BuG: BuG II, A 1112
Weimar vor 15. 1. 1781

Bericht an Carl August 15. 1. 1781 (AS 1, 132)

Weimar vor 15. 1. 1781

Ew. p. haben mir gnädigst anbefohlen, daß ich über die bevorstehenden Ringleber Damm- und Waßerbaue mit dem Land-Commissair Batty vorläufig sprechen und denselben über verschiedene dabey vorkommende Punckte befragen sollte. Es hat derselbe bey dieser Gelegenheit verschiedenes geäußert, welches vielleicht bey näherer Untersuchung der gantzen Sache eine andere Wendung geben könte. Welche seine Gedancken unterthänigst hiermit vorzutragen ich mir die Erlaubniß erbitte.

Er scheint noch sogar in Zweifel zu ziehen, ob es durchaus räthlich seyn möchte, gedachten Bau zu führen.

1.) hält er davor, daß der Schaden, welcher jährlich durch Überschwemmung geschehen kann, niemals die Interessen des darauf zu verwendenden Capitals betragen würde; indem er nicht glaube, daß aller Schade, der in der Ringleber Fluhr durch Überschwemmung verursacht werden könte, sich im Durchschnitt über 100, höchstens 150 rtl. jährlich belauffen könte. Bey den Erfurtern wäre es gantz was anders, indem durch ihre Dämme sehr große Fluhren von vielen Dörffern gesichert würden.

2.) könne durch weit geringere und weniger kostspielige Operationen der größte Theil der Ringleber Besitzungen geschüzt werden, wenn

a.) von dem Orte, wo gegenwärtig unser Interims-Damm aufhört, derselbe fortgesezt und bis an das große Mühlwehr continuiret würde; dadurch würden, weil sich das Waßer auf der andern Seite ausbreiten könte, das Dorf und die Thiergartenwiesen beschüzt werden.

b.) könte man zum Überfluß von der erfurthischen Grenze an, vom dießeitigen Ufer bis an die Orlache, oder in den Bach, der aus der Windischen Lache herkommt, einen Graben von 12 bis 14 Schuh breit führen, damit auch durch selbigen das Waßer sich vertheilen und weiter unten abfließen könne. Dieses beydes hält er für Kleinigkeiten und glaubt, daß die Ringleber Gemeinde es selbst verrichten könne.

3.) glaubt er, daß die Anstalt uns sogar gefährlich werden könte; denn wenn man dießeits den Damm durchaus fortsetzte und unter dem Dorfe, da das jenseitige Ufer chursächsisch ist, die Gebseer ihren Damm vom Einfluß des Mühlgrabens bis an die Brücke erhöhten und verstärckten, aber das Beet nicht erweiterten, welches ihre Absicht gewiß nicht wäre, sowohl um ihrer Brücke willen, als wie man auch sonst aus ihren gemachten Anstalten schließen könte, so würde mehr Waßer eingenommen als fortgeschafft, und besonders von der Brücke herauf dieses Waßer sich stämmen, das Dorf in Gefahr kommen und wohl gar die Mühle zu Grunde gerichtet werden.

4.) sey noch dabey zu bedencken, daß bey dem neu anzulegenden Damm sehr viel Terrain verlohren gehe, welches denen Besitzern vergütet werden müße.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_1112 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_1112.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 281 f. (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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