Goethes Briefe: GB 2, Nr. 1
An Esther Maria Margarete Moritz und an Unbekannt?

〈Frankfurt a. M. , 1772 oder Anfang 1773?〉 → 〈Frankfurt a. M.〉

〈Druck〉


Liebe Freundinnen leßt hübsch flinck – denn ich muß künftigen Samstag die Zeitung weiter spediren. Lebt wohl! und behaltet mich lieb.

Goethe.

Die Datierung ist unsicher. Wenn mit der erwähnten Zeitung ( 3,2 ) die FGA gemeint sind, könnte der Brief ins Jahr 1772 oder auch in den Anfang des Jahres 1773 gehören (vgl. zu 4,17 ).

Die Zuschreibung des Briefes an die Adressatin Esther Maria Margarete Moritz stützt sich auf den Inhalt und die Angaben zur Herkunft der Handschrift aus dem Stockschen Familienbesitz (vgl. Überlieferung). Es ist anzunehmen, dass die kurze Nachricht innerhalb des Frankfurter Freundeskreises verschickt wurde. Als eine der Adressatinnen kommt die älteste Tochter des mit Goethes Familie befreundeten Legationsrates Johann Friedrich Moritz in Frage, die 1778 den Frankfurter Geschäftsmann Jakob Stock heiratete (vgl. die einleitende Erläuterung zum vorliegenden Brief). Aus dem Nachlass der Familie Stock, deren Oberhaupt der Ehemann Esther Maria Margaretes war, stammt der vorliegende Brief. Bisher wurde als weitere Adressatin eine der Schwestern Esther Maria Margaretes vermutet (so in: DjG​3 3, 412, zu Nr 126). Die beiden Schwestern Marianne Luise Elisabeth und Maria Christiane waren damals aber erst 14 und vier Jahre alt, die jüngere ist demnach als Mitadressatin auszuschließen, auch die 14-Jährige kommt vermutlich nicht in Frage. – Eine zweite Adressatin könnte dagegen Catharina Elisabeth Moritz gewesen sein, 1752 geboren; sie war keine Schwester, sondern wahrscheinlich eine Cousine Esther Maria Margaretes (vgl. Otto Brandt: Aus Briefen der Frankfurter Familien Moritz und Stock / der Freunde des Goethehauses 1791–1851. o. O. und o. J., S. 6 f. [Separatdruck aus den Neuen Heidelberger Jahrbüchern. Jg 1927]).

H: Verbleib unbekannt; 1898 aus dem Stockschen Familienbesitz in das Antiquariat von J. St. Goar in Frankfurt gelangt (Angaben nach WA IV 30, 246).

E: WA IV 30 (1905), 195, Nr 8208 (Carl Schüddekopf).

Textgrundlage: E.

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.

Esther Maria Margarete Moritz (1755–1825), eine der mutmaßlichen Adressatinnen des vorliegenden Briefes, gehörte zu den Frankfurter Jugendfreundinnen Goethes. Ihr Vater, der Legationsrat Johann Friedrich Moritz, war der jüngere Bruder des Kanzleidirektors Heinrich Philipp Moritz, der mit seiner Familie ab etwa Mitte 1761 in der Beletage im Elternhaus Goethes am Großen Hirschgraben wohnte (weiter vgl. GB 1 II, zweite Erläuterung zu 31,1 ). Der Legationsrat Moritz, im 4. Buch von „Dichtung und Wahrheit“ als gebildeter Weltmann mit vielfältigen geistigen Interessen geschildert, soll Goethe u. a. Mathematikunterricht erteilt haben (vgl. AA DuW 1, 99 f.). Im September 1769 besuchte Goethe mit ihm die Herrnhuter Brüdergemeine in Marienborn. – Die Freundschaft Goethes zu Esther Maria Margarete Moritz verh. Stock ist durch verschiedene Zeugnisse belegt. So hat sich im FDH/FGM ein Stammbuchblatt vom 1. Januar 1806 mit Versen Goethes (WA I 4, 232) erhalten, die er Seiner Jugendfreundinn der Frau Senator Stock widmete (WA I 5.2, 137 f.). Auch nach ihrer Heirat mit dem Frankfurter Kaufmann und Schöffen Jakob Stock blieb Goethe ihr und ihrem Mann freundschaftlich verbunden. Er besuchte sie während seiner Aufenthalte in Frankfurt im August 1797 sowie im September 1814. Überliefert sind ein Brief Goethes an Esther Maria Margarete Stock vom 17. April 1807 (WA IV 19, 309 f., Nr 5351) und drei Briefe von ihr an Goethe aus den Jahren 1809, 1814 und 1816 (vgl. RA 5, 397, Nr 1141; RA 6, 436, Nr 1279; RA 7, 143, Nr 334). – Über Goethes Beziehungen zur Familie Moritz vgl. auch GB 1 II, einleitende Erläuterung zu Nr 15 .

die Zeitung weiter spediren] Gemeint sein könnten die FGA. Wie vor allem die Briefe an Johann Christian Kestner belegen, hat Goethe 1772/73 wiederholt Exemplare der FGA an Freunde und Bekannte versandt (vgl. u. a. GB 1 I, 237,18 ; 239,9–10 ; 240,7 ).

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 1 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR001_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 3, Nr 1 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 3–4, Nr 1 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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