraum nach auf weniges eingefügt: »vom 6.–10.«

10. Januar: nach Verhältnisse, sind und benuzen Komma ergänzt; Endets korr zu »Endet’s«

13. Januar: Gotter korr zu »Götter«

30. Januar: nach 30 Punkt ergänzt

1. Februar: nach Fr. senkrechter Strich ergänzt

Auf den beschriebenen Durchschußblättern Bleistiftpaginierung von unbekannter Hand jeweils Vs rechts bzw Rs links oben.

Bleistiftvermerke: auf dem Titelblatt rechts oben »26 Bl.« (»26« korrigiert aus »20«), rechts unten der Signaturvermerk »5«, auf Bl 5 Vs rechts unten »(Tagebuch 1779, März)«, auf Bl 6 Vs rechts oben »a«.


Zählung und Anordnung der Handschrift:

Bl 1–2 (zwischen Ks 6 und 7):

Tgb-Eintr Januar

Bl 3–4 (zwischen Ks 8 und 9)

Bl 3 und 4 Rs:

Tgb-Eintr Februar

Bl 4 Vs leer

Bl 5–6 (zwischen Ks 10 und Bl 7 eingelegtes Doppelbl)

Bl 5 leer

Bl 6 Vs:

Tgb-Eintr März: Dornb. 79

Bl 6 Rs:

Tgb-Eintr März: Apolda.

Bl 7–8 (zwischen Ks 10 und 11)

Bl 7 Vs–8 Vs:

Tgb-Eintr März

Bl 8 Rs leer

Bl 9–10 (zwischen Ks 12 und 13)

Bl 9 Vs und 10 Vs:

Tgb-Eintr April

Bl 9 Rs und 10 Rs leer

Bl 11–12 (zwischen Ks 14 und 15)

Bl 11:

Tgb-Eintr Mai

Bl 12 leer

Bl 13–14 (zwischen Ks 16 und 17)

Bl 13:

Tgb-Eintr Juni

Bl 14 leer

Bl 15–20 (zwischen Ks 18 und 19)

Bl 15 Vs–18 Vs:

Tgb-Eintr Juli

Bl 18 Rs–20 leer

Bl 21–24 (zwischen Ks 20 und 21)

Bl 21 Vs–24 Vs:

Tgb-Eintr August

Bl 24 Rs leer

Bl 25–26 (zwischen Ks 22 und 23)

Bl 25:

Tgb-Eintr September

Bl 26 leer

Bl 27–28 (zwischen Ks 24 und 25) leer

Bl 29–30 (zwischen Ks 26 und 27) leer

Bl 31–32 (zwischen Ks 28 und 29) leer


D:

Friedrich Wilhelm Riemer: Mitteilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841. S. 79–100 passim (Auszüge) Carl August Hugo Burkhardt: Goethe’s Tagebuch 1779. In: Die Grenzboten 33 (1874), 2. Semester, 3. Bd, Nr 27. S. 18–26 (Auszüge)

Robert Keil: Goethe’s Tagebuch aus den Jahren 1776–1782. Leipzig 1875. S. 175–203 WA III 1, 76–98, udT: 1779.

Beunruhigt bis Preußen] Im Auftrag Friedrichs II. wurde Anfang und Ende Dezember 1778 an Carl August das Ansuchen gerichtet, auf sachsen-weimarischem Gebiet die Anwerbung von Rekruten für den preußischen Dienst zu gestatten oder selbst Rekruten auszuheben und sie Preußen zu überlassen. Nach der Beendigung des Erbfolgekrieges durch den am 13. Mai 1779 zu Teschen geschlossenen Frieden unterließ Preußen seine Werbungsaktionen.

Wiederkunft Reinbabens] Der preußische Offizier von Reinbaben vermittelte als Kurier die zwischen Carl August und Friedrich II. von Preußen ausgetauschten Botschaften.

fatale bis übeln] Siehe Brief an Carl August, 9. Februar 1779 (BGCA 1, 12–13; WA IV 4, 3–5; AS 1, Nr 30 B; Willy Andreas, Hans Tümmler: Politischer Briefwechsel des Herzogs und Großherzogs Carl August von Weimar. Bd 1, Stuttgart 1954, S. 60–61; Datierung nach AS 1, S. 52): Gesezt also man fügt sich dem Begehren des Königs, so kan es entweder geschehen wenn man ihm die Werbung erlaubt, oder mit dem General Möllendorf ⟨Wichard Joachim Heinrich von Möllendorf (1724–1816)⟩ auf eine gewisse Anzahl abzugebender Mannschafft übereinkommt, und auch diese entweder durch die Preusen ausnehmen lässt oder sie selbst ausnimmt und sie ihnen überliefert. Erwählt man das erste, so werden diese gefährliche Leute sich festsetzen, und überall Wurzel fassen 〈…〉, sie werdens an nichts fehlen lassen selbst die Soldaten Ew. Durchl. untreu zu machen. Will man mit dem General Möllendorf auf eine gewisse Anzahl übereinkommen, und ihnen etwa selbst überlasssen die iunge Mannschafft nach 〈…〉 Verzeichnissen aus den Aemtern auszuheben, so kan man nicht versichert seyn dass es dabey bleiben wird. 〈…〉 Will man endlich sich entschliessen eine Auswahl selbst zu machen und ihnen die Leute auszuliefern; so ist darinn wohl fürs ganze das geringste übel aber doch bleibt auch dieses, ein unangenehmes verhasstes und schaamvolles Geschäfft. 〈…〉 Diese mit Gewalt in fremde Hände gegebne Leute, werden in kurzem desertieren 〈…〉, die Preusen werden sie wieder fordern, im Fall sie fehlen 〈…〉, an ihrer Stelle andre wegnehmen. Diese Plage wird mit iedem Herbste wiederkommen. Wie sie sich gewiss auch nicht begnügen werden, wenn man ihnen einmal Mannschafft stellt, mit iedem Frühiahr werden sie diese Anforderungen erneuen. Dagegen wird man von kayserlicher Seite diesen Schritt den man so sehr wider willen gethan gewiss übel aufnehmen. 〈…〉 Das nächste was zu befürchten steht, ist dass sie gleichfalls Werbung in den fürstlichen Landen einzulegen verlangen, so dass man von beyden Seiten wird gedrängt seyn 〈…〉. Nachfolgend erläuterte Goethe die Maßregeln, die zu ergreifen wären, wenn man den Antrag Friedrichs II. ablehnte (ebd, S. 13–16; 5–9). Siehe die Protokolle der »Beratungen über die Zulassung oder Ablehnung preußischer Truppenwerbungen im Lande«, 9. und 10. Februar 1779 (AS 1, Nr 30 A und C), und die Voten von Jacob Friedrich von Fritsch, Christian Friedrich Schnauß und Goethe über »Maßnahmen gegen gewaltsame Übergriffe preußischer Husaren«, 21. Februar 1779 (AS 1, Nr 32); Goethes eigh Votum (ebd) lautete: Auch würde auf die eignen abzusendenden Commandos gute Acht zu haben seyn, weil es denen fremden Truppen an Willen und Gelegenheit nicht fehlen wird selbst von diesen welche zu debauchiren ⟨abspenstig zu machen⟩. Nicht weniger wird es nothwendig seyn die vorzunehmende Auslesung, und die dazu zusammenbeorderte Leute auf ihren Weegen sicher zu stellen.

Den Courier an den Konig] Der preußische Offizier von Reinbaben übermittelte den Brief Carl Augusts an Friedrich II. von Preußen vom 25. Januar 1779, Friedrich II. antwortete Carl August am 2. Februar 1779; siehe Willy Andreas. Hans Tümmler: Politischer Briefwechsel des Herzogs und Großherzogs Carl August von Weimar. Bd 1, Stuttgart 1954, S. 57–59.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 14.–25.1.1779 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_0667.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 74 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. 472–473 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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