BuG: BuG II, A 801
Weimar 14./17. 1. 1780

Wieland an Merck 17. 1. 1780 (Wagner1 S. 208)

B2 207

Weimar 14./17. 1. 1780

Daß wir seit Freitag unsern Herzog wieder haben, wird Euch vermuthlich schon bekannt gemacht worden seyn. Wie wir homunciones nun von jeher gewesen sind und immer bleiben werden, so könnt Ihr Euch leicht vorstellen, daß der glückliche Ausgang dieser Reise, des Herzogs herrliches Wohlbefinden und ungemein gute Stimmung und herzgewinnendes Betragen gegen alle seine Leute cujuscunque generis, ordinis, furfuris et farinae bei männiglich einen großen Effect gemacht und Göthen in ein sehr günstiges Licht gestellt hat, und dies um so mehr, da auch er multum mutatus ab illo zurückgekommen und in einem Ton zu musiciren angefangen hat, in den wir übrigen mit Freuden, und jeder so gut als sein Instrument und seine Lungenflügel verstatten, harmonisch einzustimmen nicht ermangeln werden. Wenigstens gedenke ich meines Orts nichts daran zu verderben ...

Diese Schweizer-Reise, nach dem Wenigen aber Hinlänglichen, was ich aus der Quelle selbst davon vernommen habe, zu urtheilen, gehört unter Göthens meisterhafteste Dramata. Man muß aber auch gestehen, daß er das wahre enfant gaté der Natur und aller Schicksals-, Glücks- und Zufallsgötter ist, denn am Ende hätt’ er doch mit aller seiner dramatischen Panurgie keine einzige fatale Wolke vom Himmel wegblasen können, und ein einziger unglücklicher Zufall, für den ihn nur ein Narr responsabel machen könnte, und für den ihn doch die ganze Welt responsabel gemacht hätte, war hinlänglich, das ganze Drama zu ruiniren.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0801 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0801.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 220 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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