Goethes Briefe: GB 2, Nr. 192
An Elisabeth Jacobi

〈Frankfurt a. M. 〉, 6. Februar 1775. Montag → 〈Düsseldorf〉


Liebe Frau, Friz ist nun fort; und wie wohl es uns war, konnen Sie dencken, weil ​ 1 es uns, besonder mir auf die lezt etwas weh bey der Sache wurde, und ich Frizen bat zu gehn; auch ist mir's schon etwas beßer ob er gleich noch nicht 24 Stunden fort ist. So geht s mit mir immer unterst der öberst. Behalten Sie mich ein bissgen lieb! Ich wünsche manchmal u. manchmal hoff ich, dass Sie und die Mädgen mich in die Mitte kriegen und herzlich ​ 2 warm halten. Hier ist was für die Iris. Bald mehr. Wäre Fr. nicht fort würde nichts gethan. Es wird zu tisch geschellt. Prost. und dass ia die Bubens einen Grus von mir kriegen. Addio

 dℓ. 6. ​ 3 Febr 1775.G.

  1. 5 ​6 ​ ↑
  2. wen ​il​ ↑
  3. f ​herzlich​ ↑

H: SBB/PK Berlin, Sign.: Lessing-Sammlung, Nr 1654. – 1 Bl. 10,6 × 16,7 cm, Bordüre aus gereihten Krönchen (vgl. Mick, Nr 1–3), 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse: ​Betti. – Beischluss zu Nr 194 (vgl. die zweite Erläuterung zu 163,1 ).

E: Katalog der Goethe-Ausstellung 1861. Berlin 1861, S. 28, Nr 114.

WA IV 2 (1887), 231 f., Nr 288 (nach E; Textkorrekturen nach H in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30, 254 und WA IV 50 [1912], 211).

Manuskript für die „Iris“, vielleicht mit den Gedichten „An Belinden“ und „Neue Liebe, Neues Leben“ (vgl. zu 162,9–10 ).

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.

Friz ist nun fort] Friedrich Heinrich Jacobi war am 31. Dezember 1774 von Düsseldorf aufgebrochen (vgl. Elisabeth Jacobis Brief an Heinrich Arnold Kopstadt, 28. Dezember 1774; JB II 1, 239). Da er Frankfurt laut vorliegendem Brief am 5. Februar verließ und am 11. Februar an Wieland schreibt, er habe „vier Wochen“ mit Goethe zugebracht (JB I 1, 292), war er wohl am 8. Januar in Frankfurt angekommen. Jacobi reiste nach Mannheim, von dort „am Abend des zehnten Tages“ (Jacobi an Sophie La Roche, 24. Februar 1775; JB I 1, 293), also am 15. Februar, nach Karlsruhe, wo er mit Klopstock zusammentraf. Dieser begleitete ihn am 18. Februar zurück nach Mannheim und verbrachte dort mit ihm noch sechs Tage (vgl. Merck, Briefwechsel 1, 545) bis zur Abreise Jacobis am Abend des 23. Februar (vgl. Jacobis Brief an Merck, 2. März 1778; JB I 2, 70). Am 24. Februar traf Jacobi wieder in Frankfurt ein, wo er „bis Donnerstag bleiben“ werde, d. h. bis zum 2. März, wie er in seinem Brief an Sophie La Roche vom 24. Februar 1775 ankündigte (JB I 1, 293). Auf der Fahrt von Frankfurt nach Mannheim besuchte er in Darmstadt Johann Heinrich Merck (vgl. Nr 193 und 194 sowie Jacobis Brief an Merck vom 2. März 1775; JB I 2, 70 f.).

Mädgen] Charlotte und Helene Jacobi.

was für die Iris] Möglicherweise handelte es sich bei den Manuskripten für Johann Georg Jacobis „Iris“ um die beiden im März-Heft der Zeitschrift erschienenen Gedichte „An Belinden“ und „Neue Liebe, Neues Leben“ (2. Bd. 3. Stück, S. 240 f. und 242 f.). Darauf könnte sich Wilhelm Heinses Brief an Johann Georg Jacobi vom 21. Februar 1775 beziehen: „Goethe schickt immerfort Lieder, und alle ​sollen und müssen gedruckt werden; und in Wahrheit sind auch alle vortrefflich und Meisterstücke.“ (Heinse, Briefe 1, 238.) Vgl. auch zu 161,18–19 .

die Bubens] Elisabeth Jacobis Söhne Johann Friedrich, Georg Arnold und Franz Theodor.

 

 
 

Nutzungsbedingungen

Kontrollen

Kontrast:
SW-Kontrastbild:
Helligkeit:

Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 192 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR192_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 162, Nr 192 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 407–408, Nr 192 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

Zurück zum Seitenanfang