Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 1097
11. September 1786, Montag, Trient

d 11. früh.

Ich fahre in meiner Erzählung fort.

Am 9. Abends als ich mein erstes Stück an dich geschlossen hatte, wollte ich noch die Herberge zeichnen aber es ging nicht, 1 ich verfehlte die Formen und ging halb mismutig nach Hause.

Mein Wirth fragte mich ob ich nicht fortwollte? es 2 sey Mondschein p und ob ich wohl wüßte daß er die Pferde morgen früh brauchte und sie also bis dahin gerne wieder zu Hause gehabt hätte, sein Rath also 3 eigennützig war; so nahm ich doch weil es 4 mit meinem innern Trieb übereinstimmte ihn als gut an, die Sonne lies sich wieder blicken, und es war eine sehr leidliche Lufft.

Ich packte ein und um sieben fuhr ich vom Brenner weg. 5 Wie ich gehofft hatte, ward die Athmosphäre Herr der Wolcken und der Abend gar schön. 6

Der Postillon schlief ein und die Pferde liefen den schnellsten Trab bergunter 7 immer auf dem bekannten Wege fort, kamen sie an ein eben Fleck ging’s desto langsamer, 8 er erwachte und trieb und so kam ich sehr geschwind zwischen hohen Felsen, an den treißenden Etsch Fluß hinunter. Der Mond ging auf und beleuchtete ungeheure Gegenstände. 9 Einige Mühlen über dem reißenden Strom waren völlige Everdingen. Wenn ich dir sie nur vor die Augen hätte stellen können.

Um 9 kam ich nach Sterzingen und man gab mir zu verstehen daß man 10 mich gleich wieder weg wünschte, um 12 in Mittelwald war alles im tiefen Schlafe ausser den Postillons um halb 3 in Brixen eben so, daß ich mit dem Tage in Colman ankam. So leid es mir that, diese interessanten Gegenden, mit der entsetzlichen Schnelle, |: die Postillon fuhren daß einem oft Hören 11 und Sehen verging :| und bey Nacht wie der Schuhu zu durchreisen; so freute mich’s doch, daß wie ein Wind hinter mir her blies und mich meinen Wünschen zujagte.

Mit Tags Anbruch erblickt ich die ersten Rebhügel, eine Frau mit Birn und Pfirschen begegnete mir so gings auf Deutschen, 12 wo ich um 7 Uhr ankam und endlich erblickt ich bey hohem Sonnenschein, nachdem ich eine Weile Nordwärts gefahren war, 13 das Thal worinn Botzen liegt.

Von steilen Bis auf eine ziemliche Höhe bebauten Bergen umgeben, ist es gegen Mittag offen, gegen Norden von den Tyroler Bergen bedeckt, eine milde sanfte Luft 14 füllte die Gegend, der Etsch Fl. wendet sich hier gegen Mittag wieder. Die Hügel 15 am Fuß der Berge sind mit Wein bebaut. Uber 16 lange niedrige 17 Lauben sind die Stöcke gezogen und die blauen Trauben hängen gar zierlich und reich von der Decke herunter. Auch in der Fläche des Thals, wo sonst nordwärts Wiesen sind, wird der Wein in solchen eng aneinander stehenden Reihen von Lauben gebaut, dazwischen das Türckische Korn, Ital. Fromentass 18 oder weiter hin Fromentone genannt, das nun immer höher wächst. 19 Sie sprechen es Formentass aus und Formenton ist die Blende deren ich oben gedacht. 20 Ich habe es offt zu 9–10 Fus hoch gesehn. Die zaseliche männliche Blüte ist noch nicht abgeschnitten, 21 wie es geschieht wenn die Befruchtung eine Zeitlang 22 vorbey ist.

Bey heißem Sonnenschein nach Botzen, wo alles von der Messe lebte. Die 23 vielen Kaufmanns gesichter freuten mich beysammen, ihr absichtliches wohlbehägliches Daseyn druckt sich recht lebhaft aus.

Auf dem Platze saßen Obstweiber mit Körben 4 bis 4 ½ Fus im Durchschnitt, flach, worinn die Pfirschen neben einander lagen, eben so die Birn. Hier fiel mir ein was ich in Regensburg am Fenster des Wirthshauses geschrieben fand

Comme les peches et les Melons

Sont pour la bouche d’un Baron

Ainsi les verges et les batons

Sont pour les fous dit Salomon.

Daß ein nordischer Baron dieses geschrieben, ist offenbar und daß er in diesen Gegenden seine Begriffe verändern würde ist auch natürlich.

Die Messe zu Botzen ist starck an Seiden vertrieb, auch Tücher 24 p werden dahin gebracht und was sonst an Leder pp aus den 25 Gebürgen 26 und der Gegend zusammengebracht wird. Auch kommen die Kaufleute vorzüglich dahin ihr Geld einzukassiren.

Ich eilte fort damit mich nicht irgend einer erkennte, und hatte ohne dies nichts da zu thun – Zwar wenn ich es recht gestehe; so ist es der trieb und die Unruhe die hinter mir ist; 27 denn ich hätte gern mich ein wenig umgesehen und alle die Produckte beleuchtet die sie hierher zusammenschleppen. Doch ist das mein Trost, alles das ist gewiß schon gedruckt. In unsern statistischen Zeiten braucht man sich um diese Dinge wenig zu bekümmern ein andrer hat schon die Sorge übernommen, mir ists nur jetzt um die sinnlichen Eindrücke zu thun, die mir kein Buch und kein Bild geben kann, daß ich wieder Interesse an der Welt nehme und daß ich meinen Beobachtungsgeist versuche, und auch sehe wie weit es mit meinen Wissenschafften und Kenntnissen geht, ob und wie mein Auge licht, rein und hell ist, was ich in der Geschwindigkeit fassen kann und ob die Falten, 28 die sich in mein Gemüth geschlagen und gedrückt haben, 29 wieder auszutilgen sind.

Komm ich weiter; so sag ich dir mehr. 30

Schon jetzt daß ich mich selbst bediene immer aufmercksam, immer gegenwärtig seyn muß, giebt mir diese wenige Tage her eine ganz andre Elasticität des Geistes.

Ich muß mich um den Geldkurs bekümmern wechseln bezahlen, notiren, dir schreiben, anstatt daß ich sonst nur dachte, wollte, sann, befahl und dicktirte. 31 Von Botzen auf Trient |: die Stationen siehe fol :| gehts in einem immer fruchtbaren und fruchtbarern Thal hin. Alles was höher hinauf nur zu vegetiren anfängt hat nun hier schon alles mehr Krafft und Leben man glaubt wieder einmal an einen Gott.

NB. arme Frau die mich bat ihr Kind in den Wagen zu nehmen weil ihm der heise Boden die Füße brenne. Sonderbarer Putz des Kindes. Ich redet es Italiänisch an, es 32 sagte daß sie kein Deutsch verstehe. 33

Die Etsch fließt sanfter, macht an vielen Orten breite Kiese, auf dem Lande nah am Fluß und an den Hügeln ist alles so in einander gepflanzt daß man denckt es müßte eins das andre ersticken. Weingeländer, Mays, Haidekorn, Maulbeerbaume, Fruchtbäume Nuß und Quittenbäume. 34 Uber die Mauern wirft sich der Attich lebhafft herüber, der Epheu wächst 35 in starcken Stämmen die Felsen hinauf und verbreitet sich weit über sie und die Eidexe schlüpft über die Steine weg.

Könnt ich nur mit dir dieser Gegend und Luft geniesen in der du dich gewiß gesund fühlen würdest.

Auch was hin und her wandelt erinnert einen an die liebsten Bilder. Die aufgewundnen Zöpfe der Weiber, die blose Brust und leichten Jacken der Manner, die treflichen Ochsen die sie vom Marckte nach Hause treiben, die beladnen Eselgen alles macht einen immer lebenden und sich bewegenden Heinrich 36 Roos .

Und nun wenn es Abend 37 wird und bey der milden Luft wenige Wolcken an den Bergen ruhn, am Himmel mehr stehn als ziehn, und gleich nach Sonnen Untergang das Geschrille der Heuschrecken laut zu werden anfängt! Es ist mir als wenn ich hier gebohren und erzogen wäre und nun von einer Grönlandsfahrt Von einem Wallfisch fang zurückkäme. Alles ist mir willkomm auch der Vaterländische Staub der manchmal starck auf den Strasen wird und von dem ich nun solang nichts gesehen habe.

Das Glocken oder vielmehr Schellengeläute der Heuschrecken ist allerliebst durchdringend und nicht unangenehm.

Lustig klingts wenn muthwillige Buben mit einem Feld voll Heuschrecken um die Wette pfeifen. Es ist als wenn sie einander würcklich steigerten. Heute ist wieder ein Herrlicher Tag, besonders die Milde der Luft kann 38 ich dir nicht ausdrücken.

Wenn das alles jemand läse der im Mittag wohnte, vom Mittag käme würde mich sehr kindisch halten. Ach was ich da schreibe hab ich lang gewußt, seitdem ich mit dir unter einem bösen Himmel leide, und jetzt mag ich gern diese Freude als Ausnahme 39 fühlen, die 40 wir als eine ewige Naturwohlthat immer genießen sollten.

Das übrige siehe in den angehängten Noten die ich der Bequemlichkeit halber fortsetzen und mit eben den Buchstaben wie beym ersten Stück bezeichnen will.

Trient 41 Ich bin in der Stadt herumgegangen die uralt ist und in einigen Strasen neue wohlgebaute Häuser hat. In der Kirche hängt ein Bild, wo das versammelte Concilium einer Predigt des Jesuiten Generals zuhört. Ich mögte wissen was er ihnen vorgesagt hat.

Ich trat in die Jesuiten 42 Kirche, die sich von aussen gleich durch rothe Marmor Pilastres auszeichnet, ein großer Vorhang hängt nahe an der thüre herunter den Staub von aussen abzuhalten, ein eisernes 43 Gitter schliest die Kirche von einer kleinen Vorkirche, 44 so daß man alles sehen, weiter hinein aber nicht kommen kann. Es war alles still und ausgestorben, die Thüre nur auf weil zur Vesperzeit alle Kirchen geöffnet sind. Wie ich so dastehe und über die Bauart, die ich den bekannten Kirchen ähnlich fand nachdachte; kommt ein alter Mann mit einem schwarzen Käppgen auf dem Kopfe das er sogleich abnimmt, und in einem langen schwarzen für Alter vergrauten Rock herein, kniet vor dem Gitter nieder, und steht nach einem kurzen Gebet wieder auf. Wie er sich umkehrt sagt er halb laut für sich: da haben sie nun die Jesuiten herausgetrieben, sie hätten ihnen auch zahlen sollen was die Kirche gekostet hat, ich weis wohl was sie gekostet hat, und das Seminarium wie viele tausende |: indeß war er wieder den Vorhang hinaus, ich trat an den Vorhang sah an der Seite hinaus und hielt mich stille, er war auf der Kirchschwelle stehen geblieben :| der Kayser hats nicht gethan, der Papst hats gethan, 45 fuhr er fort mit dem Gesicht nach der Strase gekehrt und ohne mich zu vermuthen. Erst die Spanier, dann wir, dann die Franzosen |: er nannte noch einige :| Abels Blut schreyt über seinen Bruder Kain! – und so ging er die Treppe hinab immer mit sich redend die Straße hin.

Ich vermuthe daß es entweder selbst ein Jesuite, oder einer den sie erhalten war und der über den ungeheuern Fall des Ordens den Verstand mag verlohren haben, der nun jetzt kommt in dem leeren Gefäß die alten Bewohner zu suchen und nach einem kurzen Gebet ihren Feinden den Fluch zu geben. 46


Mein Begleiter zeigte mir mit Verwundrung ein Haus das man das Teufels haus nennt wozu in einer Nacht der Teufel die Steine nicht nur hergebracht sondern es auch aufgebaut haben soll. Das Teuflischte daran bemerckte er aber nicht das ist: daß es das einzige Haus von einem guten Geschmacke ist das ich in Trient gesehn habe. Es ist aus einer alten Zeit aber gewiß von einem guten Italiäner aufgeführt. 47


Abends um 5 Uhr ab nach Roveredo.

Wieder das Schauspiel von gestern Abend und die Heuschrecken die gleich bey Sonnenuntergang zu schrillen anfingen. Man fährt wohl eine Meile von der Stadt zwischen Mauern 48 über welche die Traubengeländer sich sehen laßen, andre die nicht hoch genug sind hat man mit Steinen, Reisig und andern Künsten erhöht um das Abrupfen 49 der Trauben den Vorbeygehenden zu wehren, viele Besitzer 50 besprengen die vordersten Reihen mit Kalck der die Trauben 51 dem Essen unangenehm macht und dem Magen feind ist, dem Wein aber nicht schadet, 52 weil er durch die Gährung wieder heraus muß. Das 53 schöne Wetter dauert fort. Es war sehr heiß als ich um 3 Uhr vor die Stadt und auf die Brücke spaziren ging. Mir 54 ists wie einem Kinde, das erst wieder leben lernen muß. Es macht schon hier niemand mehr die Thüren zu, die Fenster stehn immer offen pp

Es hat kein Mensch Stiefeln an, kein Tuch Rock zu sehn. Ich komme recht wie ein nordischer Bär vom Gebirge. Ich 55 will mir aber den Spas machen mich nach und nach in die Landstracht zu kleiden.

  1. Komma nach nicht erg  ↑
  2. fortwollte und > fortwollte? es  ↑
  3. auch → also  ↑
  4. er → es  ↑
  5. Punkt erg  ↑
  6. Punkt erg  ↑
  7. bei bergunter Ansatz zu einem B  ↑
  8. Komma nach langsamer erg  ↑
  9. Gegenstäd → Gegenstände  ↑
  10. mi → man  ↑
  11. hören → Hören  ↑
  12. Komma erg  ↑
  13. Komma nach war erg  ↑
  14. ein milder sanfter Himmel, → eine milde sanfte Luft  ↑
  15. hügel → Hügel  ↑
  16. In > U > Uber  ↑
  17. langen niedrigen > lange niedrige  ↑
  18. Foomentass → Fromentass  ↑
  19. schi → wächst  ↑
  20. Sie bis gedacht. erg  ↑
  21. Komma erg  ↑
  22. Zeillang → Zeitlang  ↑
  23. lebte, die > lebte. Die  ↑
  24. Tucher > Tücher  ↑
  25. der → den  ↑
  26. Geburgen > Gebürgen  ↑
  27. ist, > ist;  ↑
  28. Komma erg  ↑
  29. haben, erg  ↑
  30. Punkt erg  ↑
  31. dichtirte > dicktirte  ↑
  32. an, sie > an, es  ↑
  33. erg  ↑
  34. Nuß und Quittenbäume erg  ↑
  35. wachst > wächst  ↑
  36. heinrich > Heinrich  ↑
  37. abend > Abend  ↑
  38. kan > kann  ↑
  39. ausnahme > Ausnahme  ↑
  40. was > die  ↑
  41. Trient erg  ↑
  42. Je×× → Jesuiten  ↑
  43. eine eiserne → ein eisernes  ↑
  44. Komma nach Vorkirche anscheinend erg  ↑
  45. Komma anscheinend erg  ↑
  46. danach Rest des Blattes, ca zwei Zeilen, unbeschrieben  ↑
  47. danach kleiner Rest des Blattes, ca eine Zeile, unbeschrieben  ↑
  48. Mauren > Mauern  ↑
  49. abrupfen > Abrupfen  ↑
  50. besitzer > Besitzer  ↑
  51. T× → Tr → Trauben  ↑
  52. Komma nach schadet erg  ↑
  53. das > Das  ↑
  54. mir > Mir  ↑
  55. Gebirge ich > Gebirge. Ich  ↑

H: GSA 27/9


Das Tagebuch ist durchweg von Goethe eigenhändig geschrieben, mit unterschiedlich kräftiger schwarzer und blasserer, bräunlicher Tinte. Es besteht aus fünf »Stücken«, vergilbten Quartblättern von leicht differierender Größe: ca 142–170 × 207–215 mm.

Jedes »Stück« ist foliiert. Lose am Ende beiliegend zwei Blätter: der zum »Dritten Stück« gehörende Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr (siehe S. 220) und ein Entwurf dazu.

Nicht enthalten sind bei den fünf »Stücken« die Zeichnungen, die Goethe auf Extrablättern anfertigte und teilweise im Tagebuch, anfangs mit Nummern versehen, angab; siehe den Abschnitt: Zum »Reise-Tagebuch 1786« gehörige separate Zeichnungen (S. 568–569).

Wie alle Freunde Goethes war zwar auch Charlotte von Stein über sein Reisevorhaben uninformiert geblieben, aber ihr allein wandte er sich im »Reise-Tagebuch« zu, das er ihr ausdrücklich widmete (siehe S. 175, 23) und am 18. September 1786 erstmals brieflich ankündigte (WA IV 8, 23): Ich habe ein treues Tagbuch geführt und das Vornehmste was ich gesehn was ich gedacht aufgeschrieben und nach meiner Rechnung kannst du es in der Mitte Oktbr. haben. 〈…〉 Sag aber niemanden etwas von dem was du erhältst. Es ist vorerst ganz allein für dich. Der geschätzte Empfangstermin deutet darauf hin, daß Goethe zunächst »Stück« 1 und 2 des Tagebuchs übersenden wollte. Dann scheint er sich anders besonnen und es erst aus Venedig, ergänzt um »Stück« 3 und 4, abgeschickt zu haben (siehe Tgb 13. Oktober; S. 286, 8–10). Am 14. Oktober 1786 beauftragte er seinen Diener Philipp Friedrich Seidel brieflich (WA IV 8, 36): Sage der Frau von Stein: das versprochene Tagebuch würde später kommen, weil es nicht mit der Post, sondern mit Fuhrleuten ginge. Diese Sendung aus Venedig stand jedoch am Jahresende versehentlich noch ungeöffnet in Goethes Haus (vgl seinen Brief an Philipp Friedrich Seidel vom 30. Dezember 1786), so daß seine Absicht, Frau von Stein schnellstmöglich eingehend zu informieren, verfehlt wurde, und er bereute (Brief vom 17.–20. Januar 1787; WA IV 8, 139): Warum schickt ich dir nicht das Tagebuch von jeder Station! Das fünfte und letzte »Stück« sandte Goethe am 12. Dezember aus Rom (siehe S. 318, 12–15), nachdem sich sein Vorhaben, das Tagebuch dort fortzuführen, nicht hatte verwirklichen lassen (an Charlotte von Stein, 7.–11. November 1786; WA IV 8, 47): 〈…〉 hier ⟨in Rom⟩ wollt ich es fortsetzen allein es ging nicht. Auf der Reise rafft man auf was man kann, jeder Tag bringt etwas und man eilt auch darüber zu dencken und zu urtheilen. Hier kommt man in eine gar große Schule, wo Ein Tag soviel sagt und man doch von dem Tage nichts zu sagen wagt. Und nochmals an Charlotte von Stein (17.–20. Januar 1787; WA IV 8, 139–140): In Rom konnt ich nicht mehr ⟨Tagebuch⟩ schreiben. Es dringt zu eine grose Masse Existenz auf einen zu, man muß eine Umwandlung sein selbst geschehen laßen, man kann an seinen vorigen Ideen nicht mehr kleben bleiben, und doch nicht einzeln sagen worinn die Aufklärung besteht.

Die Intention, die in Weimar verbliebene Empfängerin des Tagebuchs fortlaufend zu informieren, verband Goethe damit, sich selbst Aufzeichnungen für spätere Verwendungszwecke zu machen. Deshalb gab er Charlotte von Stein kund (14. Oktober 1786; WA IV 8, 30–31): Anfangs gedacht ich mein Tagebuch allgemein zu schreiben, dann es an dich zu richten und das Sie zu brauchen damit es kommunikabel wäre, es ging aber nicht es ist allein für dich. Nun will ich dir einen Vorschlag thun. / Wenn du es nach und nach abschriebst, in Quart, aber gebrochne Blätter, verwandeltest das Du in Sie und liesest was dich allein angeht, oder du sonst denckst weg; so fänd ich wenn ich wiederkomme gleich ein Exemplar in das ich hinein korrigiren und das Ganze in Ordnung bringen könnte. Umfassend redigiert wurde das »Reise-Tagebuch 1786« erst zwischen Ende 1813 und 1815 für den Abdruck innerhalb der Autobiographie »Aus meinem Leben. Zweyter Abtheilung Erster Theil: Italienische Reise. Auch ich in Arkadien« (Stuttgart, Tübingen 1816; der Titel »Italiänische Reise« erst in: Goethe’s Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Bd 27. Stuttgart und Tübingen 1829). Nach der Rückkehr von Italien benutzte Goethe es teilweise als Quelle für seine Artikelserie »Auszüge aus einem Reisejournal«, die 1788–1789 anonym in Wielands Zeitschrift »Der Teutsche Merkur« erschien.

Eine nach Goethes brieflichem Vorschlag angefertigte oder eine andersartige Abschrift muß zustande gekommen sein, denn er verweigerte sie Herder, der sie für seine Italienreise erbeten hatte: Die Abschrift meines Reise Journals gäbe ich höchst ungerne aus Händen, meine Absicht war sie ins Feuer zu werfen. (Ende Juli/Anfang August 1788; WA IV 9, 8) Diese Absicht wurde wohl später noch verwirklicht, denn vom »Reise-Tagebuch 1786« ist keine Abschrift überliefert. Caroline Herder konnte es »nach 1791« lesen (HB 6, 311); ob abschriftlich oder original, läßt sich nicht ausmachen. Auch wann und wie Goethe seine Handschrift von Charlotte von Stein zurückerhalten hat, ist nicht mehr zu rekonstruieren.

Die fünf »Stücke« des Tagebuchs sind bis zum Herbst 1996 (bis zur Verfilmung für den unter D genannten Faksimiledruck) eingebunden gewesen in einem ca 3 mm dicken braun-beige marmorierten Pappeinband. In Golddruck steht auf dem Rücken des nun lose beiliegend aufbewahrten Einbandes, zwischen horizontalen Zierleisten, auf schwarzem Untergrund: »Italiänische / Reise. / 1786.« Genaues Alter des Einbandes und des Aufdrucks sind unbestimmbar. Sie scheinen aus der zweiten Hälfte des 19. Jh herzurühren. Die Innenseiten des Einbandes bestehen aus leicht grauem, gröberem Papier. Auf dem Nebenblatt der vorderen Innenseite steht rechts oben mit Rötel der Vermerk: 24.


Erstes Stück:

33 Quartblätter, ca 170 × 210 mm, einschließlich des Titelblatts. Vergilbtes Schreibpapier, am rechten Rand meist etwas ungerade beschnitten. Vertikal auf Mitte gebrochen.

Die Zählung, mit Bleistift und jeweils Vs rechts oben, beginnt nach dem Titelblatt und überspringt das folgende, unbeschriebene Blatt. Außerdem sind unbeschrieben: Titelblatt Rs, Bl 23 Rs (letztes Blatt der Note a), Bl 27 (zwischen Note c und Note d), Bl 31 Rs (Schlußblatt).

Auf ganzer Breite beschrieben ist Bl 18 (d. 9 Sept. 86 Abends. bis G; siehe S. 175,20–176,6). Ansonsten wurde zunächst nur die rechte Hälfte der gebrochenen Blätter beschrieben und die linke dann für Ergänzungen genutzt. Die Ergänzung d 6. S. (S. 169,9) wurde erst mit Bleistift geschrieben und dann mit Tinte nachgezogen.

Innerhalb des Textes auf Bl 26 Rs Zeichnung: Fig 1 und 2, 80 × 50 mm, Feder mit schwarzer Tinte (S. 180; Corpus V B, Nr 50).


Zweytes Stück:

35 Quartblätter, einschließlich des Titelblatts. Papier, Format und Brechung wie im »ersten Stück«.

Die Zählung, mit Bleistift und jeweils Vs rechts oben, beginnt auf dem Titel und dann neu auf dem Blatt mit dem Eintrag Trent d. 10 Sept. (S. 187). Dieses Blatt, wie auch das folgende, trägt zweifache Paginierung: 1 und 5 bzw. 2 und 6. Unpaginiert sind das Schlußblatt und je ein unbeschriebenes Blatt vor Bl 21 (vor Note a; S. 200) und vor Bl 24 (vor Note d; S. 202). Letzteres ist zudem am oberen Rand unaufgeschnitten.

Ferner sind unbeschrieben: Titelblatt Rs, Bl 2 Rs (Vs: Übersicht der Stationen) und Bl 3–4 der ersten Zähleinheit.

Auf ganzer Breite beschrieben ist Bl 26, Verzeichniß der Gebirgsarten (S. 204). Ansonsten überwiegend nur rechtsseitig beschrieben, in der linken Hälfte gelegentliche Ergänzungen. Bl 15 Vs Ergänzung mit Bleistift: unter dem 45 Gr. 50 Min (S. 196,25).

Innerhalb des Textes, auf der linken Hälfte von Bl 3 Rs (der zweiten Zähleinheit) stark verblaßte Zeichnung mit Bleistift (ca 100 × 75 mm; Faksimile auf S. 189; Corpus VI A, Nr 273, dazu der Vermerk: »Nicht reproduzierbar.«; auch in WA III 1 nicht abgebildet), zur Veranschaulichung des Satzes (S. 188,14–16): Uber lange niedrige Lauben sind die Stöcke gezogen und die blauen Trauben hängen gar zierlich und reich von der Decke herunter.


Drittes Stück:

53 paginierte Kleinquartblätter und unpaginiertes Titelblatt; geripptes Papier, auf voller Breite beschrieben, nur schmaler linksseitiger Rand. Format bis Bl 29: ca 153 × 215 mm; ab Bl 30: ca 142 × 207 mm.

Die Paginierung, mit Bleistift und jeweils Vs rechts oben, springt von 15 auf 17. Das unpaginierte Bl 16 (150 × 217 mm) mit der inkorrekten, nicht eigenhändigen Bleistiftaufschrift »gehört zu pag 66 Rückseite« und mit dem Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr (S. 220) »fand sich, nebst einem ⟨mittels Bleistift ausgeführten⟩ Entwurf auf grauem Packpapier ⟨ca 210 × 270 mm⟩, lose in einem kleinen dies Thema umfassenden Convolut vor« (WA III 1, 366). Der mit Zirkel und Tinte gezogene Vergleichungs Kreis hat einen Durchmesser von 49 mm, der handgezeichnete unregelmäßige Entwurfskreis von ca 85 mm. Die Stundenangaben im Kreis und die darüber bzw darunter stehenden Worte Mittag und Mitternacht sind mit Bleistift eingetragen. Der Entwurf ist stark vergilbt und liegt zusammen mit Bl 16 der Handschrift zum »Reise-Tagebuch 1786« am Ende gesondert bei.

Unbeschrieben sind Titelblatt Rs, Bl 15 Rs (nach: Ein Caligula pp. ⟨S. 219,15⟩), Bl 20 Rs (nach: und wird in der Zukunft dienen. ⟨S. 225,4–5⟩), Bl 21 Rs (nach Nr 35 im Verzeichniß der mitgenommen Steine. ⟨S. 225,19⟩) und am Ende Bll 47 Rs bis 53.

Auf Bl 17 Vs mit Bleistift die Ergänzung in der ietzigen Jahrszeit (S. 221,25).

Innerhalb des Textes auf Bl 33 Vs Zeichnung, 35 × 37 mm, Feder mit schwarzer Tinte (S. 233; Corpus VI A, Nr 118).


Viertes Stück:

61 Kleinquartblätter, ca 143 × 210 mm. Papier und Zeilenbreite wie »Drittes Stück«.

Die Zählung, mit Bleistift vorgenommen, beginnt nach dem Titelblatt und befindet sich bis Bl 54 rechts oben, dann links unten.

Leer sind Titelblatt Rs, ein unpaginiertes Blatt nach Bl 8 (nach: Schon die drey Tage die ich hier bin; S. 254,11) und Bll 55 Rs, 56 Rs und 57 Rs bis 59. Mit Bleistift ergänzt auf Bl 31 Vs (S. 271,3): (Erygnium maritimum.)

Zeichnungen innerhalb und am Ende des Textes:

Bl 6 Rs (S. 252): Säulen der Kolonnaden des Dogenpalastes in Venedig, 22 × 40 mm, Feder mit schwarzer Tinte; Corpus VI A, Nr 136.

Bl 23 Rs (S. 262): Gebälk vom Tempel des Antoninus und der Faustina in Rom, ca 165 × 143 mm, durchkopierte Umrißzeichnung nach Palladio (siehe Erläuterung 263,7–8) mit Bleistift, stark verblichen; Corpus VI A, Nr 132 (mit dem Vermerk: »Nicht reproduzierbar.«); auch in WA III 1 nicht abgebildet.

Bl 55 Vs (S. 287): Avocato Reccaini. Ca 210 × 143 mm, Bleistift und Feder mit Tusche und Bister; mit Tinte betitelt, mit Bleistift der Zusatz ad pag. 15. (= S. 258,20–24); Corpus VI A, Nr 119; in WA III 1 nicht abgebildet.

Bl 56 Vs (S. 288): Profil der Mauern bey Palestrina. 60 × 143 mm, gezeichnet und betitelt mit Feder und Bister; mit Bleistift der Zusatz ad pag. 43. (= S. 278,33–279,4); Corpus VI A, Nr 137; in WA III 1 nicht abgebildet.


Fünftes Stück:

36 Kleinquartblätter, einschließlich des Titelblatts, bis Bl 26 ca 146 × 214 mm, ab Bl 27 ca 143 × 210 mm. Papier und Zeilenbreite wie »Drittes Stück«. Paginierung mit Bleistift und jeweils Vs links unten.

Unbeschrieben sind Titelblatt Rs, Bl 2 (gleich auf das Titelblatt folgend), Bl 34 Rs (nach dem letzten Tgb-Eintrag), Bl 35 Rs (nach Gesteinsverzeichnis) und Bl 36.

Auf Bl 16 Vs mit Bleistift erg 8 und NB auch findet sich reiner Gypsspat 9 (S. 303,11). Außerdem im gesamten »Stück« zahlreiche Korrekturen mit Bleistift.


Notizen und Entwürfe zu H:

Auswahlweise mitgeteilt innerhalb der Paralipomena zu IR 1 in WA I 30, 297–300. Zu ihnen gehört auch der unter »Drittes Stück« angeführte Entwurf zum (S. 220 abgebildeten) Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr.


D:

Friedrich Wilhelm Riemer: Mittheilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841. S. 208–213 und 219 (zitathafte Auszüge)

SchrGG, Bd 2: Tagebücher und Briefe Goethes aus Italien an Frau von Stein und Herder. Mit Beilagen. Hrsg von Erich Schmidt. Weimar 1886. S. 9–214 (vollständiger Erstdruck, aber ohne die zum »Reise-Tagebuch 1786« gehörigen separaten Zeichnungen)

WA III 1, 143–331, udT: Tagebuch der Italiänischen Reise für Frau von Stein. (ohne die dazugehörigen Gesteinsverzeichnisse und separaten Zeichnungen)

Johann Wolfgang Goethe: Reise-Tagebuch 1786 (Italienische Reise). Bd 1–2. Hrsg von Konrad Scheurmann und Jochen Golz mit Transkription von Wolfgang Albrecht. Mainz 1997 (Faksimiledruck von H ohne die separaten Zeichnungen und ein Beiheft, lose beiliegend das Blatt mit dem Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr und der Entwurf dazu)



Zum »Reise-Tagebuch 1786« gehörige separate Zeichnungen


Einen Teil der Zeichnungen, die auf der Reise nach Rom entstanden, numerierte Goethe und sandte sie zusammen mit dem »Reise-Tagebuch«, worin sie – meist mit Nummernangabe – erwähnt sind, an Charlotte von Stein. 1788, nach der Heimkehr, vereinigte er die Hauptmasse der in Italien angefertigten Zeichnungen zu einem gehefteten Sammelband (beschrieben von George von Graevenitz in: GJb 1911, S. 12–18), zu dessen erster Abteilung die nachfolgend aufgelisteten Zeichnungen gehört haben. Dieser Sammelband ist dann, zwischen den beiden Weltkriegen, im Zuge von Neuordnungen des Goethe-Nachlasses aufgelöst worden.

Der nachstehenden Abfolge entsprechend finden sich die Zeichnungen, als Abbildung 1–15, nach S. 321 des Textbandes.

Wenn nicht anders angegeben, sind die Beschriftungen eigenhändig mit Bleistift.


No 1 Posthaus Zwota

MSWK: InvNr 145. Corpus II, Nr 1.

174 × 305 mm, blaugraues Papier mit Stockflecken. Bleistift, Kohle. Beschriftung Rs.


No 2 Donau

MSWK: InvNr 146. Corpus II, Nr 5; dort betitelt: Donau bei Regensburg.

186 × 316 mm, weißes Papier. Bleistift (gelöscht), Feder mit Tusche.


No. 2b Donau

MSWK: InvNr 146 Rs. Corpus II, Nr 5; dort betitelt: Kalkfelsen bei Saal a. d. Donau.

Auf No. 2 Rs. Bleistift.


3. Cochl

MSWK: InvNr 147. Corpus II, Nr 7; dort betitelt: Kochelsee-Ufer.

186 × 307 mm, weißes Papier, stark vergilbt. Bleistift.


No 3b gegen den Cochl. See

MSWK: InvNr 147 Rs. Corpus II, Nr 7; dort betitelt: Kochelsee-Ufer von entfernterem Standpunkt.

Auf No 3 Rs. Bleistift.


No 4 Am Walch See

MSWK: InvNr 148. Corpus II, Nr 9; dort betitelt: Walchensee-Ufer.

174 × 308 mm, blaugraues Papier mit Stockflecken. Bleistift. Beschriftung Vs.


No. 5 Cirl

MSWK: InvNr 149. Corpus II, Nr 10; dort betitelt: Vom Gebirge umschlossenes Tal bei Zirl.

174 × 309 mm, blaugraues Papier mit Stockflecken. Bleistift. Beschriftung Vs.


Brenner

MSWK: InvNr 150. Corpus II, Nr 11; dort betitelt: Gegen den Brenner. (Es ist aber nur noch der Name zu erkennen.)

186 × 305 mm, braunes Papier. Bleistift, Kohle. Beschriftung Vs (Titel) und RS: 6.


Brenner

MSWK: InvNr 152 Rs. Corpus II, Nr 12; dort betitelt: Brennerpaß.

188 × 306 mm, stark vergilbtes, einst weißes Papier. Bleistift. Bei der Beschriftung noch eine unleserliche Zahlenangabe.


Roveredo

MSWK: InvNr 151. Corpus II, Nr 13; dort betitelt: Rovereto a. d. Etsch.

186 × 315 mm, weißes Papier. Bleistift, Feder mit Tusche, Tuschlavierung. Beschriftung Rs (Titel) und Vs: 7. (Rs findet sich ferner die kaum noch erkennbare Skizze einer mehrjochigen Brücke.)


Hafen von Torbole

MSWK: InvNr 156. Corpus II, Nr 15; dort betitelt: Hafen Torbole am Gardasee.

188 × 306 mm, vormals weißes und jetzt stark vergilbtes Papier. Bleistift. Beschriftung Rs (Titel) und Vs: 8.


Lago di Garda

MSWK: InvNr 153. Corpus II, Nr 14; dort betitelt: Gardasee, vom Hafen Torbole gesehen.

188 × 306 mm, vormals weißes und jetzt stark vergilbtes Papier. Bleistift. Beschriftung Rs (Titel) und Vs: 9.


L. d. G.

MSWK: InvNr 152. Corpus II, Nr 12; dort betitelt: Gardasee mit Riva, Monte Brione und Torbole.

188 × 306 mm, weißes Papier mit braunen Farbflecken. Bleistift. Beschriftung Vs: Titel und 10.


Castel di Malsesine al Lago di Garda

MSWK: InvNr 154. Corpus II, Nr 16; dort betitelt: Castell Malcesine am Gardasee.

186 × 309 mm, ursprünglich weißes, vergilbtes Papier. Bleistift. Beschriftung Vs: Titel und 11.


Venedig

MSWK: InvNr 155. Corpus II, Nr 22; mit gleichem Titel.

187 × 314 mm, graubraunes Papier mit Stockflecken. Bleistift, schwarze Kreide. Beschriftung Rs. Laut WA III 1, 364 muß früher noch die Bezifferung erkennbar gewesen sein: 12.

erstes Stück] Vom »Reise-Tagebuch 1786«.

die Herberge bis Mein Wirth] Siehe zu 174,19.

treißenden] Von dreißen oder auch dreuschen: strömen.

Etsch Fluß] Vielmehr die Eisack, die unterhalb Bozens in die Etsch mündet.

völlige Everdingen] Ansichten im Stile des niederländischen Landschaftsmalers und Radierers, von dem Goethe höchst angetan war (an Johann Heinrich Merck, Ende März 1781, WA IV 5, 100: Seit ich diesen Menschen kenne, mag ich weiter nichts ansehn.) und 1781 und 1783 zahlreiche Blätter erworben hatte.

der Schuhu] Fliegendes zauberisches Nachtwesen; eigentlich die Adlereule.

Pfirschen] Pfirsichen.

Nordwärts] Vielmehr westwärts.

Mittag] Süden.

Uber lange bis herunter] Dazu eine Zeichnung Goethes, sehr stark verblaßt, S. 189.

das Türckische Korn] Siehe zweite Erläuterung zu 179,6.

oben gedacht] S. 179,8–10.

Fus] Siehe zu 171,27.

zaseliche] Faserige.

absichtliches] Planvolles, zweckmäßiges (vgl GWb 1, 166).

Durchschnitt] Durchmesser.

Regensburg bis Wirthshauses] Siehe zu 165,21.

Comme bis Salomon] »So wie die Pfirschen und Melonen / Sind für den Schnabel der Baronen, / Sind Geißel und Stock der Narren Los, / Wie’s steht in den Sprüchen Salomos.« (Übersetzt von Christian Schuchardt, in: Goethe’s Italiänische Reise. Mit Einleitung und Bericht über dessen Kunststudien und Kunstübungen bis zum Antritt derselben. Hrsg von C. S. Bd 1. Stuttgart 1862, S. 71.) Sprüche Salomonis 26, 3: »Dem Roß eine Geißel und dem Esel einen Zaum und dem Narren eine Rute auf den Rücken.«

In unsern statistischen Zeiten] Die Statistik hatte sich um 1770 als eigenständige Wissenschaft durchgesetzt. Ihre Beliebtheit zeigte sich unter anderem darin, daß sie Eingang in die zeitgenössische Reiseliteratur fand.

fol] Ergänze: 2; hier 185,16

Haidekorn] Buchweizen; siehe Note e, S. 204–205.

Attich] Zwerg- oder Ackerholunder.

sich bewegenden Heinrich Roos] Der Frankfurter Maler war besonders wegen seiner Tier- und Hirtendarstellungen in Ruinenlandschaften geschätzt.

Vaterländische] Italien als (lang ersehntes) Vaterland, in bemerkenswerter Abgrenzung von Deutschland.

Mittag] Süden; südliche Gegenden der Nordhalbkugel.

in den angehängten Noten] S.200–205.

In der Kirche] Santa Maria Maggiore, errichtet Anfang des 16. Jh, kurz vor Eröffnung des Tridentiner Konzils (siehe übernächste Erläuterung).

ein Bild] Von Elia Naurizio, aus dem Jahre 1633.

das versammelte Concilium] Das Tridentiner Konzil fand, mit längeren Unterbrechungen und einigen Ortswechseln, zwischen 1545 und 1563 statt. Ab 1551 gewannen die Jesuiten größeren Einfluß auf die Beschlüsse, mit denen alles Protestantische strikt abgewehrt wurde.

des Jesuiten Generals] Ignaz Loyolas.

Jesuiten Kirche] San Francesco Saverio, errichtet gegen Ende des 17. Jh.

Vesperzeit] Späterer Nachmittag, zu dem auch Gottesdienste stattfanden.

den bekannten Kirchen] Zu ergänzen: der Jesuiten.

die Jesuiten herausgetrieben] Ihr Orden wurde 1773 von Papst Clemens XIV. verboten, nachdem sie bereits aus Portugal (1759), Frankreich (1764), Spanien sowie Malta, Neapel und Parma (1767) verbannt worden waren. Papst Pius VII. restituierte den Jesuitenorden 1814.

der Kayser] Joseph II., zu dessen Herrschaftsbereich Trient gehörte. Er unternahm Anfang der achtziger Jahre im Rahmen seines aufklärerisch reformerischen Absolutismus Versuche zur Umgestaltung und Aufhebung von Klöstern.

der Papst hats gethan] Vgl zu 193,28.

Erst bis Franzosen] Vgl 193,28.

Abels Blut schreyt über seinen Bruder Kain] Mit dem archetypischen, alttestamentlichen Brudermord (1. Mose 4) wird hier das Vorgehen gegen die Jesuiten verglichen.

Mein Begleiter] Wohl ein Fremdenführer.

das Teufels haus] Casa del diavolo (Palazzo Galasso, heute Palazzo Zambelli), um 1600 für die Augsburger Kaufmannsfamilie Fugger errichtet, während des 17. Jh im Stil Palladios umgebaut und deshalb nach Goethes Ansicht von einem guten Geschmacke (S.194,12). Ein anderes »Teufelshaus«, das heißt der Legende nach vom Teufel über Nacht errichtetes Gebäude, hat Goethe in Vicenza gezeichnet (Feder mit Tusche, unbetitelt; Corpus III, Nr 2), aber weder im Tgb noch in IR 1 erwähnt.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 11.9.1786 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_1097.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 187–194 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. – (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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